AIDS wird durch das menschliche Immunschwächevirus HIV ausgelöst - und verändert wie keine Krankheit zuvor die Welt. Innerhalb von gut 20 Jahren hat sich das Virus weltweit ausgebreitet, hat Millionen von Menschenleben gefordert und führt heute vor allem Gesellschaften in Entwicklungsländern an den Rand des Zusammenbruchs. Kofi Annan, der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, stufte die Epidemie im Jahr 2001 als globale Bedrohung ein. Inzwischen spricht man im Zusammenhang mit AIDS nicht mehr von Epidemie (zeitlich und räumlich begrenzte Infektionskrankheit), sondern von Pandemie. Noch ist die Immunschwächekrankheit nicht heilbar, an der Entwicklung eines Impfstoffes wird seit Jahren gearbeitet. Die internationale Gemeinschaft hat sich im Jahr 2000 in ihren »Millenniumszielen« dazu verpflichtet, die Ausbreitung von HIV/AIDS bis zum Jahr 2015 zu stoppen.
Jede Person kann an AIDS erkranken: Minister ebenso wie Straßenkinder. Dennoch ist AIDS eng mit der Armut assoziiert. In Afrika, Asien und Lateinamerika erkranken die Menschen schnell am Vollbild AIDS, der letzten Phase der HIV-Infektion. Dies ist unter anderem auf die bestehende Mangelernährung und den verminderten Zugang zu medizinischer Behandlung zurückzuführen. Hohe nationale HIV-Infektionsraten korrelieren sowohl mit geringen Pro-Kopf-Einkommen als auch mit ausgeprägten Einkommensungleichheiten, wie eine Studie der Weltbank ergab. AIDS entwickelt sich zu einer Krankheit junger Menschen. Die Hälfte der weltweit rund 2,4 Millionen Neuinfektionen pro Jahr entfällt auf Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 Jahren, darunter deutlich mehr junge Frauen als Männer. Darüber hinaus macht AIDS immer mehr Kinder zu Waisen. Sie müssen sich um jüngere Geschwister kümmern und brechen häufig die Schule ab.
Die Pandemie hat verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie das Gesundheits- und Bildungswesen. In afrikanischen Staaten südlich der Sahara geht das Wirtschaftswachstum nach Angaben von UNAIDS um vier Prozent pro Jahr zurück. Die Arbeitsproduktivität in den von der Epidemie am stärksten betroffenen Ländern wie Botswana oder Sambia ist bereits um 50 Prozent zurückgegangen. In Burkina Faso hat eine von fünf Familien ihre landwirtschaftliche Tätigkeit eingeschränkt oder ganz aufgegeben. Inzwischen ist die Lebenserwartung in einigen Ländern des südlichen Afrika, zum Beispiel Namibia, Simbabwe und Mosambik auf unter vierzig Jahre gesunken.
Viele Lehrkräfte sterben, können nicht ersetzt werden - und Kinder erhalten keinen Unterricht. Erworbene Fähigkeiten und traditionelles Wissen werden nicht mehr an die nächste Generation vermittelt.