enable2start-Gründertagebuch: Silbertool
FTD-Serie: Gerollt, nicht geschnitten
Maschinenteile mit Gewinde sind schwer zu beschaffen, wenn sie kaputt gegangen sind. Die Idee von Silbertool ist, mit einem speziellen Werkzeug kaputte Außengewinde wieder in Form zu rollen - und so jede Menge Kosten zu sparen.
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enable2start Gründertagebuch: Welcome to Silbertool
20.07.2010 - Silbertool: Gründer Christian Korth lässt die Homepage seines Gewinderoller-Unternehmens übersetzen. Und hat dabei festgestellt: Gute Übersetzungsbüros bieten nicht nur gute Übersetzungen an, sondern auch guten Service.Das Silbertool-Team arbeitet weiter daran, seinen Auftritt zu professionalisieren. Nach einem Unternehmens-Slogan folgt jetzt die Überarbeitung der Website. Die gibt es seit ein paar Tage unter einer Silbertool-Adresse mit einer eu-Endung gleich in vier Sprachen. "Wir haben die Länder genommen, in die wir bereits die meisten Kundenkontakte hatten", sagt Gründer Christian Korth. Das sind Englisch, Französisch, Spanisch - und Polnisch. Korth grinst: "Ja, wir hatten schon einige Anfragen aus Polen."
Gut, dass das Übersetzungsbüro, das Korth gefunden hat, einen ganzen Pool an Übersetzern hat. "Die können 45 Sprachen abdecken", sagt Korth. Gezahlt wird nach Zeile. Dabei schwanken die Preise abhängig davon, wie exotisch eine Sprache ist - so kostet Englisch beispielsweise 1,17 Euro pro Zeile mit 50 Anschlägen, bei Japanisch wären es 3 Euro.
Was noch mehr begeistert, ist ein weiterer Service: Die Agentur übersetzt Texte passend zum Dateiformat der Vorlage. So konnte Silbertool beispielsweise einen Flyer als Adobe-Illustrator-Datei schicken. "Wenn man nur die Sätze einzeln übersetzt, passen die Umläufe der Zeilen nicht mehr oder der Text wird vielleicht zu lang", sagt Korth, "das wird dabei gleich angepasst." Und: Ist die Datei erst einmal vorhanden, reicht eine Mail, damit sie in eine weitere Sprache übersetzt wird. Könnte ja sein, dass morgen die ersten Anfragen aus Japan kommen.
Rückschlag beim Personal für die Silbertool-Gründer. Vier Wochen lang wollte der Praktikant für Einkauf und Vertrieb, Matthias Liu-Nuiyen, bleiben. Jetzt ist er schon nach zwei Wochen wieder weg. Aber dafür gibt es einen guten Grund. Liu-Nuiyen absolvierte das Praktikum als Teil einer Weiterbildung von der Arbeitsagentur - und die konnte ihm jetzt einen festen Job vermitteln. "Das freut mich natürlich für ihn", sagt Gründer Christian Korth, "aber für uns ist es sehr schade - es lief sehr gut mit ihm."
Dafür gibt es auf einem anderen Feld Erfolge. Damit Silbertool noch professioneller auftreten kann, wollen Korth und sein Mitgründer Philipp Silberkuhl eine Corporate Identity entwickeln. Dazu gehört neben einheitlichen Schriftzügen und Farben auch ein aussagekräftiger Slogan.
Auf der Seite freelancer.com schrieben sie dafür einen Auftrag aus. Und erhielten ein Angebot von einem Spezialisten namens The Rabbiter. "Der entwickelt ausschließlich Firmennamen- und slogans", sagt Korth, "ich wusste gar nicht, dass es so was gibt."
Zwei Bezahlmodelle bietet der Namensfinder an. Entweder der Kunde zahlt einen Pauschalpreis und erhält einen Vorschlag. Oder der Kunde erhält zehn Vorschläge. Gefällt ihm einer, zahlt er einen höheren Preis als bei der Pauschalvariante. Gefällt ihm keiner, zahlt er nichts. Korth und Silberkuhl wählten die letztgenannte Variante, erhielten zehn Vorschläge - und haben einen klaren Favoriten: "The thread rolling solution in your pocket".
