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  16.05.2010, 09:30    

Zeitalter der Globalisierung: Das Trilemma der Weltwirtschaft

Kommentar Die Griechenland-Krise beweist, dass Globalisierung, Demokratie und nationale Souveränität nicht miteinander vereinbar sind. Europa muss sich nun entscheiden, welches der drei Ziele es aufgeben will. von Dani Rodrik
Dani Rodrik ist Professor für Volkswirtschaft an der US-Universität Harvard. www.project-syndicate.org
Das Hilfspaket, das die griechische Regierung endlich von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds erhalten hat, gibt ihr den benötigten Spielraum, um die schwierige Aufgabe zu bewältigen, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Ungewiss bleibt, ob das Paket verhindert, dass Spanien und Portugal in ähnlicher Weise in die Knie gehen. Egal, wie die Sache ausgehen wird, fest steht, dass das griechische Debakel der EU ein blaues Auge verpasst hat.
Dani Rodrik   Dani Rodrik
In ihrem Kern ist die Krise ein weiterer Beleg für das Phänomen, das ich "das politische Trilemma der Weltwirtschaft" nenne: wirtschaftliche Globalisierung, Demokratie und der Nationalstaat sind nicht miteinander vereinbar. Wir können höchstens zwei gleichzeitig haben.
Die Geschichte der Weltwirtschaft verdeutlicht dies: Das erste Zeitalter der Globalisierung, das bis 1914 andauerte, war nur so lange erfolgreich, wie Wirtschafts- und Geldpolitik von innenpolitischen Ansprüchen unberührt blieben. Diese Politik konnte sich ganz den Anforderungen des Goldstandards und der freien Mobilität des Kapitals unterwerfen.
Doch sobald das Wahlrecht ausgeweitet wurde, organisierte sich die Arbeiterklasse, Politik für die Massen wurde zur Norm - und wirtschaftliche Ansprüche im Inland begannen, mit externen Regeln und Beschränkungen zu konkurrieren. Beispielhaft dafür ist Großbritanniens kurzzeitige Rückkehr zum Gold zwischen den beiden Weltkriegen. Der Versuch, das Globalisierungsmodell aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wiederherzustellen, scheiterte 1931, als sich die britische Regierung aus innenpolitischen Gründen für Deflationsbekämpfung entschied und die Goldorientierung damit aufgab.
Die Architekten des Bretton-Woods-Systems behielten diese Lektion im Hinterkopf, als sie das Währungssystem der Welt 1944 neu gestalteten. Sie wussten, dass demokratische Länder Spielraum für ihre Geld- und Steuerpolitik brauchten. Daher zogen sie lediglich eine "begrenzte" Globalisierung in Betracht, bei der die Kapitalströme auf langfristige Kredite beschränkt waren. Das System brach in den 70er-Jahren zusammen. Der Grund war die Unfähigkeit oder der Unwillen - was zutrifft, ist nicht ganz klar - der führenden Regierungen, die steigende Flut von Kapitalströmen zu steuern.

Teil 2: Verlust der Nationalstaatlichkeit

  • 16.05.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
  • 17.05.2010 22:18:04 Uhr   Bohfinger: Gruß der Verfassungsväter (1/2)

    TEIL 1 von 2 - Gruß der Verfassungsväter!

    Bevor man das EU-"Trilemma" über weiteres "ultima ratio" löst und die Demokratie weiter abschafft (um nur noch in geheimen Rats- und Kommisions-Kaffekränzchen der EU zu kungeln), wäre ein simpler Plan mit 22.Punkten schneller und effizienter:

    1. "EURO"-Rettungspaket sofort stoppen (geplant 2000.Mrd und nicht 750.Mrd!), es gibt keinen "Angriff der Spekulanten" auf "unseren Euro", sondern eine reine Refinanzierungskrise der irren Staatsschulden *aller* EU-Staaten in Krisenzeiten (inkl.DE/FR)!
    Ein Rettungspaket soll hier nur 100% der Staatsanleihen der Banken mit Steuergeldern auskaufen und damit die Bankverluste auf EU-Steuerzahler übertragen (und diese durch hohe Inflation bzw. dazu voll äquivalenten gravierenden Steuer-/Abgabenerhöhungen und Abbau der Sozialsysteme weiter enteignen)!

    2. Investmentbanken in Kredit- und Investmentteile zerschlagen, Größe auf zum Bundeshaushalt klein anteilige Bilanzsumme beschränken (damit der Staat solche Bank ggf. noch überhaupt stützen kann - Bilanzsumme der Deutschen Bank mit Eigenkapital von gerade 1-3% entspricht den 11-fachen realen Steuerjahreseinnahmen des Bundes)!

    3. gemeinsam koordinierte Umschuldung aller EU-Staatsschulden mit einem Haircut für Banken/Versicherungen von mind. 50% - bei Weigerung die PIIGS-Staaten für bankrott erklären, dann sind alle Banken 100% pleite - das dürfte das Entgegenkommen zur gütlichen Einigung fördern!

    4. Investmentteile der Banken bei resultierender Überschuldung ohne Hilfen sofort einstampfen, die natürlichen Guthaben/Verbindlichkeiten der Kredit-Teilbanken auf die EZB garantiert übertragen!

    5. Refinanzierung der Staatsschulden nur durch Zentralbanken zinslos abwickeln, die "eingesparten" Zinsen an refinanz. Investmentbanken zur Schuldentilgung festschreiben - marktwirtschaftlich unsinniger als das jetzige Vorgehen ist dies auch nicht und die Bankenabhängigkeit fällt weg!

    6. Den Euroraum kurzzeitig aussetzen, Paritäten zwischen den EU-Staaten wiederherstellen, anschließend den Euroraum mit einer einheitlichen Wirtschaftsregierung (gem. Lohn-, Arbeits-, Sozial-, Fiskalpolitik) unter einer starken und primären parlamentarischen Kontrolle wiederherstellen!

    7. sämtlichen Finanzmarkt-Deregulierungsgesetze der Rot-Grünen Koalition und der Großen Koalition in Deutschland mit einem Gesetz wieder aufheben!

    8. CDS-Wetten, Leerverkäufe, Zweckgesellschaften, Steueroasen sofort komplett ohne Abstriche verbieten, Eigenkapitalquoten über 7.Jahre auf 30%!

    9. volle persönliche Haftung (ohne Rückversicherung!) für Management/Führung bei Banken/Versicherungen und auch Industrieunternehmen analog dem Geschäftsführer in Personengesellschaften!

    10. hohe prozentuale Vermögensabschöpfung als Strafe für Unternehmen/Institutionen und auf sie abgestimmtes Insolvenzrecht - was "Tagessätze" für "kleinen Mann" immer schon Recht waren, kann hier bedenkenlos übernommen werden!
    ..

  • 17.05.2010 22:12:49 Uhr   Bohfinger: Gruß der Verfassungsväter (2/2)
  • 16.05.2010 19:03:11 Uhr   Slion: Wirkliche Ursache...
  • 16.05.2010 17:13:46 Uhr   Bohfinger: Gruß der Verfassungsväter (1/2)
  • 16.05.2010 17:03:17 Uhr   Bohfinger: Gruß der Verfassungsväter (2/2)
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