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21. Juli 2010, 07:15 Uhr

Gericht beendet Hasen-Posse

In Vechta hat eine Lehrerin eine 16-Jährige verklagt, weil auf der Tafel eine Hasenzeichnung prangte. Das Gericht nahm den Schülerscherz sehr ernst und wollte klären, ob die Lehrerin vielleicht an einer Hasenphobie leidet. Nun endlich gibt es ein Prozessergebnis. Von Sönke Wiese

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16-jährige Schülerin Kim P.: Eine Lehrerin verklagte sie wegen einer Hasenzeichnung© Ingo Wagner/DPA

Zugegeben, Lehrer haben mitunter einen harten Job. Was haben wir sie getriezt, uns für fiese Spitznamen ausgedacht und ihnen gemeine Sachen hinterher gerufen. Was haben wir in den Pausen gelästert und ihnen nicht alles angedichtet. Manchmal trieben wir es besonders bunt und kritzelten noch vor der ersten Stunde die Tafel voll, meistens mit allerlei pubertären Schweinkram. Ui, was haben wir uns da für dicke Dinger geleistet!

Und die Pauker? Wischten das Schmuddelzeugs entweder einfach nur weg, bekamen einen Tobsuchtsanfall oder zitierten uns im schlimmsten Fall zum Schulleiter. Manche reagierten wirklich etwas humorlos und dünnhäutig.

Doch wie es aussieht, hatten wir damals noch Glück. Wir können wohl froh sein, dass wir die Schule nicht mit einem dicken Vorstrafenregister verließen und unsere Eltern mit dutzenden Schadenersatzforderungen in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hatten. Denn ein Fall aus Vechta zeigt: Heutzutage werden Schüler schon für sehr viel harmloseren Schabernack nicht zum Direktor gezerrt - sondern direkt vor Gericht.

Heulend aus dem Klassenraum gelaufen

Eine Deutsch- und Erdkundelehrerin hat eine 16-Jährige verklagt, weil eines morgens auf der Tafel die Zeichnung eines Hasen prangte. Die Schülerin soll ihren Klassenkameraden erzählt haben, die Lehrerin "drehe durch" beim Anblick der Rammler. Tatsächlich sagte eine Zeugin laut Bild-Zeitung: "Als die Lehrerin die Zeichnung sah, ist sie heulend rausgelaufen. Doch das war nicht das erste Mal. Ich denke, sie hat wegen des Hasen geweint." Gerüchte waberten über die Schulflure, seit dem Tod eines ihrer Tiere sei die Lehrerin traumatisiert.

Eines ist jedoch klar: Bei Langohren versteht sie keinen Spaß. Sie strengte kurzerhand eine sogenannte Ehrenschutzklage an: Die Schülerin dürfe nicht mehr behaupten, dass ihre Lehrerin an einer Hasenphobie leide und auch keine entsprechenden Zeichnungen mehr an die Tafel malen. Bei Zuwiderhandlungen könnten dann bis zu 5000 Euro Strafe fällig werden.

Die Richter des Amtsgerichts Vechta nahmen die skurrile Sache durchaus ernst und wollten entscheidende Fragen klären: Lag hier eine gezielte Mobbingaktion der Schülerin vor? Leidet die Lehrerin womöglich tatsächlich an einer Hasenphobie?

Zwischenfall bereits an anderer Schule

Bereits an einer früheren Schule der Pädagogin hatte es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben, auch damals hatte die Lehrerin eine Schülerin verklagt. Das Verfahren endete mit einem Vergleich. Doch die Mutter der diesmal Beklagten gab sich kämpferisch. Sie beteuerte, ihre Tochter habe mit den Zeichnungen nichts zu tun gehabt und die Mitschüler auch nicht aufgestachelt. Sollten die Richter tatsächlich der Lehrerin folgen, würde sie in jedem Fall in die nächste Instanz gehen: "Man kann Kinder nicht so fertig machen."

Doch soweit kam es dann nicht. Nach drei Verhandlungstagen wies das Amtsgericht die Klage schließlich ab. Über den mentalen Zustand der Lehrerin ist noch nichts überliefert. Bleibt zu hoffen, dass die Schülerhänseleien nicht noch ein Fall für Amnesty International werden.

Von Sönke Wiese
KOMMENTARE (10 von 61)
 
Administrator (21.07.2010, 14:33 Uhr)
Liebe User,
vielen Dank für Ihre Kommentare. Wir werden die Debatte nun schließen.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre stern.de-Admins
Tempelhofer (21.07.2010, 14:24 Uhr)
@ Stern.de
Meinen Sie nicht, dass Sie diesen Thread nicht einmal schließen sollten ?