Für den deutschen Markt soll es einen eigenen Slogan geben statt einer Übersetzung. Die hieße sonst: "Die Gewinderoll-Lösung in Ihrer Hosentasche." Das geht gar nicht, meint Korth: "Der Slogan klingt nur auf Englisch gut."
Vielleicht bleibt es daher bei dem Slogan, der bereits jetzt auf der Homepage steht: "Gewinderollen im Handumdrehen". Oder es muss sich mal jemand Gedanken über einen deutschen Slogan machen. Vielleicht gibt es ja dafür einen Spezialisten?
Silbertool hat einen externen Produzenten für seine Werkzeuge gefunden. Warum war das notwendig?
Die erste Kleinserie unserer Silbertool-Werkzeuge haben wir noch selbst montiert, aber damit wir auf alle Arten von Anfragen zeitnah reagieren zu können, brauchten wir eine professionelle Lösung. Für Stückzahlen bis zu 1000 Stück im Monat arbeiten wir daher jetzt mit einer Behindertenwerkstatt zusammen, die auch für große Industrieunternehmen Montagearbeiten übernimmt und daher sehr erfahren ist. Darüber hinaus haben wir einen Produzenten gefunden, der für uns problemlos auch noch größere Stückzahlen industriell fertigen kann.
Was war der größte Erfolg in diesem Monat?
Wir haben einige Händleranfragen aus unterschiedlichen Ländern der Welt erhalten. So beispielsweise von einem sehr engagierten Händler aus Norwegen, der auf seiner Webseite sogar sämtliche technische Details auf Norwegisch übersetzt hat und uns schon 15 Werkzeugsets abgenommen hat. Darüber hinaus haben wir auch Anfragen aus Japan, eine Bestellung aus Pakistan sowie natürlich einige aus Deutschland erhalten. Und wir haben Zuwachs bekommen: Seit einem Monat unterstützt uns ein Praktikant in Hannover tatkräftig im Einkauf. Mitte Juni kam ein weiterer Praktikant hinzu, den wir für Marktanalysen und Kundenbesuche einsetzen.
Gab es im Juni auch Rückschläge?
Wir wollen die Technik unserer Werkzeuge noch weiter verbessern. Insbesondere wollen wir das optimale Material finden, um die Lebensdauer unserer Führungsrollen so zu erhöhen, dass die Werkzeuge auch im rauen Werkstattalltag lange eine Hilfe bleiben - ohne dass die Führungsrollen häufig erneuert werden müssen. Diese Optimierung wollten wir eigentlich im schon längst abgeschlossen haben, doch wir brauchen noch ein wenig Geduld - es gibt einfach sehr viele unterschiedliche Kunststoffe. Und auch Profis ist nicht klar, welcher davon für unsere Anwendung der beste ist. Wir müssen einfach viele Versuche durchführen, um das herauszufinden.
Was ist die größte Herausforderung im kommenden Monat?
Wir werden weiter an der Technik feilen, aber vor allem sind wir auf der Suche nach Vertriebspartnern, die größere Stückzahlen umsetzen können. Um bei diesen professioneller auftreten zu können, erarbeiten wir gerade ein Corporate Design und planen auch eine Neugestaltung unserer Webseite.
Die Antworten gab Silbertool-Gründer Christian Korth
Ein zweiter Praktikant hat bei Silbertool angefangen. Diesmal im Erlanger Büro, von dem aus Christian Korth arbeitet. Matthias Liu-Nuiyen heißt der Neue. Ihn eingerechnet, arbeiten bereits zwei Praktikanten und ein Werkstudent für das Start-up. Genug, um die Personalverwaltung auszulagern - an den Dienstleister Lohndirekt. "Personalverwaltung ist nämlich ganz schön aufwendig", sagt Korth.
