FTD.de » Management + Karriere » Gründung » Die Trennung
  enable2start-Gründertagebuch: Silbertool FTD-Serie: Gerollt, nicht geschnitten

Maschinenteile mit Gewinde sind schwer zu beschaffen, wenn sie kaputt gegangen sind. Die Idee von Silbertool ist, mit einem speziellen Werkzeug kaputte Außengewinde wieder in Form zu rollen - und so jede Menge Kosten zu sparen.

23 Bewertungen  Schriftgröße: AAA

  10.08.2010, 10:00    

enable2start Gründertagebuch: Die Trennung

10.08.2010 - Silbertool: Gründer Christian Korth steigt aus. Weil er und sein Mitgründer Philipp Silberkuhl unterschiedliche Ansichten darüber hatten, wie es mit Silbertool weitergehen sollte. von Claus Hornung
Er hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber nach wochenlangen Überlegungen ist der Entschluss von Christian Korth nun endgültig: Er verlässt Silbertool.
Mehr als ein Jahr hat er zusammen mit Philipp Silberkuhl, dem Erfinder des Silbertool-Gewinderollers das Unternehmen aufgebaut. Was also ist passiert? Haben die beiden sich zerstritten?
Nein" - sagen beide übereinstimmend. "Aber wir hatten verschiedene Ideen, wie es weitergehen sollte", sagt Korth. Und das betraf vor allem die Finanzierung. Klar ist, dass Silbertool bald Geld braucht. Denn anders als ursprünglich einmal geplant, macht das Unternehmen bislang kaum Umsätze.
Unterschiedliche Auffassungen: Philipp Silberkuhl und Christian ...   Unterschiedliche Auffassungen: Philipp Silberkuhl und Christian Korth (v.l.)
Das liegt vor allem daran, dass der Prototyp, den Korth und Silberkuhl bereits im Frühjahr auf der Kölner Eisenwarenmesse präsentierten, überarbeitet werden musste. Weil die Führungsrolle nicht stabil genug war, experimentierte Silberkuhl über Monate, um ein besser geeignetes Material für dieses Bauteil zu finden.
Inzwischen hat er eine Lösung gefunden. Aber bis die ersten Einnahmen kommen, muss noch einiges passieren. Beispielsweise im Vertrieb. "Die Werkzeugbranche ist konservativ", sagt Silberkuhl. Kataloge und Messeauftritte reichten dafür nicht: "Man muss jeden Händler einzeln besuchen. Da verbringt man sein Leben auf der Straße."
Investor oder Bankkredit?
Ein Punkt, über den Korth zunehmend ins Nachdenken kam. "Ich hatte gedacht, dass das alles ein bisschen schneller geht", gibt er zu. Natürlich könnte man die Prozesse beschleunigen. Indem man beispielsweise hauptberufliche Vertriebsprofis engagiert. Auch das Marketing könnte man auslagern. Und man könnte versuchen, in mehreren Ländern gleichzeitig auf den Markt zu gehen. Aber um das zu finanzieren, bräuchte man einen Investor. Einen, der mehrere hunderttausend Euro mitbringt. Eben das schlug Korth Silberkuhl darum vor.
Der aber will nicht vom ursprünglichen Plan abweichen, Geld nur über Bankkredite aufzunehmen. Lieber langsam wachsen, als Anteile verkaufen, findet er: "Ich will nicht, dass ein Investor mich aus meinem eigenen Unternehmen wirft, sobald es gut läuft."
Korth begreift, dass es noch Jahre dauern könnte, bis aus Silbertool ein großes profitables Unternehmen wird. "Da habe mich gefragt: was möchte ich in den nächsten Jahren meines Lebens machen?", sagt er. Er spricht auch mit seinem früheren Arbeitgeber, einer Unternehmensberatung. "Die sagten, ich könne gern wieder bei ihnen anfangen."
Schließlich ringt er sich durch, auszusteigen. Silberkuhl ist überrascht: "Zwischendurch denkt man zwar mal an diese Möglichkeit, aber man nimmt es dann nicht ernst." Aber auf Dauer, sagt er, sei dies wohl der beste Weg: "Wir hätten uns sonst gegenseitig blockiert."
Die nächste Runde von enable2start beginnt
Fünf mal 50.000 Euro und ein Jahr journalistische Begleitung - Deutschlands große Gründerinitiative geht in die vierte Runde. Bewerbungen sind möglich vom 3. August bis zum 3. Oktober. Teilnehmen kann jeder, der kurz vor einer Gründung steht oder vor maximal zwei Jahren gegründet hat. Weitere Details unter:
www.enable2start.de
Silbertool hat die ersten Mitarbeiter. Wie macht sich das bemerkbar?
