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Inselküche: Eichhörnchen in der Kühltheke
Böse Zeiten für niedliche Nager in Großbritannien. Kürzlich präsentierte eine Brauerei ausgestopfte Hasen als Bierflaschen, jetzt sorgt ein Supermarktbetreiber für Proteste, weil der neben Rind, Schwein und Huhn auch Eichhörnchen anbietet.Die Sympathien für Nagetiere sind klar verteilt: Ganz unten in der Hierarchie steht die Ratte, der Pestbringer, irgendwo in der Mitte tummeln die Hausgenossen Hase, Hamster, Meerschwein und Karnickel, doch ganz oben, da thront der putzigste all dieser Gesellen, das Eichhörnchen.
Doch während von Ratte bis Meerschwein alle irgendwo auf der Erde auf dem Speisezettel des Menschen stehen, scheint sich der drollige Nussliebhaber aus dem heimischen Forst keine Sorgen machen zu müssen, dass er im Kochtopf endet - es sei denn, er lebt in Großbritannien.
Dort nämlich könnte es passieren, dass sich das Eichhörnchen statt unbehelligt von Ast zu Ast zu tollen, ausgeweidet und enthäutet, verzehrfertig unter Zellophan verpackt im Kühlregal des Supermarkts von Andrew Thornton wiederfindet.
"In ein paar Jahren wird es normal sein, Eichhörnchen zu essen"
Ein knappes Dutzend der Nager verkauft der in seinem Laden pro Woche - man kann also bestenfalls von einem Nischenartikel sprechen. Dennoch hat der seit knapp fünf Monaten gelistete Artikel dem Kaufmann nun eine Menge Ärger eingebracht.
Tierschützer schlagen Alarm gegen die Delikatesse in Thorntons Laden. Ein "Massaker" geschehe dort, sagt Juliet Gellatley von der Tierschutzorganisation Viva. Sie wirft dem Händler vor, sich die Hände mit dem Blut der wundervollen Wildtiere zu besudeln, nur um Aufmerksamkeit zu erregen und ein paar Pfund mehr in der Kasse zu haben.
Der Beschuldigte verwehrt sich dieser Kritik - auf eine sehr englische Art: "Wenn wir zehn oder 15 Stück in der Woche verkaufen", sagt Thornton, "Ich denke nicht, dass dies unter die Definition eines Massakers fällt." Stattdessen lobt er die kulinarischen Qualitäten der Nager, die er mit Kaninchen vergleicht: Und der Supermarktbetreiber ist sicher, dass es - selbst wenn es derzeit großen Rummel gäbe - in ein paar Jahren ganz normal sein werde, Eichhörnchen zu essen.
Besser essen als wegschmeißen
Dabei hatte er die Tiere gar nicht aus eigenem Antrieb ins Sortiment genommen, sondern auf speziellen Wunsch seiner Kunden. Und die sind begeistert vom Geschmack. Doch der Kaufmann führt noch weitere Gründe ins Feld, warum dem Nager eine bedeutendere Rolle in der Küche zukommen sollte: So brauche man 15 Tonnen Getriede, um eine Tonne Rindfleisch herzustellen. Eichhörnchen dagegen sind zwischen Sherwood Forest und Hyde Park in großer Zahl vorhanden.
Tatsächlich gab es jüngst Überlegungen, aktiv gegen die Nager vorzugehen, denn die eingeschleppten nordamerikanischen Verwandten breiten sich epidemisch aus - und verdrängen die kleineren europäischen Eichhörnchen. Da sei es doch besser, die Tiere zu essen statt wegzuwerfen, argumentiert Händler Thornton.
So außergewöhnlich ist die Idee ohnehin nicht - zumindest für Kenner der englischen Küche. Denn dort blickt der Nager auf eine stolze Tradition als beliebte Zutat zurück. Früher gab es diverse Gerichte mit Eichhörnchenfleisch und in britischen Gourmetrestaurants erlebt es bereits seit einiger Zeit sein Comeback.
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30.07.2010
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