Aufstieg: Bischöfin Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt
Sie hat es geschafft: Margot Käßmann wird die Evangelische Kirche in Deutschland führen. Die Hannoversche Landesbischöfin repräsentiert damit erstmals als Frau die knapp 25 Millionen Protestanten in Deutschland - und rückt an die Spitze einer Organisation, die unter Mitgliederschwund leidet.
Hannovers Landesbischöfin Margot Käßmann ist neue Chefin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Kirchenparlament wählte die 51-Jährige am Mittwoch in Ulm zur EKD-Ratsvorsitzenden. Damit repräsentiert erstmals eine Frau die knapp 25 Millionen Protestanten in Deutschland. Käßmann tritt die Nachfolge des Berliner Bischofs Wolfgang Huber (67) an, der mit Erreichen des Pensionsalters ausscheidet. Käßmann hatte angekündigt, mit einer zeitgemäßen Kirche mehr Menschen für den Glauben gewinnen zu wollen.
Landesbischöfin Margot Käßmann
Bei ihrer Bewerbungsrede auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sprach Käßmann von der Liebe - von der zur hannoverschen Landeskirche, die sie seit zehn Jahren leitet. Und vom Dank, dass sie vier Töchter großziehen konnte. "Zu der Lebenserfahrung, die ich mitbringe", sagte die Bischöfin, gehöre aber auch eine nach 26 Jahren gescheiterte Ehe. Doch das hat den Aufstieg nicht verhindert. Käßmann erhielt 132 von 142 abgegebenen Stimmen bei vier Enthaltungen, fünf Nein-Stimmen und einer ungültigen Stimme.
Wie die Katholische Kirche auch, leidet die EKD unter Mitgliederschwund. Allein 2008 gab es 160.000 Austritte, 30.000 mehr als 2007. Kirchensteuerausfälle sind die Folge. Käßmann antwortet darauf mit neuen Formen der Ansprache. Am Reformationstag veranstaltet sie etwa in Hannover einen TV-Gottesdienst mit der Popband Die Prinzen.
Die Gottesfrau will den Geschlechtsfaktor möglichst klein halten. Zu ihrem ersten EKD-Amt war sie 1983 noch gezielt als "weibliche Theologin" eingeladen worden. Aber schon bei der Bischofswahl 1999 wehrte sie sich vehement gegen einen Titel: "Quotenfrau".
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