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  21.07.2010, 13:30    

Südliches Europa: Bella Italia, Land der Bankräuber

Die Geldhäuser des Alpenlandes sind ausgesprochen kundennah. Das mag Verbraucher erfreuen, hat aber eine problematische Kehrseite: Vom dichten Filialnetz profitieren auch die Bankräuber. von Andre Tauber 
Es ist ihr vierter Banküberfall an diesem Tag. Die 41-Jährige erweckt kein Misstrauen, als sie die Banca del Piemonte in einem Städtchen in der Nähe von Turin betritt. Sie ist elegant gekleidet, trägt Rock und hochhackige Stiefel. Ihr Gesicht wird von einer großen Sonnenbrille verdeckt, wie üblich, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf Italien fallen. Vor sich schiebt die Frau einen Buggy. Darin sitzt ein sieben Monate altes Kind.
Doch am Bankschalter droht die Mutter plötzlich und fordert 2000 Euro - ihre Komplizen seien zum Äußersten bereit. Dreimal hatte sie an diesem Tag Erfolg mit der Masche. Diesmal weigert sich der Angestellte. Wenig später wird die Frau der Polizei erklären, sie habe einfach nicht genug Geld zum Leben.
Nirgendwo in Europa werden mehr Geldhäuser überfallen als in Italien, meldet die Bankengewerkschaft Fiba Cisl in einer aktuellen Studie. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 1744 Überfälle - sechsmal so viele wie in Deutschland und gar das Zwanzigfache von Großbritannien. Fast jeder zweite Bankraub Europas werde damit in Italien begangen. Die Gewerkschaft will vor allem auf die Gefahren für die Angestellten aufmerksam machen.
Dass die Bankräuber in Italien so oft zuschlagen, hat mehrere Gründe: Italiens Geldhäuser sind konservativ. Sie machen 64 Prozent ihres Geschäfts mit der klassischen Kreditvergabe an Privat- und Firmenkunden. Das hat den Instituten zwar in der Finanzkrise geholfen, weil sie mit den Einlagen eine sichere Kapitalbasis haben. Doch um das Geschäft zu betreuen, brauchen sie dichte Filialnetze, die sich weit in das Land hinein erstrecken. All diese Filialen zu sichern fällt schwer.
Hinzu kommt, dass die Institute mit Bargeld prall gefüllt sind. Italiener wickeln 90 Prozent aller Einkäufe mit Cash ab. Gerade einmal 20-mal im Jahr überweist ein Durchschnittsitaliener Geld von seinem Bankkonto - der Schnitt in der Euro-Zone ist doppelt so hoch. "Je weniger Bargeld in unseren Filialen liegt, desto weniger Überfälle wird es auch geben", sagt Pierfrancesco Gaggi vom italienischen Bankenverband Abi.
Dem Verband zufolge investieren die Banken stark in die Sicherheit. In einer Präsentation listet Abi detailliert auf, wie viele Filialen mit Alarm und Metalldetektoren ausgerüstet sind. Der Erfolg sei sichtbar: Die Anzahl der Überfälle sei 2009 um 19 Prozent gesunken, im Vorjahr gar um 27 Prozent, lobt Abi.
Wobei die Meldung möglicherweise kontraproduktiv ist. Denn in einer Statistik gibt der Verband unverhoffte Hilfestellung für die Anfänger unter den Räubern: Je später am Abend man zuschlägt, desto höher die Beute. Hätte sich die Mutter aus Turin daran gehalten, hätte vielleicht auch nur ein Bankraub genügt.
  • 21.07.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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