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Nachbar Superstar: Londoner von Promis genervt
London hat von allen europäischen Städten die höchste Promidichte. In Aufregung versetzt das höchstens die Touristen. Die Einwohner nehmen es immer cool und manchmal kämpferisch.Berlin ist einigermaßen stolz auf seine vielen Filmschauspieler. Man kann Matthias Schweighöfer, Sebastian Koch oder Nora Tschirner über den Weg laufen. Schön für die Hauptstadt. Aber das alles ist natürlich nichts im Vergleich zu den internationalen Celebrities, die in London herumstreunen. Im Vergleich dazu ist Berlin ein Biotop für Nischenberühmtheiten.
Tom Cruise und Cameron Diaz auf dem Leicester Square, Jude Law mit Sienna Miller beim Kebabessen in Primrose Hill, Prinz Charles und Camilla auf dem Multikulti-Markt von Brixton: Das ist Londoner Alltag. Sogar Robert Pattinson (das ist der aus diesen Vampir-Liebesfilmen) bummelt ab und zu noch durch seine Geburtsstadt.
Auf die Dauer können die Stars allerdings ganz schön lästig werden. Vor allem Popmusiker liegen immer mal wieder mit ihren Nachbarn im Clinch, weil sie ihr Haus für nächtliche Partys mit all zu vielen Bewunderern nutzen. Als Mitglieder in Hauseigentümer-Vereinigungen kommen die VIPs manchmal mit merkwürdigen Ideen für Absperrungen oder Parkverbote, weil sie glauben, dass sie sich vor aufdringlichen Fans schützen müssen. Da ist so mancher Normalbürger schnell bedient.
Bloß nicht schleimen
Gut, Carolyn, eine Ärztin aus Nord-London, wurde mal auf einem Wohltätigkeitsfest von Sting zum Tanzen aufgefordert, und das war wohl in Ordnung, jedenfalls erzählt sie recht gern davon. Aber grundsätzlich gilt: Jeder sich selbst respektierende Londoner täuscht ein blasiertes Desinteresse an Promi-Begegnungen vor. Ein "Stell Dir vor, wen ich gestern gesehen habe" ist so ziemlich das Uncoolste, was man sich vorstellen kann.
Das musste auch Dominik (40) aus Hamburg erfahren, der in Belgravia einmal fast mit Elton John zusammenstieß und das dann gleich im Pub erzählte. Die Reaktion: gelangweilte Gesichter und der dezente Hinweis, dass der nun mal hier um die Ecke wohne, und was solle man da anderes erwarten, als ihn ab und zu auf der Straße zu treffen?
Übrigens ist es tatsächlich gerade eine solche Haltung, über die man noch am ehesten mit den Promis in Kontakt kommt. Es gibt in London zum Beispiel einen eigentlich ganz normalen Familienvater, der das Vertrauen gleich mehrerer Top-Stars aus seiner Nachbarschaft genießt. Hier gießt er mal die Blumen, dort füttert er die Meerschweinchen.
Wie er das macht? Ungefähr so, erzählt er: Einmal hatte die Filmschauspielerin, die er schon länger kennt, weil sie ein paar Straßen weiter wohnt, eine große Preisverleihung im Fernsehen moderiert. Als er sie am nächsten Morgen traf, meinte er: "Na, warst ganz schön nervös, was?" Sie erschrocken: "Hat man das gemerkt?" Daraufhin er: "Ja und ob!" So was kommt an. Bloß nicht schleimen oder gar um Autogramme betteln. Stattdessen abgeklärt tun und dosiert auch mal was Kritisches einstreuen.
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Gerade für Frauen kann es einen fast therapeutischen Effekt haben, einen weiblichen Star privat zu erleben. Kate Moss nach einer durchzechten Nacht mit dunklen Augenringen. Helena Bonham Carter sonntagmorgens beim Einwerfen von Flaschen in den Glascontainer. Da stellt die völlig unbekannte Nachbarin beglückt fest: Im wirklichen Leben sehen die auch nicht so umwerfend aus.
Zuweilen trifft man in London sogar einen deutschen Prominenten. Einmal fuhr Roberto Blanco mit der U-Bahn nach Notting Hill. Eine deutsche Touristin stieg zu und murmelte fassungslos: "Das ist doch ..." Woraufhin sich Roberto sofort zu ihr umdrehte und ihr mit seinem breitesten Lächeln bestätigte: "Jaaa!" Wie klein doch die Welt ist.
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05.08.2010
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