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Gesundheitspolitk: Kalkulierte Panik der Hausärzte
Leitartikel In den hitzigen Wortgefechten der Gesundheitspolitik kann man schon mal das Augenmaß verlieren. Doch die Drohungen, die der Hausärzteverband ausgestoßen hat, gehen selbst auf diesem hart umkämpften Politikfeld zu weit.Dem Gesundheitsminister zu unterstellen, dass seine Reformpläne Menschenleben kosten werden, ist pure Polemik. Der Verband spielt mit der Angst der Patienten - unberechtigterweise.
Die Entgleisung des Verbandsgeschäftsführers wäre weniger skandalös, wenn er wenigstens in der Sache richtigläge. Doch von dem, was Eberhard Mehl andeutet, einem Praxensterben und weit verbreiteten Versorgungsengpässen auf dem flachen Land, ist Deutschland im Jahr 2010 weiter entfernt als in den Jahren zuvor. Und daran werden die Reformpläne der Bundesregierung, so unausgegoren sie auch sein mögen, nichts ändern.
Die finsteren Drohungen der Hausärzte haben nur ein Ziel: zu verhindern, dass ihr Anteil an den Gesamthonoraren wieder schrumpft. Das ist ein berechtigtes Ziel für eine Interessenvertretung. Aber nur, wenn sie dieses Ziel auch benennt.
Davor jedoch scheuen die Mediziner zurück. Denn im ersten Halbjahr 2009, als Deutschland unter der Wirtschaftskrise ächzte, stiegen die Honorareinnahmen der Hausärzte um zehn Prozent. Der Anstieg war politisch gewollt: Ziel war es, die Einbußen der Vorjahre wettzumachen und das drohende Praxissterben vor allem in Ostdeutschland zu verhindern.
Erzielen konnte der Hausärzteverband die hohen Zuwächse auf dem Umweg über ein unscheinbares, aber mächtiges Instrument: die Hausarztverträge. Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet, solche Verträge abzuschließen. Einziger möglicher Vertragspartner ist der Hausärzteverband - was den Ärzten eine Monopolstellung und entsprechend gute Vertragsbedingungen sichert.
Es ist verständlich, dass die Hausärzte über dieses Quasimonopol nicht gern sprechen. Zumal nicht erwiesen ist, dass ein Hausarztvertrag, bei dem sich der Patient gegenüber der Krankenkasse verpflichtet, bei jedem Leiden erst den Allgemeinmediziner zu konsultieren, tatsächlich wie erhofft Doppeluntersuchungen verringert und die Versorgung verbessert.
Rösler hat recht damit, die Honorarzuwächse der Hausärzte zu begrenzen. Denn ihre Einbußen der Vorjahre hat diese Arztgruppe mittlerweile aufgeholt. Das Gesundheitswesen wird keineswegs Schaden nehmen, wenn das Plus ab jetzt geringer ausfällt.
Doch der Minister sollte noch weiter gehen. Denn die Pflicht zu Hausarzttarifen ist ein Fehler im System. Das, was als Wettbewerbselement gedacht war, hat sich zu einem Monopol des Hausärzteverbands entwickelt. Das ließe sich leicht beheben: indem man den Krankenkassen freistellt, ob sie Hausarzttarife anbieten. Falls diese Tarife die Versorgung besser und effizienter machen, wie die Hausärzte behaupten, werden sie sich auch ohne Zwang durchsetzen.
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11:07
© 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
- 22.07.2010 16:36:01 Uhr BlahBlah: Zerschlagt das Gesundheitsmonopol
- 22.07.2010 15:01:52 Uhr Stiekel: Kalkulierte Panik der Hausärzte
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Dafür gibt es einfache Lösungen:
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