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Einbruch im Paketgeschäft: Post-Rivale TNT verpasst Aufschwung
Mit seinen Quartalzahlen sät der niederländische Postkonzern Zweifel, ob die europäischen Logistikkonzern so gut durch die Krise kommen wie die US-Konkurrenz. Mit Spannung erwarten Anleger die Zahlen der Deutschen Post.Mitten in der Konjunkturerholung hat der niederländische Postkonzern TNT die Anleger böse überrascht: Der operative Gewinn des wichtigsten europäischen Konkurrenten der Deutschen Post stürzte im zweiten Quartal um 69 Prozent auf 55 Mio. Euro ab.
Das schwache Ergebnis ist teils mit einer Rückstellung für das TNT-Briefgeschäft zu erklären, das verkauft werden soll. Es geht aber auch darauf zurück, dass die Expresssparte wenig vom Aufschwung profitiert: Selbst der um Einmaleffekte bereinigte Gewinn stieg gegenüber dem von der Krise gezeichneten Vorjahresquartal nur um fünf Prozent auf 211 Mio. Euro. TNT Express blieb mit 73 Mio. Euro um ein Drittel hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Konzernchef Peter Bakker erklärte die Enttäuschung vor allem mit "anhaltendem Preisdruck", der die Steigerung der Marge bremse. Die TNT-Aktie verlor bis zu 6,2 Prozent, auch die Papiere der Deutschen Post gerieten in den Abwärtssog.
Unmittelbar bevor der Bonner Konzern am Dienstag seine Quartalsergebnisse vorlegt, schürt das TNT-Ergebnis Zweifel, ob die europäischen Paketdienste so gut aus der Krise kommen wie ihre US-Wettbewerber: UPS und Fedex haben starke Geschäftszahlen präsentiert und dies auch mit der Nachfrage in Europa begründet. "Bei TNT und der Post müssen jetzt alle Alarmlampen angehen", sagte ING-Analyst Axel Funhoff. "Sonst könnten die Amerikaner den Europäern auf ihrem eigenen Kontinent den Rang ablaufen." Bakker verwies auf die starke Dominanz von UPS und Fedex in ihrem Heimatmarkt, aus dem sich die Post-Tochter DHL nach hohen Verlusten zurückgezogen hat. Die US-Konzerne hätten deutlich mehr Preismacht, so Bakker.
Allerdings hat die Deutsche Post gegenüber TNT einen Vorteil: Sie betreibt neben dem Paket- und Briefdienst auch ein großes Logistikgeschäft, das mögliche Schwächen in der Expresssparte ausgleicht. Auch in ihren Strategien für das schrumpfende Briefgeschäft unterscheiden sich Post und TNT. Während die Deutschen die Briefzustellung weiter als Kerngeschäft ansehen und die Gewinne dank eines E-Briefes stabilisieren wollen, halten die Niederländer nichts vom Onlinebrief - und bereiten den Verkauf der Sparte vor: Bakker kündigte an, die Abtrennung werde zum 1. Januar vollzogen. Dann soll das Briefgeschäft entweder über die Börse veräußert oder an Finanzinvestoren weitergereicht werden.
Bakker stellte am Montag infrage, ob Beteiligungsgesellschaften fähig seien, mit der politisch sensiblen Briefzustellung umzugehen. Nach FTD-Informationen hat der Konzern aber schon erste Gespräche mit CVC Capital Partners geführt. Der britische Finanzinvestor kontrolliert bereits die belgische Post und könnte so in den Beneluxländern einen Verbund schmieden. Andre Mulder, Analyst bei Kepler Capital Partners, warnte vor einem Einstieg: "Die politischen Bedingungen des Kaufes sind völlig unklar", sagte er. "Die Regulierung der Sparte dürfte sich ändern."
Das Briefgeschäft wird bereits für den Verkauf hergerichtet: 11.000 Vollzeitzusteller müssen den Konzern verlassen. Für ihre Abfindungen hat TNT jetzt 168 Mio. Euro zurückgestellt, weitere 150 Mio. Euro dürften hinzukommen. Ohne die Rückstellung blieb das Ergebnis der Sparte im zweiten Vierteljahr relativ stabil bei 136 Mio. Euro. Die Sendungsmenge sank dagegen um gut acht Prozent - das ist dreimal mehr, als die Deutsche Post zu verkraften hat.
Im Paketgeschäft liegen die Mengen wieder auf Vorkrisenniveau. Nachdem TNT Express zuletzt aber Probleme hatte, steigende Transportkosten weiterzugeben, will Bakker die Paketpreise in Europa um durchschnittlich 3,5 Prozent anheben.
Nach der Abtrennung der Briefsparte könnte Spekulationen zufolge auch der Expressdienst verkauft werden. Als Interessenten gelten UPS und Fedex, die sich so in Europa stärken und DHL erheblich unter Druck setzen könnten. Sollten US-Firmen interessiert sein, müssten sie ihn nur anrufen, sagte Bakker.
Der TNT-Chef zeigte sich bei den Aussichten für die nächsten Monate noch zurückhaltend: Die wirtschaftliche Erholung in Europa sei bescheiden, der globale Aufschwung instabil.
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02.08.2010
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