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  28.07.2010, 12:20    

Schuldenkrise: Banken sehen Portugal als Ausfallrisiko

Es ist ein grundlegender Bruch mit der Vergangenheit: Weil sich die Banken vor einem Zahlungsausfall Portugals fürchten, muss das Land bei Sicherungsgeschäften künftig Bargeld oder Gold hinterlegen. Das geht mit erheblichen Risiken einher. von Tobias Bayer  Frankfurt
Portugal knickt gegenüber den Banken ein - und ist eines der ersten größeren Länder, das bei Derivategeschäften Sicherheiten hinterlegen wird. Mit Termingeschäften sichern sich Staaten über Banken gegen Schwankungen bei Zinsen oder Wechselkursen ab.
Im Gegensatz zu anderen Kunden verlangen die Banken dabei von westlichen Industriestaaten traditionell nicht, dass sie Sicherheiten hinterlegen, um auch im Fall eines Zahlungsausfalls ihre Verpflichtungen erfüllen zu können. Angesichts der europäischen Schuldenkrise wächst aber die Angst vor Staatspleiten, was die Banken vorsichtiger werden lässt.
"Wir befinden uns immer noch unter den alten Bestimmungen, aber wir arbeiten an entsprechenden wechselseitigen Abkommen", sagte Alberto Soares, Leiter der portugiesischen Schuldenbehörde Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público (IGCP), gegenüber dem Nachrichtenportal Risk.net.
Im vorliegenden Fall scheinen die 18 Primärhändler - das sind die Banken, die bei Auktionen der portugiesischen Schuldenagentur mitwirken - auf entsprechende vertragliche Änderungen gedrungen zu haben. IGCP-Chef Soares wehrt sich gegen diese Interpretation. Keine Bank habe gedroht, keine Geschäfte mehr mit Portugal zu machen: "Das ist nicht Schwarz-Weiß. Es handelt sich um einen Prozess. Wir müssen unterschiedliche Sichtweisen berücksichtigen."
Theoretisch bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder hinterlegt die Regierung in einer bilateralen Transaktion mit der Bank Sicherheiten. Läuft die Derivateposition gegen das Land, muss es dabei mehr Bargeld oder Wertpapiere bereitstellen. Oder es wird eine zentrale Gegenpartei, ein Clearinghouse, dazwischengeschaltet. Sie übernimmt das Ausfallrisiko, verlangt aber ebenfalls Sicherheiten, die mit dem Marktpreis schwanken.
Für Portugal hat das Vor- und Nachteile. Ein positiver Effekt könnten geringere Risikoaufschläge bei Kreditderivaten (Credit Default Swaps, CDS) sein. Derzeit sichern sich Banken über CDS-Kontrakte gegen einen Zahlungsausfall des Landes ab. Die portugiesischen Kreditderivate notieren aktuell laut dem Datendienstleister Markit bei 230 Basispunkten. Um 10 Mio. Euro an portugiesischen Staatsanleihen abzusichern, werden also jährlich 230.000 Euro fällig. Zum Vergleich: Spanien und Italien liegen bei 178 und 136 Basispunkten. Sollte Portugal künftig Sicherheiten hinterlegen, nimmt der Hedging-Druck für die Banken ab.
Potenziell gefährlich ist dagegen, dass Portugal ab sofort Liquidität vorhalten muss. Denn es ist fraglich, welche Art von Sicherheiten außer Bargeld die Banken akzeptieren werden. Laut Experten ist es unwahrscheinlich, dass Portugal seine eigenen Anleihen andienen kann. "Man kann nicht eine Schuldverschreibung ausstellen und damit die eigenen Schulden absichern", sagte John Wilson, Leiter OTC-Clearing bei Royal Bank of Scotland.
Denkbar seien dagegen Transaktionen, die mehrere Länder einschließen würden. Über Tauschgeschäfte könnte so Portugal die Anleihen eines anderen Landes als Sicherheit hinterlegen. Notfalls bietet sich noch Gold an. Portugal hat große Reserven des Edelmetalls.
Portugal kämpft am Kapitalmarkt um Vertrauen. Am 2. Juli stellte die Regierung in Lissabon einen Sparplan vor, mit dem sie das Haushaltsdefizit von 9,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2009 unter die Maastricht-Schwelle von drei Prozent drücken will.
Eine Anleiheemission am Mittwoch verlief erfolgreich. Das Land nahm über zwei Emissionen mit 1,28 Mrd. Euro mehr auf als die geplanten 1,25 Mrd. Euro. Für den Bond, der 2014 fällig wird, bezahlte Portugal mit einer Rendite von 3,621 Prozent weniger als im Juni. Für die Anleihe, die bis 2023 läuft, wurde dagegen mit 5,377 ein höherer Satz fällig als bei der vorangegangenen Auktion im Januar.
  • 28.07.2010
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