Allein, was man so an Dokumenten für die Lohnabrechnung braucht: Immatrikulationsbescheinigung, Lohnsteuerkarte, Sozialversicherungsausweis, Bestätigung von der Krankenkasse, Betriebsnummer vom Arbeitsagentur, Nummer von der Berufsgenossenschaft.
Und erst die Lohnabrechnung selbst. Beschäftigt man jemanden in Teilzeit - wie den Werkstudenten im Hannoveraner Büro, muss man bis zum 20. eines Monats dem Finanzamt melden, wie viel Stunden dieser im Monat gearbeitet hat, erzählt Korth. "Es ist ein bisschen schwierig, am 20. die exakte Stundenzahl für den Monat anzugeben", fügt er grinsend hinzu, "darum muss man im Folgemonat nachmelden. Und dafür gibt es verschiedene Methoden. Alles total kompliziert."
Liu-Nuiyen ist übrigens kein Student, sondern ein erfahrener Vertriebler, der einen neuen Job sucht. Das Praktikum macht er als Teil der Umschulung der Arbeitsagentur. Die soll ihm kaufmännische Theorie vermitteln, sagt Korth: "Die Praxis bringt er ja bereits mit."
Und die braucht er auch. Silbertool testet nämlich gerade neue Führungsrollen für ihre Gewinderoller aus. Kleine Bauteile, die aber enorm wichtig sind. Sind die Rollen zu hart, können Gewinde beim Reparieren kaputt gehen.
Also probieren die Silbertool-Macher ungezählte Kunststoffe aus. Und das erfordert ganz schön Geschick bei den Verhandlungen mit den Herstellern. Denn die übliche Einheit in diesem Gewerbe ist die die Drei-Meter-Stange. Silbertool bräuchte aber jeweils nur 25 Zentimeter - und schon dabei schwanken die Kosten bereits zwischen zwei und mehreren hundert Euro, sagt Korth: "Einkauf kann ganz schön aufwendig sein."
Gutes, Schlechtes, Überraschendes: Ein Quartal Silbertool |
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Was zwischen Februar und April beim Gewinderoller-Start-up passierte, steht in der 2. Quartalsreportage über Silbertool, inklusive aller wichtigen Zahlen wie Ausgaben, Einnahmen, Schulden- und Kapitalstand. |
So hatte Philipp Silberkuhl sich das vorgestellt. Da wird er vom großen deutschen Werkzeughändler Jaeger und Eggers zu einer Hausmesse eingeladen, auf der dessen Zulieferer ihre Produkte ausstellen.
Dann kommen viele von denen an den Stand des Silbertool-Gründers, wo dieser zeigt, wie man mit seinem Werkzeug kaputte Gewinde reparieren oder neue Gewinde in ein Metallstück hineinrollen kann - ohne dabei Material abzuschneiden.
Und dann sagen diese Produzenten erstens: "Im Werkzeugbereich gibt es selten echte Innovationen". Das wusste Silberkuhl bereits. Zweitens sagen sie: "Das, was sie da machen ist eine echte Innovation.“ Das weiß Silberkuhl eigentlich auch. Aber schön zu hören war es trotzdem.
"Das war ein tolles Marketing für uns", sagt Silberkuhl. Anfangs habe es einige Skeptiker gegeben. Denen zeigte er, dass er sogar ein Gewinde an einer Metallstange reparieren kann, die er zuvor mit einem Seitenschneider zertrennt hat. "Die waren begeistert."
Damit das nicht nur ihm gelingt, sondern auch allen Käufern eines Silbertool-Werkzeugs, testet Silberkuhl seit Wochen, wie hoch der Toleranzbereich verschiedener Metalle beim Gewinderollen ist. Das bedeutet, dass beispielsweise bei einem gerollten 8,8-Millimeter-Gewinde aus einfachem Stahl eine Mutter auch dann noch passt, wenn das Gewinde bis zu maximal zehn Prozent dicker oder dünner als 8,8 Millimeter ist.
