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News am 10.07.2010
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10. März 2010, 22:15 Uhr

Dompteur zurück in der Manege

Vor drei Monaten wurde Christian Walliser nach einem Sturz im Raubtierkäfig von seinen Tigern fast getötet. Der Hamburger Dompteur lag drei Wochen mit schweren Verletzungen im Koma - jetzt wagt er das Comeback.

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Hamburg, Hagenbeck, Tiere, Unfall

Seine Tiger bedeuten ihm alles: Christian Walliser© stern TV

Es ist der Abend des 8. Dezember 2009: Christian Walliser passiert ein Missgeschick, das ihn fast das Leben kostet. Eigentlich will der erfahrene Dompteur gleich mit seinen Tigern die Gäste einer Dinner-Zirkusshow im Hamburger Tierpark Hagenbeck unterhalten. Doch als die Dressurnummer beginnt, stolpert Walliser - und fällt zu Boden. Sofort stürzen sich drei seiner Tiger auf ihn und verbeißen sich in seinem Körper. Erinnern kann er sich daran nicht mehr: "Ich habe es im Kopf knacksen gehört, danach weiß ich nichts mehr", sagt der 29-Jährige heute, drei Monate nach dem Unfall.

"Es war mein Fehler"

Für die Tiere war der Sturz ein falsches Signal. Sie seien eben ihren Instinkten gefolgt, erklärt der Dompteur rückblickend das Verhalten seiner Tiger. "Es war mein Fehler", sagt er, "ich habe vor dem Sturz nicht genug Abstand gehalten." Die Tiger brechen Wallisers Schädel und sein Becken, trennen ihm fast die Hand ab und fügen ihm eine riesige Rückenwunde zu. Der erfahrene Tigerdompteur kommt sofort ins Krankenhaus. Dort kämpfen die Ärzte um sein Leben: Sechs Operationen muss Walliser überstehen, dreieinhalb Wochen lang liegt er im Koma.

Doch schon zehn Tage, nachdem er aus dem Koma erwacht ist, verlässt der 29-Jährige auf eigenen Wunsch das Krankenhaus. "Ich wollte wieder bei meinen Tigern sein", sagt er. Den alten Beruf an den Nagel zu hängen und etwas anderes, weniger gefährliches zu machen, das war in keinem Moment eine Option für Christian Walliser: "Ich möchte nur mit Tieren arbeiten", sagt er.

Ersparnisse sind aufgebraucht

Der Dompteur verzichtet sogar auf die übliche Reha, um möglichst schnell wieder arbeiten zu können. "Für mich ist es die beste Medizin,", sagt er, "ich will bei meinen Tigern sein und nicht mehr groß über den Unfall nachdenken." Auch auf das Geld, das er für eine Auftritte bekommt, ist er angewiesen: Walliser arbeitet freiberuflich, hat kein festes Gehalt. Durch die unfallbedingte Zwangspause sind seine Ersparnisse aufgebraucht.

Dass er noch immer mit den Folgen der Attacke zu kämpfen hat, daran versucht der Dompteur nicht zu denken. "Es geht halt alles noch etwas langsamer" sagt er. Aber das sei okay. Die Hand, die ihm die Tiere fast abgetrennt haben, ist noch nicht voll bewegungsfähig. Gegen die Schmerzen nimmt er noch immer Morphium. Und wenn er etwas nicht tragen kann, dann müssen ihm seine Kollegen im Zirkus helfen. Doch der 29-Jährige gibt sich optimistisch: "Ich merke täglich, wie es besser wird."

Seine Tiere hätten ihre Dressur durch die Zwangspause nicht vergessen, freut sich der Dompteur, "das ist für die Tiger wie Fahrradfahren für uns." Vor einigen Tagen dann der erste Auftritt nach dem Unfall: Christian Walliser steht wieder in der Manege. Zusammen mit Raubtieren, die ihm alles bedeuten - und ihm fast alles genommen hätten.

KOMMENTARE (7 von 7)
 
Earthlings (12.03.2010, 13:44 Uhr)
Anti-Held vs. Artenschutz
"Es sei wissenschaftlich bewiesen, das seine Haltung..."
Wissenschaftlich?
Wissenschaftlich ist nur eins Fakt, sie sind vom Aussterben bedroht.
Und "Mätzchenmachend" vor feinen dinierenden Gästen ist kein Artenschutz!


MfG Earthlings
tim1706 (10.03.2010, 23:58 Uhr)
Ich find dass aber total mutig von ihm dass er jezt schon wider bei die Tieger geht... !

aber Freiraum ja das könnten sie reug mehr bekommen
chili8888 (10.03.2010, 23:57 Uhr)
selbst schuld!
was für einen Tierquälerei!sollte das nicht das Zeichen dafür sein,diese Tiere dort zu lassen wo sie hingehören und herkommen???Wirklich eine Schande und ich kann mich den Meinungen nur anschließen....Kein Mitleid...Allerdings ist es mir auch ein Rätsel,weshalb es nicht grundsätzlich verboten wird!
ppat (10.03.2010, 23:55 Uhr)
stern TV
ganz toll, solchen Menschen eine kostenlose Plattform für ihre Vorhaben zu geben. Das kenne ich aus anderen sternTV Sendungen nicht!

und was heisst das schon: die Tiere haben mehr Quadratmeter Platz???? Was ist das schon gegen ihr natürliches Freiheitsbedürfnis. Eine Farce!!!
ppat (10.03.2010, 23:44 Uhr)
kein Mitleid
ich schließe mich den Meinungen an und kann nicht verstehen, wie man solche Vorstellungen unterstützen kann. Man sieht einmal wieder: die Natur rächt sich. Und dies zu Recht. Der Dompteur soll froh sein, dass er lediglich einen "Schuss vor den Bug" bekommen hat und etwas daraus lernen. Nicht jedem ist so etwas vergönnt.
Ich bin nicht nur für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus, sondern für ein generelles Verbot von Tieren im Zirkus. So langsam müsste die zivilisierte Welt begriffen haben, was den Tieren dort angetan wird.
Amsterdam (10.03.2010, 23:35 Uhr)
Ich bin auch gegen Wildtieren!!
Ich finde es unmöglich das der jenige schon wieder die tieren quäle will.Er kann Dankbar sein das er noch davon gekommen ist.Mir tun nur die tieren leid und nicht den Dompteur.Ich bin für ein verbot wildtieren im zirkus und andere verantstaltungen.
wahrheit (10.03.2010, 15:08 Uhr)
Wildtiere gehören nicht in den Zirkus!
Wildtiere wie Löwen gehören nicht in den Zirkus. Kein Löwe macht freiwillig das, was der Dompteur gerne will! Die Tiere werden geschlagen, um sie einzuschüchtern und gefügig zu machen und um zu zeigen, wer der "stärkere" ist! Dazu kommen noch die schlechten Haltungsbedingungen, denen fast alle Zirkustiere ausgesetzt sind. Dies schürt gewiss Aggressionen der Tiere. Wäre ich ein solcher Löwe, würde ich meinen Peiniger wohl auch am liebsten zerfleischen.
Bereits 2003 hat der Bundesrat darüber abgestimmt, Wildtiere in Zirkussen zu verbieten. Bis heute wird diese Forderung nicht umgesetzt!

Ich habe keinerlei Mitleid mit dem Dompteur!
Wie werden Löwen trainiert?
http://www.youtube.com/watch?v=Kzb0_EwziV0

mfg Falk
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