12.07.2010, 17:51
Fiesta statt Krise - WM-Sieg lässt Spanier hoffen
Spanien lächelt wieder: Der historische WM-Triumph hat dem Krisenland endlich wieder einen Grund zur Freude gegeben. Das konnten die Spieler der «selección» schon bei ihrer Rückkehr aus Südafrika deutlich spüren.«Willkommen in einem glücklicheren Land - Danke!», stand auf einem riesigen Transparent, das David Villa, Iniesta und Co. am Flughafen Barajas empfing.v Jubel brach unter den Mitarbeitern des Airports aus, als Kapitän Iker Casillas mit dem Pokal in der Hand als Erster den Airbus verließ. Ehe sich das Team von Trainer Vicente del Bosque auf den Weg zu einem Empfang bei König Juan Carlos und Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero machte, konnten die Spieler noch ein wenig im Hotel ausspannen. Anschließend ging das Party-Programm mit einer Fahrt im offenen Doppeldeckerbus durch Madrid und einer Abschlussfiesta weiter.
Von Schuldenmisere und Arbeitslosigkeit will in Spanien schließlich derzeit keiner etwas wissen. Stattdessen herrscht kollektive Euphorie. «Jetzt ist Freude angesagt, alles andere ist erstmal egal», sprach Oscar Suárez seinen Landsleuten aus der Seele. «Ich war lange nicht mehr so glücklich», fügte der 34-jährige Büroangestellte aus Madrid hinzu.
Wie Millionen Spanier war er nach dem 1:0-Sieg über die Niederlande in der Nacht mit seiner rotgelben Fahne auf die Straße gestürmt, um die «selección» zu feiern. Und wie viele andere war er derart überwältigt, dass er so manche Träne vergoss. «Auch ich habe vor Freude geweint», gestand Ministerpräsident Zapatero ein. Anschließend begoss er den «heroischen Sieg» von David Villa, Andrés Iniesta, Xavi und Co. mit Sekt. Auch US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und der britische Premier David Cameron haben Spanien zum WM- Gewinn gratuliert.
Feuchtfröhlich ging es nach dem Schlusspfiff auf zahlreichen Freiluftpartys von Santander im Norden bis Tarifa im Süden zu. Das Land explodierte regelrecht vor Freude. Nach Schätzungen des Sportblatts «Marca» feierten 25 Millionen Menschen den ersten WM-Titel Spaniens auf der Straße - das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung.
«Campeones, oé, oé, oé!», riefen die Anhänger in Madrid, Saragossa, Valencia oder Sevilla. Bei Temperaturen um die 35 Grad endete so manche Party im Stadtbrunnen. Die Polizei drückte meist die Augen zu. Mancherorts ließen die Streifenwagen sogar die Sirenen heulen, nur um mitzufeiern.
Nicht so in Bilbao im Baskenland, wo militante Separatisten einige Anhänger der spanischen Nationalmannschaft verprügelten. Auch in Barcelona kam es zu Ausschreitungen. Insgesamt gab es zwei Dutzend Festnahmen und etwa 80 Verletzte. Überschattet wurden die Feiern zudem von zwei Todesfällen: Ein Mann stürzte vom Balkon, ein anderer ertrank in einem Schwimmbad.
Davon abgesehen trug Iniestas Treffer in der 116. Minute dazu bei, das Land in einem Schlachtruf zu einen: «Yo soy es-pa-ñol, es-pa-ñol, es-pa-ñol» (Ich bin Spanier), sangen Millionen Menschen - auch in Kataloniens Hauptstadt Barcelona, wo am Wochenende noch Hunderttausende für die Unabhängigkeit auf die Straße gegangen waren. «Das war ein Tor für alle», meinte die Zeitung «El País».
Der Sieg hat Spanien aber auch Selbstbewusstsein zurückgegeben. Endlich hat das Land einen Erfolg zu vermelden und steht nicht mehr nur für Krise und Rekordarbeitslosigkeit. «Wir sind wieder wer», lautet der Tenor. «Die Heldentat der Nationalmannschaft kommt gerade zur rechten Stunde», schrieb deshalb «El Mundo».
Und wenn einige Ökonomen richtig liegen, wirkt sich das sogar positiv auf die Wirtschaft aus. Schätzungen zufolge wird der WM-Sieg dazu beitragen, das Bruttoinlandsprodukt um 0,25 Prozentpunkte zu steigern. Kein Wunder also, dass die Spieler der «selección» in der Heimat wie Helden gefeiert werden. «Sie sind die Könige der Welt», titelte «Marca».
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12.07.2010
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