Oder wollen Sie hier immer weiter zum Hass auf diese Lehrerin aufstacheln ? Ihre Lesermeute hatte inzwischen genug Gelegenheit, sich auszutoben.
Stirb_Susi (21.07.2010, 09:39 Uhr)
Erschreckend
was da so alles auf die Kinder losgelassen wird. Noch erscheckender, da es nicht das erste Mal war, das dies Leherein geklagt hat.
Und mein Dank an den Richter, der diese Posse nun wohl hoffentlich für immer beendet hat.

myallendorf (21.07.2010, 08:32 Uhr)
Unterstützung
brauchten die an diesem armseeligen Vorfall beteiligten Personen. Auch die meisten Kommentare hauen drauf..auf die Lehrerin die soviel Mensch ist, weil verletzlich. Da ist von Frührenteunterstellungen und Rausschmiß und Geisteszustand die Rede. Unserer Gesellschaft und auch dem Schulsystem würde es gut anstehene darüber nachzudenken wie wir gemeinsam unterstützend Probleme und Konflikte Lösen. Auch die Volksabstimmung in Hamburg hat gezeigt, dass Ausgrenzung immernoch das geeignete Mittel einer solidaritätsfeindlichen Bildungsschicht zu sein scheint, die versucht ihren Herrschaftsanspruch zu sichern ansonsten aber verantwortlich mitwirkt Deutschland im Intertnationelen Bildungswettbewerb abzuhängen.
MadDoubleF (21.07.2010, 08:15 Uhr)
@Timpetou
Ja, genau das sollte man machen. Den pubertierenden Jugendlichen mal wieder zeigen, was Respekt vor anderen Leuten ist. Von mir aus hätten die Richter die Schülerin gleich bestrafen sollen. Zwar nicht mit ner Geldstrafe (das juckt die nicht, da die Eltern zahlen), sondern schön mit 100 Stunden Sozialarbeit oder ähnlichem.
Und Lehrer haben schon ein dickes Fell. Aber irgendwann ist auch dieses "durchgescheuert". Deshalb sollen sie sich auch wehren dürfen.
Aber wie immer nur meine Meinung.
Timpetou (21.07.2010, 07:46 Uhr)
Gleiches Niveau?
@lediable
Ja genau, wir machen jetzt einfach mal das kindliche Wie-Du-mir-so-ich-Dir-Spielchen. Rein hypothetisch natürlich ... Sicher.
Allein so ein Gedanke offenbart doch nichts anderes, als die Lehrerin hier gezeigt hat. Es ist das gleiche Niveau, wie es (eininge) postpubertäre Heranwachsende an den Tag legen. Wenn sogenannte Pädagogen oder deren Sympathisanten keine anderen Ideen mehr entwickeln als so etwas, ja, da kann einem himmelangst werden.

Sicher bin ich da völlig auf dem Holzweg, wenn ich von einem Lehrer o. ä. erwarte, dass er souverän mit derartigen "Spielchen" (sollten es denn tatsächlich welche sein) umgeht. Möglicherweise stellt das aber schon eine Überforderung einiger von ihnen dar. Dann wäre meine Lösung: Entfernung aus dem Schuldienst. Aber nicht in die Pension, sondern in eine berufliche Tätigkeit, in der sie nicht unmittelbar den furchtbaren psychologischen Übergriffen von Kindern und Jugendlichen ausgesetzt sind. Jedem bleibt es selbst überlassen, hier die in Frage kommenden Branchen einzusetzen.

LaoLu (21.07.2010, 02:30 Uhr)
Der Fall ist wahrscheinlich etwas weniger einfach
als Herr Wiese das in seinem launigen Artikel beschreibt.

Das riecht nach einer gezielten Provokation einer psychisch nicht mehr ganz stabilen Lehrerin.

Sowas machen Schüler, die Schule ist nun mal kein Goldfischglas, die Bezeichnung Haifischbecken trifft wohl ehr zu.

Aaaaaber: Was einige Kommentatoren, die sich als Pädagogen outen, dazu zu schreiben haben, zeigt mir deutlich, daß die Lehrer seit meiner Zeit nicht viel dazugelernt haben.
lediable (20.07.2010, 22:46 Uhr)
umgekehrter fall betrachtet gibt klarheit
ANGENOMMEN : ich bin zufällig Lehrer und stelle eine blöde und nur mühsam bildungsfähige schülerin , deren defizite mir bekannt sind, durch eine schlichte zeichnung an der tafel bloß? was würde passieren? Diese Frage ist natürlich rein hypothetisch - niemals dürfte ein verantwortungsvoller Pädagoge dies tun , so handeln. Auch wenn manche Odenwaldschule-"Reform"pädagogen noch viel Schlimmeres taten. Also mal angenommen, man würde als Lehrer so direkt und krude die Phobien der "Schützlinge " offenbaren, wie diese es umgekehrt in Schülervz etc. tun. Wäre man dann noch Pädagoge ? Oder braucht man einfach ein dickes Fell? soll man sich auf den Standpunkt stellen : Was du mir antust, werde ICH dir niemals antun .... (ein Lehrer VZ wo sie über ihre schlimmsten Schüler fachsimpeln ..)
noetigenfalls (20.07.2010, 19:07 Uhr)
Ein Grund mehr, Lehrer zu werden!
Mein lieber Schwan, so eine Haso-Phobie kann ja ein echter genialer Einfall sein!

Die Frau ist spitze, Verdacht auf Kultstatus ;-)

Schön daß es wenigstens für einzelne Berufsgruppen noch positive Nachrichten gibt. In welcher Branche funktioniert die hasen-indizierte Frühpension denn noch? Bitte um Ratschläge.
Zorn123 (20.07.2010, 18:40 Uhr)
Clevere Lehrerin
Für Beamte Lohnfortzahlung bis zur wahrscheinlcihen Rente, da Sie ja leider nicht mehr arbeiten kann.
Kann mann nur hoffen,dass der Rest der Beamten nicht ähnlichen "Erkrankungen" zum Opfer fällt.
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