Nemsic verlässt russische VimpelCom

Nach nur 14 Monaten tritt der Ex-Chef der Telekom Austria bei der VimpelCom ab. Dahinter stecken Kompetenz-Streitigkeiten.

Nemsic: Rückzug statt Aufstieg bei der VimpelCom DruckenSendenLeserbrief
kommentieren
Ich werde mich ganz sicher nicht zur Ruhe setzen. Aber was ich in Zukunft mache, weiß ich noch nicht. Jetzt mache ich einmal Urlaub." Ex-Telekom-Austria-Boss Boris Nemsic gab an der Spitze des russischen Mobilfunkriesen VimpelCom nur ein kurzes Gastspiel von 14 Monaten. Am Mittwoch verließ der gebürtige Kroate überraschend den Konzern. Er sei, so Nemsic zum KURIER, nicht im Zorn gegangen, sondern "im besten Einvernehmen."

Kompetenz-Wirrwarr

Nemsic war in den vergangenen Wochen eigentlich als neuer Chef der Konzern-Holding, die in Amsterdam sitzt, im Gespräch. Aber: "Es ist im Zuge der laufenden Umstrukturierung zu vieles unklar, vor allem die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten sind nicht wirklich geklärt."

Zeitgleich mit Nemsic nahm auch sein Co-Chef Alexander Torbakhov den Hut. Die Leitung des Konzerns, der in Russland 50,8 Millionen Kunden hat, soll vorerst Vize-Chefin Elena Shmatova übernehmen.

Schwer gemacht haben dürfte es Nemsic und Torbakhov auch ein seit Jahren schwelender Eigentümerstreit: Die russische Alfa-Gruppe und die norwegische Telefongesellschaft Telenor stritten wiederholt über die strategische Ausrichtung des
Konzerns.

Neue berufliche Pläne hegt Nemsic, der als Workaholic gilt, offiziell noch keine. Trotzdem ist er zuversichtlich: "Die Telekom-Branche ist stark in Bewegung, ich habe früher schon Angebote bekommen und es wird ja wohl auch in Zukunft welche geben." Nemsic genießt in der Branche einen exzellenten Ruf und wurde während seiner Zeit als Telekom-Austria-Chef unter anderem vom Mobilfunkriesen Vodafone umworben.

Artikel vom 10.06.2010 22:12 | KURIER | Franz Jandrasits