Das ist riesige Arbeitserleichterung. Endlich können wir die Last auf mehrere Schultern verteilen. Leider ist ein Mitarbeiter, der uns beim Vertrieb unterstützen sollte, schon nach zwei Wochen wieder ausgeschieden, weil er einen festen Job gefunden hatte - das Praktikum bei uns war Teil einer Weiterqualifizierung von der Agentur für Arbeit. Aber wir haben bereits einen Ersatzmann gefunden. Wenn wir früher gewusst hätten, dass es so viele gute Bewerber geben würde, hätten wir schon viel früher Mitarbeiter eingestellt.
Philipp Silberkuhl und Christian Korth (v.l.)   Philipp Silberkuhl und Christian Korth (v.l.)
Was war der größte Erfolg im Juli? Dass wir einen Claim haben. Wir arbeiten derzeit daran, ein Corporate Design für Silbertool zu entwickeln. Da gehört ein aussagekräftiger Slogan dazu. Einen deutschen haben wir bereits, er lautet: "Gewinderollen im Handumdrehen", aber wir brauchten noch einen Slogan für den englischsprachigen Raum. Dafür haben wir eine Agentur beauftragt, die ausschließlich Firmennamen und -slogans entwickelt. Unser Favorit aus zehn Vorschlägen lautet: "The thread rolling solution in your pocket."
Was war sonst noch wichtig? Mein Mitgründer Philipp Silberkuhl hat gute Ergebnisse dabei erzielt, die Technik unserer Gewinderoller zu optimieren. Inzwischen ist klar, wie wir das Produkt technisch gestalten müssen, um eine große Serie produzieren lassen zu können. Dabei geht es vor allem um das Material der Führungsrolle. Wir planen, das überarbeitete Produkt gleichzeitig mit unserem neuen Markenauftritt zu präsentieren, um damit dessen Einführung am Markt zu unterstützen.
Was sind die größten Aufgaben im August? Neben der Optimierung der bestehenden Produkte arbeiten wir daran, weitere Produkte für weitere Anwendungsgebiete zu konzeptionieren und zu erproben. Zum Beispiel ein Werkzeug für größere Gewinde und ein Werkzeug mit einer Ratschenfunktion. Dazu ist einiges an technischer Entwicklungsarbeit zu leisten, denn wir müssen Prototypen für Versuche herstellen und Tests mit unterschiedlichen Gewindetypen durchführen.
Die Antworten gab Silbertool-Gründer Christian Korth
Ist doch eh alles gleich in unserer globalisierten Welt. Überall die gleichen Produkte, die gleichen Standards, keine Überraschungen. Oder? Pustekuchen. In der Welt der Gewinde sieht das anders aus. Da haben Amerikaner und Briten ihre ganz eigenen Vorstellungen von Größen und Formen.
Für die Gründer des Gewinderoller-Unternehmens Silbertool, Christian Korth und Philipp Silberkuhl, bedeutet das: Zusätzlicher Aufwand, aber auch: zusätzliche Geschäftsfelder.
Konkret heißt das: Sowohl in Großbritannien als auch in den USA werden die Steigungen von Gewinden nicht in Zentimetern gemessen, sondern in Zoll beziehungsweise Inches. "Außerdem unterscheiden sich die amerikanischen Zollgewinde von den britischen", sagt Korth und grinst: "es wäre ja sonst zu einfach." Dann gibt's als Sahnehäubchen noch einmal die Flankenwinkel. Das sind die Winkel zwischen den Spitzen der Gewinde. Und die betragen in Deutschland und in den USA standardmäßig 60 Grad, in Großbritannien aber wiederum 55 Grad.
Gibt's bald auch für Amerikaner: Gewinderoller von Silbertool   Gibt's bald auch für Amerikaner: Gewinderoller von Silbertool
Die Silbertool-Gründer planen daher, auch Werkzeugsets anzubieten, die nicht nur Ersatz-Profilrollen für verschieden große deutsche Gewinde, sondern auch für unterschiedliche Zollgewinde anbieten.
Um damit dann den amerikanischen und britischen Markt aufzurollen? "Das ist nicht der Hauptaspekt", sagt Korth, "alle, die in Deutschland ein amerikanisches Auto besitzen, haben Probleme, ein passendes Werkzeug zu finden." Mehrere Besitzer solcher Autos hatten das Silbertool-Team bereits angeschrieben, sagt Korth: "das Gleiche gilt für Unternehmen, die mit Maschinen aus den USA oder England arbeiten."
