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Exportstopp: Russlands Premier Putin versetzt Weizenmarkt in Panik
In Russland brennen die Wälder und Felder. Aus Angst vor steigenden Nahrungsmittelpreisen verbietet der Regierungschef die Getreideausfuhr. Die Terminmarktpreise schießen in die Höhe. Und ein Großspekulant hat besonderen Grund zur Freude.Russland hat einen Exportstopp für Getreide verhängt und damit für neue heftige Bewegungen am Weizenmarkt gesorgt. Die Regierung in Moskau reagiert damit auf die extreme Dürre, unter der das Land seit Wochen leidet. Sie hat zu verheerenden Bränden geführt, die Getreideernte ist bedroht.
"Ich denke, es wäre angemessen, ein befristetes Ausfuhrverbot für Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse zu verhängen", sagte Premierminister Wladimir Putin am Donnerstag in einer Kabinettssitzung. "Wir können nicht zulassen, dass die Preise auf dem heimischen Markt steigen, und wir müssen die Zahl der Rinder konstant halten."
Nach Angaben eines Sprechers soll das Exportverbot am 15. August in Kraft treten. Die russische Nachrichtenagentur Interfax zitierte eine Quelle aus der Regierung mit der Aussage, der Stopp könne Weizen, Gerste, Roggen, Mais und Mehl umfassen.
Der Schritt schreckte Investoren auf. An der Terminbörse Chicago Board of Trade verzeichnete der Weizenkontrakt zur Lieferung im September am Donnerstag den größten Anstieg seit 2008. Er erreichte das Tageslimit von 60 Cent und verteuerte sich auf 7,8575 Dollar je Scheffel (35,24 Liter), nachdem er bereits am Vortag das 22-Monatshoch von 7,25 Dollar erklommen hatte. Der Dezember-Kontrakt schöpfte ebenfalls das Tageslimit aus und legte auf 8,155 Dollar je Scheffel zu.
Nicht nur im US-Handel herrscht Ausnahmezustand. Europäischer Weizen schloss am Mittwoch bei 209 Euro je Tonne. Das ist der höchste Stand seit mehr als zwei Jahren. Seit Juni legten die Preise somit um mehr als 50 Prozent zu. Russland hatte während der Lebensmittelkrise von 2007 und 2008 bereits Exportverbote verhängt und damit eine Welle von Panikkäufen ausgelöst.
Die Lage in Russland hält den Markt seit Wochen in Atem. Das Land wird derzeit von der schwersten Dürre seit mehr als einem Jahrhundert heimgesucht. In der Saison 2009/2010 war Russland der drittgrößte Weizenlieferant weltweit. Für das laufende Jahr hat das russische Agrarministerium seine Ernteprognose von 85 Millionen Tonnen auf 70 bis 75 Millionen Tonnen nach unten korrigiert.
Viele Analysten halten das für optimistisch. Der weltgrößte Rohstoffhändler Glencore geht von 65 Millionen Tonnen aus. Hochrangige Manager des Unternehmens hatten Russland am Dienstag einen Exportstopp nahegelegt - aus gutem Grund: Die internationalen Rohstoffhändler fürchten, angesichts der rapide steigenden Weizenpreise ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht einhalten zu können. Mit dem Exportstopp löst sich das Problem. Denn er erlaubt es Händlern wie Glencore, einen Fall von höherer Gewalt ausrufen. Diese Klausel ermöglicht es ihnen, vereinbarte Geschäfte abzusagen - mit Verweis auf Bedingungen, die außerhalb ihrer Kontrolle sind.
Ein Analyst eines großen europäischen Agrarhandelshauses hält die aktuelle Marktreaktion allerdings für "deutlich überzogen". Er rechnet in den kommenden Monaten mit tieferen Preisen: "Die Landwirte scheinen für die Ernte optimistisch zu sein. Sie sichern sich die aktuellen Preise, weil sie von sinkenden Notierungen ausgehen", sagte der Experte, der namentlich nicht genannt werden wollte, FTD.de. Parallelen zun Krisenjahr 2007 und 2008 sieht er nicht. Entscheidend sei jetzt, wie die Ernten in Westaustralien und Kanada ausfielen. "Der Handel fokussiert sich darauf."
Teil 2: Sorge um die nächste Aussaat
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05.08.2010
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