28.07.2010, 16:09

Intel-Rivale: Chiperfolg aus Cambridge

Der Chipdesigner ARM hat sich als Machtzentrum im Geschäft mit mobilen Computern etabliert. Nach Apple setzt nun auch Microsoft auf die Technologie der Briten - um bei Handys und Tablets im Geschäft zu bleiben. von Thomas Wendel

Zugegeben - es gibt auch schlechte Nachrichten für ARM . Etwa diese: Am Dienstag stürzte der Kurs der Aktie des britischen Mikrochipdesigners an Londons Börse abrupt um gut zwei Prozent ab, weil der Finanzchef des Unternehmens, Tim Score, nicht die Jahresprognose anheben wollte.

Das sind sie aber auch schon, die schlechten Nachrichten. Ansonsten eilt die Firma aus der Universitätsstadt Cambridge von Erfolg zu Erfolg: Allein im zweiten Quartal wurden 1,4 Milliarden Mikrochips abgesetzt, die auf ARM-Technologie fußen. Neun von zehn aller weltweit verkauften Mobiltelefone werden von ARM-Chips gesteuert. Der Umsatz der Briten ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um 54 Prozent auf 100 Mio. Pfund (120 Mio. Euro) gestiegen, der Betriebsgewinn um 167 Prozent auf 43,5 Mio. Pfund. Der Kurs der ARM-Aktie hat sich seit Januar fast verdoppelt. Mit 4,6 Mrd. Pfund Börsenwert ist ARM zum teuersten britischen Technologieunternehmen aufgestiegen.

Kursinformationen und Charts

ARM	336,9396 GBp	[1.4396]	+0,43%
1 Tag 5 Tage 3 Monate 1 Jahr 3 Jahre
Apple	257,27 USD	[-3.69]	-1,41%
1 Tag 5 Tage 3 Monate 1 Jahr 3 Jahre

Doch das dürfte erst der Anfang sein. Denn die Briten setzen unter ihrem Chef Warren East dazu an, Intel in Bedrängnis zu bringen. Mit Macht strebt ARM auch in den PC-Markt. Im Geschäft mit mobilen Computern haben die Briten inzwischen eine Führungsrolle übernommen: Während Intel seit Jahren versucht, in dem 150 Mrd. Dollar großen Markt der Mobilkommunikation Fuß zu fassen, nutzt ARM seine Stromspartechnik, um in die wachsenden Märkte für Smartphones und größere Mobilrechner hineinzuwachsen.

Mit Erfolg: Mit Microsoft konnte East vergangenen Freitag das wichtigste Unternehmen der PC-Industrie als Lizenznehmer gewinnen. Microsoft werde nun an "vorderster Front" bei der ARM-Technologie stehen und Chipdesigns der Briten in "vielen Anwendungsbereichen" einsetzen, frohlockt East, ohne Details zu nennen. Fachleute sind sich dennoch sicher: Der Deal mit dem Softwarekonzern wird die Tür zum PC-Markt aufstoßen. Das Geschäft eröffne ARM die Möglichkeit, Chips auch "in Geräten mit größeren Bildschirmen wie Netbooks und Tablets" unterzubringen, sagte Neil Mawston vom Londoner Marktforscher Strategy Analytics der FTD.

Der Schritt Microsofts ist bemerkenswert. Schließlich stimmt der US-Konzern seine Windows-Betriebssysteme seit Jahrzehnten auf die leistungsfähige, aber stromhungrige x86-Chiptechnologie von Intel ab. Doch die enge Allianz von einst ist zerbrochen. Microsoft und Intel kämpfen jeder für sich um den Erhalt ihrer dominierenden Marktpositionen - und stehen sich dabei erstmals gegenseitig im Weg: Intel braucht den Erfolg bei Smartphones und Minicomputern.

Teil 2: ARM hat das Gros der weltgrößten Chipproduzenten hinter sich