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  16.07.2010, 18:26    

Devisenspezialist im Interview: "Die D-Mark würde den Dollar alt aussehen lassen"

John Taylor, Chef des weltgrößten Devisen-Hedge-Fonds, geißelt die EZB-Strategie, gibt Griechenland verloren und möchte die D-Mark zurück. Andere Länder würden sich einem Austritt Deutschlands aus der Währungsgemeinschaft sofort anschließen, glaubt er. "Der Euro-Exitus kommt."
Mr Taylor, hat Oliver Stone schon angerufen und Ihnen die Hauptrolle in seinem nächsten Film angeboten?
John Taylor: Davon ist mir nichts bekannt. Wieso sollte er?
Weil derzeit im Zusammenhang mit Hedge- Fonds wie Ihrem von Komplott, ja sogar Konspiration die Rede ist. Spekulanten wie George Soros, John Paulson und Sie sollen sich heimlich darauf verständigt haben, den Euro in die Knie zu zwingen – der perfekte Hollywood-Stoff.
Taylor: Angesichts von 1200 Mrd. $, die täglich an Euro-Transaktionen gehandelt werden, ist es unwahrscheinlich, dass eine Gruppe Hedge-Fonds-Manager versuchen könnte, die zweitgrößte Währung der Welt zu manipulieren.
John Taylor   John Taylor
Wenn "Hedgies" wie Sie nicht die nötigen Finanzhebel haben, den Euro in den Abgrund zu reißen, könnten Sie es ja noch rhetorisch versuchen. Ihr Vergleich mit einem "Huhn, das mit abgeschlagenem Kopf noch eine Weile über den Hof rennt, ehe es verendet", empfanden viele in Deutschland als skandalös.
Taylor: (lacht) Ich bin auf dem Land in Long Island aufgewachsen, da gehörte so etwas zum Alltag. Aber im Ernst: Wir Hedge-Fonds-Manager versuchen, die Welt so zu sehen, wie sie ist, und nicht, wie wir sie gern hätten. Das ist die Grundlage unseres Geschäfts. Und wenn wir uns zuweilen drastischer Metaphern bedienen, um auf Missstände aufmerksam zu machen, hat das am Ende vielleicht ja auch sein Gutes.
Sie verdienen Hunderte von Mio. – und haften sich zugleich das Prädikat "pädagogisch besonders wertvoll" an. Ist das nicht ein wenig geschmacklos?
 
Der Superspekulant: John Taylor

Der 66-jährige Taylor leitet mit Jonathan Clark FX Concepts, den größten Devisen-Hedge-Fonds der Welt. Er verwaltet rund acht Mrd. $, insbesondere für Pensionskassen.
Bereits Anfang Februar bekannte Taylor: "Wir setzen auf den Kursrückgang des Euro." Seine Händler wetteten mit drei Mrd. $ gegen die Gemeinschaftswährung.
Der auf Long Island bei New York geborene Taylor besuchte die Amerikanische Schule in Montagnola am Luganer See. 1961 kehrte er nach Amerika zurück, studierte an der Princeton University und promovierte im Fach Politikwissenschaft an der University of North Carolina.
Seine Karriere startete er bei der Chemical Bank. Bei der Citibank war er für das Devisengeschäft zuständig und gründete 1981 seine eigene Firma. 2008 soll Taylor 250 Mio. $ verdient haben – eine Zahl, die er vehement bestreitet.
 
Taylor: Sollten wir dazu beitragen, dass die hoch verschuldeten Länder der Euro-Zone endlich beherzt ihre Probleme angehen, wäre das ausgesprochen positiv. Irland macht gerade auf herausragende Weise vor, wie es geht. Die Iren haben die Sozialleistungen drastisch gekürzt und die Löhne gesenkt. Oder nehmen Sie Estland: Nach dem brutalen Absturz ist das einstige Boomland nun dabei, sich mit einem schmerzhaften Sparprogramm zu sanieren, und schafft es damit, 2011 Mitglied im Euro-Klub zu werden. Tallinn nimmt neue Schulden in Höhe von nur 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf, die Gesamtverschuldung betrug am Jahresanfang gerade einmal 7,2 Prozent.
In Griechenland sind es rund 115 Prozent?...
Taylor: ...?und genau deshalb ist es eine Illusion zu glauben, dass sich Hellas aus dem Abwärtssog befreien könnte. Die Griechen haben die Sparmaßnahmen nur verkündet, weil sie sonst die dringend benötigten Kredite von den Ländern der Euro-Zone und dem IWF nicht bekommen hätten. Wie die Bevölkerung darauf reagiert, war ja zu beobachten.
Ist eisernes Sparen dort unmöglich?
Taylor: Wer es versucht, wird abgewählt. Die griechische Regierung wird es erleben, wenn die Sparmaßnahmen erst einmal für die breite Bevölkerung spürbar werden. Das entspricht einfach nicht ihrer Mentalität.
Immerhin scheinen sie dabei ja IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn auf ihrer Seite zu haben. Der warnt vor einer zu rapiden Senkung der Defizite. Wenn alle zeitgleich sparen, werde man das Wachstum im Euro-Raum abwürgen.
Taylor: Das optimistische Szenario ist, dass sich die Wirtschaft in Europa schnell wieder erholt und es der EZB gelingt, das überschüssige Geld wie versprochen wieder abzuschöpfen, indem sie die eingesammelten Staatsanleihen verkauft. Ich bin da nicht sehr hoffnungsfroh.
War es ein Fehler, Griechenland 2001 in die Euro-Zone aufzunehmen?
Taylor: Ja, natürlich war es das. Selbst ein Volkswirtschaftsstudent im ersten Semester hätte nachrechnen können und wäre zu dem Schluss gekommen: Das kann nie und nimmer funktionieren. Ich selbst habe über viele Jahre an der Università della Svizzera italiana in Lugano ein Seminar zum Thema "Europäische Integration" geleitet. Schon 1998 habe ich dort die These vertreten, dass der Euro ein Fehlkonstrukt ist. Die Studenten dort waren natürlich entsetzt und haben mich als rechtslastigen Volltrottel aus Amerika beschimpft. Für alle war die Einführung damals eine unumstößliche, heilige Angelegenheit.
Als Rache holen Sie heute rhetorisch die Kanonen raus, um den Euro unter Druck zu setzen.
Taylor: Unsinn! Es ist ja eher ungewöhnlich, dass sich jemand aus meiner Branche so öffentlich artikuliert. Die meisten meiner Kollegen operieren lieber im Verborgenen. Was mir das einbringt? Nun, aus Deutschland habe ich sogar eine Morddrohung bekommen – und das nicht von irgendeinem Verrückten, sondern einer ernst zu nehmenden Person.

Teil 2: Ein konzertierter Angriffskrieg gegen die Euro-Zone?

Gefunden bei: capital.de

  • 16.07.2010
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