Silbertool profitiert aber auch von Unterschieden innerhalb Deutschlands. Denn trotz deutlicher Mehrheit von Rechtsgewinden gibt es hier zu Lande auch Linksgewinde, beispielsweise an Gasflaschen, die zum Schweißen oder Grillen benutzt werden. Und die könne man mit regulären Gewindeschneidern - die im Vergleich zum Gewinderoller ohnehin den Nachteil haben, Metall abzuhobeln - nicht reparieren, sagt Korth: "Unsere Gewinderoller aber funktionieren links wie rechts." Es lebe der kleine Unterschied.
Das Silbertool-Team arbeitet weiter daran, seinen Auftritt zu professionalisieren. Nach einem Unternehmens-Slogan folgt jetzt die Überarbeitung der Website. Die gibt es seit ein paar Tage unter einer Silbertool-Adresse mit einer eu-Endung gleich in vier Sprachen. "Wir haben die Länder genommen, in die wir bereits die meisten Kundenkontakte hatten", sagt Gründer Christian Korth. Das sind Englisch, Französisch, Spanisch - und Polnisch. Korth grinst: "Ja, wir hatten schon einige Anfragen aus Polen."
Gut, dass das Übersetzungsbüro, das Korth gefunden hat, einen ganzen Pool an Übersetzern hat. "Die können 45 Sprachen abdecken", sagt Korth. Gezahlt wird nach Zeile. Dabei schwanken die Preise abhängig davon, wie exotisch eine Sprache ist - so kostet Englisch beispielsweise 1,17 Euro pro Zeile mit 50 Anschlägen, bei Japanisch wären es 3 Euro.
Informiert seine Kunden jetzt in vier Sprachen: Silbertool-Gründer ...   Informiert seine Kunden jetzt in vier Sprachen: Silbertool-Gründer Christian Korth
Was noch mehr begeistert, ist ein weiterer Service: Die Agentur übersetzt Texte passend zum Dateiformat der Vorlage. So konnte Silbertool beispielsweise einen Flyer als Adobe-Illustrator-Datei schicken. "Wenn man nur die Sätze einzeln übersetzt, passen die Umläufe der Zeilen nicht mehr oder der Text wird vielleicht zu lang", sagt Korth, "das wird dabei gleich angepasst." Und: Ist die Datei erst einmal vorhanden, reicht eine Mail, damit sie in eine weitere Sprache übersetzt wird. Könnte ja sein, dass morgen die ersten Anfragen aus Japan kommen.
Rückschlag beim Personal für die Silbertool-Gründer. Vier Wochen lang wollte der Praktikant für Einkauf und Vertrieb, Matthias Liu-Nuiyen, bleiben. Jetzt ist er schon nach zwei Wochen wieder weg. Aber dafür gibt es einen guten Grund. Liu-Nuiyen absolvierte das Praktikum als Teil einer Weiterbildung von der Arbeitsagentur - und die konnte ihm jetzt einen festen Job vermitteln. "Das freut mich natürlich für ihn", sagt Gründer Christian Korth, "aber für uns ist es sehr schade - es lief sehr gut mit ihm."
Dafür gibt es auf einem anderen Feld Erfolge. Damit Silbertool noch professioneller auftreten kann, wollen Korth und sein Mitgründer Philipp Silberkuhl eine Corporate Identity entwickeln. Dazu gehört neben einheitlichen Schriftzügen und Farben auch ein aussagekräftiger Slogan.
Auf der Seite freelancer.com schrieben sie dafür einen Auftrag aus. Und erhielten ein Angebot von einem Spezialisten namens The Rabbiter. "Der entwickelt ausschließlich Firmennamen- und slogans", sagt Korth, "ich wusste gar nicht, dass es so was gibt."
Haben einen Firmenslogan: Die Gründer Christian Korth und Philipp ...   Haben einen Firmenslogan: Die Gründer Christian Korth und Philipp Silberkuhl (v.l.)
Zwei Bezahlmodelle bietet der Namensfinder an. Entweder der Kunde zahlt einen Pauschalpreis und erhält einen Vorschlag. Oder der Kunde erhält zehn Vorschläge. Gefällt ihm einer, zahlt er einen höheren Preis als bei der Pauschalvariante. Gefällt ihm keiner, zahlt er nichts. Korth und Silberkuhl wählten die letztgenannte Variante, erhielten zehn Vorschläge - und haben einen klaren Favoriten: "The thread rolling solution in your pocket".
