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Zoff beim Halbleiterkonzern: Infineon-Vorstand rangelt um die Macht
Die Führung des Konzerns kommt nicht zur Ruhe: Nach dem spektakulären Streit um die Besetzung des Aufsichtsrats gibt es nun einen Zwist im Vorstand: Vorstandssprecher Bauer will Finanzchef Schröter Schlüsselressorts abnehmen.Im Infineon -Vorstand ist ein Streit um die Zuständigkeiten entbrannt. Vorstandssprecher Peter Bauer , 50, will Finanzchef Marco Schröter, 46, die Schlüsselressorts Strategie sowie Fusionen und Übernahmen (M&A) entreißen. Ein Infineon-Sprecher bestätigte am Mittwoch, dass der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats eine Neuverteilung der Ressorts zugunsten von Bauer prüfe. Schröter empfindet dies offenbar als unakzeptable Degradierung. Vertrauten gegenüber habe der Manager gedroht, seinen Job notfalls aufzugeben, berichtete ein Insider.
Damit fällt der Münchner Chipkonzern in alte Zeiten zurück. Bei der Ex-Siemens -Tochter haben Personalquerelen in der jungen, gut ein Jahrzehnt währenden Geschichte Tradition. Zuletzt sorgte im Februar der scheidende Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley für einen Eklat: Als Nachfolger wollte er auf der Hauptversammlung Ex-Siemens-Vorstand Klaus Wucherer gegen institutionelle Anleger durchdrücken. Wohl durch Tricks bei der Abstimmung verlor deren Kandidat. Wucherer jedoch gilt als beschädigt und übt sein Amt nur für ein Jahr aus.
Gleichwohl könnte der Übergangschefkontrolleur bereits in einer Aufsichtsratssitzung Anfang August die Umverteilung der Ressorts beschließen lassen. Zudem will Wucherer Bauer vom Vorstandssprecher zum Vorstandsvorsitzenden befördern. Auf seinen englischen Visitenkarten hatte Bauer allerdings ohnehin den äquivalenten Titel "Chief Executive Officer" stehen.
Bauer hatte den Chefposten Mitte 2008 übernommen, nachdem Kley seinen Vorgänger Wolfgang Ziebart abgesägt und extern keinen Nachfolger gefunden hatte. Damals wurde Bauer nur Sprecher - ein bei Unternehmen seltener Titel. 2009 gelang Infineon die Wende. Bei Anlegern werden Bauer wie Schröter als Väter dieses Erfolgs hoch geschätzt.
Umso schlechter dürften die neuen Querelen bei den geplagten Aktionären ankommen, die für dieses Geschäftsjahr erstmals seit dem Börsengang 2000 auf eine Dividende hoffen dürfen. Ein Grund des Zoffs könnten auch strategische Differenzen sein. Schröter hatte sich zuletzt für größere Zukäufe offen gezeigt, während Bauer sich dazu zurückhaltend äußert. Konfliktpotenzial bietet zudem die laufende Prüfung eines Verkaufs der Handychipsparte.
Nach FTD-Informationen haben selbst Mediationsgespräche bislang nicht gefruchtet. Das Verhältnis der beiden gilt auch angesichts ihrer unterschiedlichen Charaktere schon länger als angespannt: der politisch denkende Ingenieur Bauer, ein Bayer, der seit zwei Jahrzehnten bei der früheren Siemens-Halbleitersparte tätig ist. Und der Ruhrpottler Schröter, der sich beim Logistiker Schenker in den Vorstand hochgearbeitet hat und Anfang 2008 zu Infineon stieß. Er hält sich zumindest schon länger im Amt als Infineons erster extern geheuerter Finanzchef: Rüdiger Günther ging 2007 nach fünf Monaten.
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22.07.2010
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