FTD-Serie: Bildung
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Verschwendung von Gebühren: Prassen im Adlon? Wozu gibt es Semesterbeiträge!
Die Studentenvertreter im Asta erhalten automatisch einen Anteil der Gebühren, die jeder Student pro Semester bezahlen muss. Mit dem Geld speist die Selbstverwaltung im Adlon, fliegt nach Rio oder feiert Partys mit Popstars - auf Kosten der Kommilitonen.Es sollte die größte Party werden, die an der Bochumer Ruhr-Uni je gefeiert wurde. Für einen Abend im Dezember 2007 mietete der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta), die Studentenvertretung der Hochschule, die Mensa an und engagierte so bekannte Bands wie Juli und 2raumwohnung.
Als der Kartenvorverkauf zu schleppend lief, wurde ein Fernsehspot in der Halbzeitpause eines Bundesligaspiels des VfL Bochum geschaltet. Trotzdem kamen statt der erhofften 5000 Besucher nur 1300. Der Asta machte an diesem Abend einen Verlust von 230.000 Euro. Es wurde eine der größten Pleiten, die Studentenvertreter je hingelegt haben.
In einer Mischung aus Unverfrorenheit, Überforderung oder auch nur Unkenntnis verschwenden manche Studentenvertreter seit Jahren das Geld ihrer Kommilitonen. An allen Hochschulen, außer in Bayern und Baden-Württemberg, müssen Studenten jedes Semester zwischen 7 und 11 Euro für die Arbeit des Asta abdrücken.
Dadurch kommen oft Einnahmen von mehreren Hunderttausend Euro jährlich zusammen. Nach ihrer Satzung ist der Asta eigentlich verpflichtet, das Geld für die Interessen der Studenten einzusetzen, etwa für Beratung oder die Vermittlung von Zimmern.
Doch viele der Funktionäre verwechseln die studentische Selbstverwaltung mit einem Selbstbedienungsladen, über den sie eigene Lieblingsprojekte finanzieren können. Manche der jungen Leute können auch einfach nicht mit Geld umgehen. Jährlich versickern so Unsummen aus den Kassen der Asten.
Der Asta der Uni Bonn etwa musste in den vergangenen Jahren über 260.000 Euro abschreiben, weil Studenten Kredite aus einem Hilfsfonds nicht zurückzahlten. Sie hatten ihren Wohnort gewechselt oder waren ins Ausland zurückgekehrt; der Asta hatte es versäumt, sich die Adressen geben zu lassen.
An der Uni Duisburg-Essen betrieb der Asta jahrelang ein Kulturcafé, in dem Studenten Cocktails für 2,50 Euro trinken konnten. Weil die Einnahmen nicht die Ausgaben deckten, häuften sich Verluste in Höhe von 450.000 Euro an.
Der Asta der Frankfurter Goethe-Uni gründete vor einiger Zeit eine Autovermietung und setzte damit 100.000 Euro in den Sand. Immerhin wollten diese Studentenvertreter ihren Kommilitonen etwas Gutes tun, indem sie billige Drinks und Autos anboten.
Der Asta der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft wollte sich vor einigen Jahren hingegen auch selbst mal etwas gönnen: Für 2400 Euro luden die Studenten Industrievertreter ins noble Berliner Hotel Adlon zum Essen ein.
Rechnungsprüfer sind regelmäßig schockiert, wenn sie die Finanzen der Studentenvertreter kontrollieren. In einem vertraulichen Prüfbericht des Staatlichen Rechnungsprüfungsamts Köln (RPA) ist die Rede von jahrelanger gravierender Misswirtschaft an der Uni Bonn.
Die Prüfer rügten in dem von 2004 bis 2008 laufenden Verfahren Mängel in der Buchführung, bei der Dienstaufsicht sowie der Abrechnung von Überstunden. Aufgrund der "im Verhältnis zu den Einnahmen aus den Studierendenbeiträgen beträchtlich überhöhten Personalkosten" sei die Studierendenschaft beinahe insolvent gewesen. Unglaubliche 99,7 Prozent des Budgets sollen seinerzeit für Personal ausgegeben worden sein.
"Der Landesrechnungshof heißt zwar so, kann aber offenbar nicht rechnen", sagt dazu der Kassenverwalter des Asta der Uni Bonn, Joachim Hopf. Das Rechnungsprüfungsamt habe Einnahmen aus den Asta-Läden nicht berücksichtigt.
"Bei Rechnungen hieß es: Bitte mal abzeichnen."
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24.07.2010
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