Für den deutschen Markt soll es einen eigenen Slogan geben statt einer Übersetzung. Die hieße sonst: "Die Gewinderoll-Lösung in Ihrer Hosentasche." Das geht gar nicht, meint Korth: "Der Slogan klingt nur auf Englisch gut."
Vielleicht bleibt es daher bei dem Slogan, der bereits jetzt auf der Homepage steht: "Gewinderollen im Handumdrehen". Oder es muss sich mal jemand Gedanken über einen deutschen Slogan machen. Vielleicht gibt es ja dafür einen Spezialisten?
Silbertool hat einen externen Produzenten für seine Werkzeuge gefunden. Warum war das notwendig?
Die erste Kleinserie unserer Silbertool-Werkzeuge haben wir noch selbst montiert, aber damit wir auf alle Arten von Anfragen zeitnah reagieren zu können, brauchten wir eine professionelle Lösung. Für Stückzahlen bis zu 1000 Stück im Monat arbeiten wir daher jetzt mit einer Behindertenwerkstatt zusammen, die auch für große Industrieunternehmen Montagearbeiten übernimmt und daher sehr erfahren ist. Darüber hinaus haben wir einen Produzenten gefunden, der für uns problemlos auch noch größere Stückzahlen industriell fertigen kann.
Was war der größte Erfolg in diesem Monat?
Wir haben einige Händleranfragen aus unterschiedlichen Ländern der Welt erhalten. So beispielsweise von einem sehr engagierten Händler aus Norwegen, der auf seiner Webseite sogar sämtliche technische Details auf Norwegisch übersetzt hat und uns schon 15 Werkzeugsets abgenommen hat. Darüber hinaus haben wir auch Anfragen aus Japan, eine Bestellung aus Pakistan sowie natürlich einige aus Deutschland erhalten. Und wir haben Zuwachs bekommen: Seit einem Monat unterstützt uns ein Praktikant in Hannover tatkräftig im Einkauf. Mitte Juni kam ein weiterer Praktikant hinzu, den wir für Marktanalysen und Kundenbesuche einsetzen.
Produzent gefunden, Kunststoff gesucht: Die Silbertool-Gründer ...   Produzent gefunden, Kunststoff gesucht: Die Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl und Christian Korth (v.l.)
Gab es im Juni auch Rückschläge?
Wir wollen die Technik unserer Werkzeuge noch weiter verbessern. Insbesondere wollen wir das optimale Material finden, um die Lebensdauer unserer Führungsrollen so zu erhöhen, dass die Werkzeuge auch im rauen Werkstattalltag lange eine Hilfe bleiben - ohne dass die Führungsrollen häufig erneuert werden müssen. Diese Optimierung wollten wir eigentlich im schon längst abgeschlossen haben, doch wir brauchen noch ein wenig Geduld - es gibt einfach sehr viele unterschiedliche Kunststoffe. Und auch Profis ist nicht klar, welcher davon für unsere Anwendung der beste ist. Wir müssen einfach viele Versuche durchführen, um das herauszufinden.
Was ist die größte Herausforderung im kommenden Monat?
Wir werden weiter an der Technik feilen, aber vor allem sind wir auf der Suche nach Vertriebspartnern, die größere Stückzahlen umsetzen können. Um bei diesen professioneller auftreten zu können, erarbeiten wir gerade ein Corporate Design und planen auch eine Neugestaltung unserer Webseite.
Die Antworten gab Silbertool-Gründer Christian Korth
Ein zweiter Praktikant hat bei Silbertool angefangen. Diesmal im Erlanger Büro, von dem aus Christian Korth arbeitet. Matthias Liu-Nuiyen heißt der Neue. Ihn eingerechnet, arbeiten bereits zwei Praktikanten und ein Werkstudent für das Start-up. Genug, um die Personalverwaltung auszulagern - an den Dienstleister Lohndirekt. "Personalverwaltung ist nämlich ganz schön aufwendig", sagt Korth.
Allein, was man so an Dokumenten für die Lohnabrechnung braucht: Immatrikulationsbescheinigung, Lohnsteuerkarte, Sozialversicherungsausweis, Bestätigung von der Krankenkasse, Betriebsnummer vom Arbeitsagentur, Nummer von der Berufsgenossenschaft.
