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  24.07.2010, 17:39    

Reaktionen auf Belastungstests: Stresstest erfolgt - Erfolg ungewiss

Nach dem Stresstest loben US-Finanzminister und IWF-Chef unisono dessen Transparenzwert. Analysten und Börsianer bemängeln dagegen dessen geringen Stressfaktor und sprechen von einer Beruhigungspille. von Matthias Brügge 
Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse aus dem Stresstest für europäische Banken geben sich viele Analysten verkatert. Aus den von der Europäischen Union (EU) durchgeführten Belastungstests lassen sich einigen Experten zufolge keine präzisen Aussagen über die Durchhaltekraft der Geldinstitute ableiten.
Selbst die Aufseher gießen Wasser in den Wein. "Das ist nur eine Operation zur Beruhigung der Märkte", sagte etwa Bafin-Chef Jochen Sanio, der nach eigenem Bekunden aus den Ergebnissen keine neuen Erkenntnisse gewinnen konnte.
Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanzzentrum bemängelt, dass eine Staatspleite nicht simuliert wurde: "Das war kein echter Krisen-Stresstest". So mussten die Banken Abschläge am Staatsanleihenmarkt nur im Handelsbuch vornehmen, obwohl die Mehrzahl dieser Papiere im Bankbuch liegt. Nach Gerkes Einschätzung wurde der Test von Anfang an so angelegt, dass von den 91 "gestressten" Banken in Europa nicht mehr als zehn Prozent durchfallen konnten.
Analysten bemängeln die "weichgespülten Kriterien" des ...   Analysten bemängeln die "weichgespülten Kriterien" des Stresstests
Deutsche-Bank-Analyst Matt Spick sprach von einer "verpassten Gelegenheit": "Insgesamt glauben wir, dass der Stresstest so viele kontroverse Punkte enthält, dass er allein die Märkte nicht beruhigen wird. Wir glauben, dass die schwächeren Banken in Europa verwundbar bleiben werden für Sorgen mit Blick auf ihre Widerstandskraft in einem echten Rückfall in die Rezession."
Win Thin, leitender Devisenstratege bei Brown Brothers Harriman & Co., sagte: "Die Bedenken, was die Transparenz angeht, wurden dadurch nicht zerstreut". Er bemängelt: "So wie es aussieht, waren die Stresstests nicht so stressig."
Ähnlich enttäuscht äußerten sich einige seiner Kollegen. "Die Glaubwürdigkeit fehlt", sagte beispielsweise Chef-Stratege Brian Dolan von dem Devisenhändler Gain Capital. Samarjit Shankar von BNY Mellon fügt hinzu, "der Weg für die Banken und die Politiker der Eurozone wird lang". Letztendlich werde alles von den Fundamentaldaten abhängen.
Ceps-Leiter bemängelt verweichlichte Kriterien
"Der Stresstest hat Leichen für tot erklärt", sagte der Leiter des Centre for European Policy Studies (Ceps), Daniel Gros, in Brüssel. "Man weiß jetzt etwas mehr, wo die Wackelkandidaten sitzen - aber wirkliche Erkenntnisse hat der Test nicht gebracht." Das Ceps-Institut gilt als eine der renommiertesten Denkfabriken in der EU-Hauptstadt Brüssel.
Der Volkswirt kritisierte die "weichgespülten" Kriterien der Belastungstests, die so lange nachgebessert worden seien, bis sie keine Überraschungen mehr boten. "Der Test ist eine verpasste Gelegenheit, um mal richtig im Bankensektor aufzuräumen", kritisierte Gros.
Nach Ansicht des Politikinstituts haben die USA besser gehandelt als die EU. "Die Amerikaner sind entschlossener rangegangen und haben die schwachen Banken gezwungen, Kapital vom Staat zu nehmen", sagte Gros.
DIW-Präsident Klaus Zimmermann sagte dem "Handelsblatt", er gehe davon aus, dass das Ergebnis der Stresstests die Märkte nicht einfach wird ruhig stellen können. "Denn die nötigen europäischen Finanzmarktreformen sind im Gegensatz zu den USA ja noch nicht einmal zu Ende diskutiert, geschweige denn beschlossen und eingeführt", sagte Zimmermann.
Der DIW-Präsident befürchtet, dass jetzt "fatalerweise der Eindruck entstehen" könne, man brauche diese Reformen nicht mehr. "Dafür waren die Tests viel zu selektiv und sind die Ergebnisse viel zu positiv", sagte Zimmermann. So seien lediglich Wertabschläge bei den Staatsanleihen und Konjunktureinbrüche simuliert worden, Immobilienkrisen und das Versagen der Rohstoffmärkte seien dagegen nicht berücksichtigt worden.
Deutsche Oppositionspolitiker warnten vor anhaltenden Gefahren. "Die deutschen Institute sind und bleiben wacklig", sagte der Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick der "Frankfurter Rundschau". Die Branche verfüge über zu wenig Kapital, um die Risiken abzudecken und erneute Hilfen des Staates auszuschließen. Wie für den Bund müsse es auch für Banken eine Schuldenbremse geben. Die Linkspartei bezweifelte die Aussagekraft des Tests. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble würde die Lage beschönigen und Vertrauen in das Bankensystem vorgaukeln. Der finanzpolitische Linken-Sprecher Axel Troost sagte, Banken müssten vom Staat gezwungen werden, für eine höhere Kapitalbasis zu sorgen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hingegen begrüßte den europäischen Banken-Stresstest. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn  sprach von einem "wichtigen Schritt in Richtung zu mehr Transparenz und mehr Marktvertrauen". Die Veröffentlichung der Daten dürften das europäische Finanzsystem stärken, sagte er in Washington.

Teil 2: "Test beweist Widerstandsfähigkeit der Bankenbranche"

  • 17:07
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