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  FTD-Serie: Neue Rolle für Finanzchefs

Bloße Buchhalter haben ausgedient. Der Finanzvorstand von heute ist rechte Hand des Chefs, Gesicht an den Kapitalmärkten und Risikomanager des Unternehmens. Die FTD beleuchtet die neue Rolle des CFO – und analysiert, wie er von speziellen IT-Lösungen dabei unterstützt wird.

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  12.07.2010, 10:00    

Finanzstrategie: Kapital rechtzeitig sichern

Damit einem Unternehmen nicht das Geld ausgeht, müssen Finanzvorstände umfangreich planen. Wie langfristig, das hängt stark von der jeweiligen Branche ab. von Denis Dilba
Am Anfang jeder guten Finanzstrategie steht ein realistisches Unternehmensziel. "Jeder Finanzvorstand muss daher heute genau wissen, wie sein Unternehmen im Markt steht - und wie es sich künftig entwickeln soll und kann", sagt Thomas Schräder, Finanzmanagement-Experte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). In der Regel träfen die Einschätzungen der eigenen Marksituation bei deutschen Firmen recht gut und auch die Vorgaben aus den Vorstandsetagen erfolgten mit Augenmaß, sagt der Experte. Doch das alleine ist längst noch kein Garant für langfristigen Geschäftserfolg. Denn, wenn der Weg dorthin nicht finanziell abgesichert ist, kann ein Unternehmen schnell ins Stolpern kommen.
Der erste Schritt einer Finanzstrategie ist immer, den eigenen Kapitalbedarf zu ermitteln", sagt Christian Campagna, Geschäftsführer bei Accenture und Leiter des Bereichs CFO-Services. Dieser ergebe sich, vereinfacht gesagt, aus der Firmengeschichte und aus dem laufenden Geschäft sowie der Wachstumsquote, die der Vorstand zum Ziel erklärt hat. Die Budgetplanungen sind dabei oft sehr umfangreich: Angefangen beim Einkauf der Waren und deren Lagerung, muss die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Vertrieb begutachtet werden. Der Teufel stecke da oft im Detail, sagt der CFO-Experte. Soll der Vertrieb beispielsweise 10 Mio. Euro mehr Umsatz erzielen, heißt das unter Umständen: Mehr Mitarbeiter müssen eingestellt werden - und die brauchen wiederum einen Arbeitsplatz mit PC und Software. All diese nicht auf den ersten Blick sichtbaren Kosten müssen bei der Ermittlung des Kapitalbedarfs so gut es geht berücksichtigt werden. "Wenn da nicht genau hingeschaut wird, können die Unsicherheiten in der Planung des Kapitalbedarfs den CFO stark ins Schwitzen bringen", sagt Campagna.
Finanzierungsquellen breit streuen
Wie lange im Voraus der Kapitalbedarf geplant werden muss, hängt davon ab, wie anlagenintensiv das jeweilige Geschäft ist. Das unterscheidet sich von Branche zu Branche mitunter sehr stark. Handelsunternehmen wie die Rewe-Gruppe oder Aldi benötigen in der Regel kurzfristig Kapital. Sie müssen kontinuierlich Waren einkaufen und Lieferungen bezahlen. "Die Finanzplanung erfolgt in diesem vergleichsweise schnell drehenden Geschäft daher jährlich", sagt Jens Niebuhr, Partner und CFO-Experte bei der Unternehmensberatung Booz & Company. Ganz anders verhalte es sich mit anlagenintensiven Branchen wie etwa der Energieversorgung, den Automobilzulieferern oder der Chemieindustrie. "Kraftwerke, Maschinenparks oder Chemieanlagen sind langfristige Investments, die schnell in dreistellige Millionenbereiche reichen können", sagt Niebuhr. Mindestens fünf Jahre im Voraus planten solche Unternehmen daher ihren Finanzbedarf.
Kann der kurzfristige Kapitalbedarf je nach Höhe noch mit Kreditlinien bei Banken gedeckt werden, so müssen sich anlageintensive Unternehmen schon Gedanken über exotischere Geldbeschaffungsmaßnahmen machen, etwa Aktien, Anleihen oder Genussscheine. "Maßgeblich für die Finanzierungsform ist neben der Art des eigenen Geschäfts auch, welche Erwartungen die jeweiligen Kapitalgeber an das Unternehmen haben", sagt Niebuhr. Wollen sie eine verlässliche jährliche Rendite - oder können sie auf eine Ausschüttung auch einmal zwei oder drei Jahre warten? Vor dem Hintergrund der Finanzkrise sei es für Unternehmen heutzutage auch überlebenswichtig, die Finanzierungsquellen zu streuen, um sich nicht zu abhängig zu machen, sagt PwC-Mann Schräder. "Denn, wenn Geld fehlt, hat das oft direkte und meist sehr unangenehme Folgen für ein Unternehmen." So könnte etwa die Produktion gestoppt werden müssen, weil keine Rohstoffe mehr bezahlt werden können.
Liquidität als Erfolgsfaktor
"Das A und O zur Vermeidung eines solchen Liquiditätsengpasses ist daher eine gute Risikobewertung", sagt Accenture-Berater Campagna. Dabei wird geschätzt, wie lange die Produktionsmittel ausfallfrei bleiben beziehungsweise wann sie voraussichtlich ersetzt werden müssen. Eine Maschine, die in der laufenden Produktion ausfällt, muss nämlich sofort ersetzt werden - was sofort Geld kostet. "Eine gute Finanzstrategie versucht, solche Wahrscheinlichkeiten möglichst gut einzuplanen", sagt Campagna. Konkret heißt das: Es muss genügend Geld vorhanden sein, um solche Ersatzinvestitionen sofort tätigen zu können.
"Um reaktionsfähig zu bleiben, empfehle ich daher dringend eine Liquiditätsreserve in die Finanzstrategie einzubauen", mahnt PwC-Experte Schräder. Das können beispielsweise Optionen auf Kreditlinien bei Banken sein. Diese ständige Bereitschaft lassen sich die Banken dann natürlich auch von den Unternehmen bezahlen. Das sei aber immer noch besser, als spontan einen Kredit mit sehr hohem Zinssatz aufnehmen zu müssen, sagt Schräder.
Dazu komme, dass Unternehmen, die keine Reserve vorweisen können, von Ratingagenturen wie Standard & Poor's, Moody's und Fitch abgestraft werden. "Liquidität ist seit der Finanzkrise zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen geworden", sagt Schräder.
  • 12.07.2010
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