Bei anderen Materialien gibt es wiederum andere Toleranzbereiche, sagt Silberkuhl. Theoretisch gäbe es auch Zahlen zu solchen Toleranzwerten. "Aber die gelten nur für Gewinde, die mit Maschinen gerollt sind", sagt er: "wir haben festgestellt, dass bei unserem Werkzeug andere Wert gelten." Ist halt eine Innovation.
So kann das nicht weitergehen. Seit Wochen schon wachsen Christian Korths Augenringe ungehemmt und mit der Antwort auf die Frage "Welcher Wochentag ist heute?" dauert's bei dem Silbertool-Gründer derzeit auch schon mal eine Sekunde länger.
Da ist hier eine Hausmesse, dort ein Werkzeughändler aus Surinam, der einen Gewinderoller bestellen will, und da die Suche nach besserem Material für ein bestimmtes Bauteil - um nur drei Beispiele willkürlich herauszugreifen. "Es passiert halt vieles auf einmal", sagt Korth.
Mitarbeiter müssen her. Den ersten Praktikanten hat Silbertool seit einigen Wochen. Der hilft Korths Mitgründer Philipp Silberkuhl seit einigen Wochen beim Einkauf, allerdings nur in Teilzeit - parallel zu seiner Diplomarbeit. Seit kurzem assistiert darüber hinaus ein Maschinenbaustudent Silberkuhl bei Versuchen, in denen das Start-up seine Gewinderoller verbessern will.
Aber das reicht noch nicht, meint Korth. Auch an seinem Wohnort Erlangen, wo er kürzlich ein zweites Silbertool-Büro eröffnete, braucht er Hilfe. In einer Anzeige auf der Webseite des Studentenmagazins Unicum und einem lokalen Jobbportal sucht er darum seit vergangener Woche Mitarbeiter, die sich um die "Gestaltung der externen Kommunikation" ums "Branding und Coporate Design" oder gar um die "Strukturierung des weltweiten
Vertriebs" kümmern könnten.
"Ich war positiv überrascht, wie viele interessante Bewerbungen darauf gekommen sind", sagt Korth. Sechs Gespräche sind schon angesetzt. Welche Aufgaben die Kandidaten, die sich dort vorstellen, letztendlich übernehmen, sei ihm egal, meint Korth: "Wir haben so viele Baustellen - da kann er sich etwas aussuchen."
Wer macht denn so etwas? Diese Frage stellen sich nicht nur
enable2start-Sieger Abotic. Auch die Silbertool-Gründer Christian Korth und Philipp Silberkuhl brauchten einen Produzenten für ihren Gewinderoller. Eigentlich sogar zwei Produzenten, aber der Reihe nach.
Für das aktuelle Modell ihres Werkzeugs kauften Korth und Silberkuhl noch selbst bundesweit Bauteile ein. Die schraubten sie selbst zusammen. Für größere Stückzahlen hatten sie eine Behindertenwerkstatt in der Rückhand - die liegt allerdings gut eine Stunde Fahrt vom Silbertool-Sitz Hannover entfernt.
Jetzt haben die Gründer eine andere Behindertenwerkstatt gefunden, die nur drei Minuten von ihren neuen Firmenräumen entfernt liegt. Dort sollen künftig Produktionen bis zu 5000 Werkzeugen laufen. "Das ist wie eine Verlängerung unsere Büros", sagt Korth.
Noch wichtiger: Die Werkstatt kann den Versand übernehmen. Das machen die Gründer bislang selbst. "Jetzt müssen wir ihnen nur die Lieferscheine geben. Das ist eine Riesenarbeitserleichterung für uns", sagt Korth. Zudem habe die Werkstatt tolle Rabatte bei der Post ausgehandelt. "Die können ein 30-Kilo-Paket zu dem Preis verschicken, den wir für ein Päckchen bezahlen."
Fehlt nur noch eine zweite Produktionsstätte. Eine, die noch größere Stückzahlen schaffen könnte. Und die auch den neu designten Gewinderoller von Silbertool produzieren kann - inklusive Beschaffung aller notwendigen Bauteile. "Dafür brauchen wir jemanden, der alles selbst macht."
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20.07.2010
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