20.07.2010, 12:38
Formel 1 als Risiko-Geschäft für Hockenheim
Vom Milliarden-Geschäft Formel 1 wird auch in diesem Jahr kaum ein Euro am Hockenheimring übrig bleiben. Immerhin ist vor dem Jubiläums-Gastspiel der Königsklasse die Angst vor einem finanziellen Totalschaden gebannt.«Wir sind guter Dinge, dass es uns gelingt, alle durch Verträge entstehenden Ausgaben zu decken», sagte Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer der Nachrichtenagentur dpa vor dem Großen Preis von Deutschland. Viel mehr als eine «schwarze Null» darf die Ring GmbH, die zu 94 Prozent im Besitz der nordbadischen Kleinstadt ist, aber nicht erwarten.
Nur die Zugeständnisse von Rechtemitvermarkter Bernie Ecclestone und ein modifizierter Vertrag bis 2018 bewahren die Streckenbetreiber vor einem weiteren Millionen-Minus. Seit 2004 hatte Hockenheim - vor 40 Jahren erstmals Gastgeber für die Formel 1 - ein wachsendes Defizit mit dem Vollgasspektakel eingefahren. Mit den alten Verträgen war für dieses Jahr ein Verlust von bis zu sieben Millionen Euro befürchtet worden. «Das hätte uns umgebracht», meinte Geschäftsführer Karl-Josef Schmidt.
Die Gemeinde dachte laut über einen Ausstieg aus der Formel 1 nach, schickte Hilferufe an die große Politik und die regionale Wirtschaft. Erst nach zähen Verhandlungen mit Ecclestone war das Rettungspaket geschnürt. Doch von fetten Überschüssen, wie sie in den Boomjahren der Formel 1 üblich waren, können die Streckenbetreiber weiter nur träumen.
Weder das Comeback des Rekordweltmeisters Michael Schumacher für das neue Mercedes-Werksteam noch die Euphorie um Sebastian Vettel haben die Kartenverkäufe in die Höhe getrieben. 62 000 Zuschauer kamen vor zwei Jahren am Renn-Sonntag an den Traditionskurs, viel mehr werden auch diesmal nicht erwartet. «Es ist schwer, das Zuschauerverhalten zu analysieren», bekannte Schmidt.
Dabei würde jeder zusätzliche Fan über der Kalkulationsmarke von 62 000 die Bilanz der Ring GmbH entlasten. Zwar schreibt das Unternehmen mit den Veranstaltungen abseits der Formel 1 schwarze Zahlen, aber die Altschulden aus dem aufwendigen Umbau der Strecke im Jahr 2002 drücken die Firma noch immer schwer. Auf 4,7 Millionen Euro summieren sich Zinsen und Abschreibungen - das Gesamtergebnis der GmbH wird daher auch für 2010 wieder ein Minus ausweisen.
Auch deshalb ist der Unmut über die Landesregierung in Hockenheim groß. Eine vom früheren Ministerpräsidenten Günther Oettinger signalisierte Finanzspritze von 1,4 Millionen Euro habe dessen Nachfolger Stefan Mappus (beide CDU) wieder kassiert, erklärte Rathauschef Gummer. «Wir sind davon sehr enttäuscht», sagte Schmidt. Geplant ist nun lediglich eine indirekte Hilfe des Landes in Form einer Umschuldung eines laufenden Darlehens. 180 000 Euro spart die Ring GmbH auf diese Weise ein.
Frustriert verweisen die Hockenheimer auf das Beispiel Nürburgring, der im jährlichen Wechsel zweiter Gastgeber für das Deutschland-Rennen ist. Dort habe das Land Rheinland-Pfalz «unglaubliche Summen vom Steuerzahler» in die Modernisierung der Strecke investiert, schimpfte Schmidt. Dagegen verweigere Baden- Württemberg einen Hilfsbeitrag, obwohl das Formel-1-Wochenende rund 40 Millionen Euro in die Kassen der regionalen Wirtschaft spüle und erhebliche Steuereinnahmen gewährleiste. «Das ist nicht gerecht», urteilte der Geschäftsführer.
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20.07.2010
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