Und erst die Lohnabrechnung selbst. Beschäftigt man jemanden in Teilzeit - wie den Werkstudenten im Hannoveraner Büro, muss man bis zum 20. eines Monats dem Finanzamt melden, wie viel Stunden dieser im Monat gearbeitet hat, erzählt Korth. "Es ist ein bisschen schwierig, am 20. die exakte Stundenzahl für den Monat anzugeben", fügt er grinsend hinzu, "darum muss man im Folgemonat nachmelden. Und dafür gibt es verschiedene Methoden. Alles total kompliziert."
Kann sich da bitte jemand drum kümmern? Gründer Christian Korth ...   Kann sich da bitte jemand drum kümmern? Gründer Christian Korth lagert die Personalverwaltung aus
Liu-Nuiyen ist übrigens kein Student, sondern ein erfahrener Vertriebler, der einen neuen Job sucht. Das Praktikum macht er als Teil der Umschulung der Arbeitsagentur. Die soll ihm kaufmännische Theorie vermitteln, sagt Korth: "Die Praxis bringt er ja bereits mit."
Und die braucht er auch. Silbertool testet nämlich gerade neue Führungsrollen für ihre Gewinderoller aus. Kleine Bauteile, die aber enorm wichtig sind. Sind die Rollen zu hart, können Gewinde beim Reparieren kaputt gehen.
Also probieren die Silbertool-Macher ungezählte Kunststoffe aus. Und das erfordert ganz schön Geschick bei den Verhandlungen mit den Herstellern. Denn die übliche Einheit in diesem Gewerbe ist die die Drei-Meter-Stange. Silbertool bräuchte aber jeweils nur 25 Zentimeter - und schon dabei schwanken die Kosten bereits zwischen zwei und mehreren hundert Euro, sagt Korth: "Einkauf kann ganz schön aufwendig sein."
Gutes, Schlechtes, Überraschendes: Ein Quartal Silbertool
Was zwischen Februar und April beim Gewinderoller-Start-up passierte, steht in der 2. Quartalsreportage über Silbertool, inklusive aller wichtigen Zahlen wie Ausgaben, Einnahmen, Schulden- und Kapitalstand.
So hatte Philipp Silberkuhl sich das vorgestellt. Da wird er vom großen deutschen Werkzeughändler Jaeger und Eggers zu einer Hausmesse eingeladen, auf der dessen Zulieferer ihre Produkte ausstellen.
Dann kommen viele von denen an den Stand des Silbertool-Gründers, wo dieser zeigt, wie man mit seinem Werkzeug kaputte Gewinde reparieren oder neue Gewinde in ein Metallstück hineinrollen kann - ohne dabei Material abzuschneiden.
Und dann sagen diese Produzenten erstens: "Im Werkzeugbereich gibt es selten echte Innovationen". Das wusste Silberkuhl bereits. Zweitens sagen sie: "Das, was sie da machen ist eine echte Innovation.“ Das weiß Silberkuhl eigentlich auch. Aber schön zu hören war es trotzdem.
"Das war ein tolles Marketing für uns", sagt Silberkuhl. Anfangs habe es einige Skeptiker gegeben. Denen zeigte er, dass er sogar ein Gewinde an einer Metallstange reparieren kann, die er zuvor mit einem Seitenschneider zertrennt hat. "Die waren begeistert."
Macht heil, was kaputt war: Gründer Philipp Silberkuhl mit einem ...   Macht heil, was kaputt war: Gründer Philipp Silberkuhl mit einem Silbertool-Gewinderoller
Damit das nicht nur ihm gelingt, sondern auch allen Käufern eines Silbertool-Werkzeugs, testet Silberkuhl seit Wochen, wie hoch der Toleranzbereich verschiedener Metalle beim Gewinderollen ist. Das bedeutet, dass beispielsweise bei einem gerollten 8,8-Millimeter-Gewinde aus einfachem Stahl eine Mutter auch dann noch passt, wenn das Gewinde bis zu maximal zehn Prozent dicker oder dünner als 8,8 Millimeter ist.
Bei anderen Materialien gibt es wiederum andere Toleranzbereiche, sagt Silberkuhl. Theoretisch gäbe es auch Zahlen zu solchen Toleranzwerten. "Aber die gelten nur für Gewinde, die mit Maschinen gerollt sind", sagt er: "wir haben festgestellt, dass bei unserem Werkzeug andere Wert gelten." Ist halt eine Innovation.
So kann das nicht weitergehen. Seit Wochen schon wachsen Christian Korths Augenringe ungehemmt und mit der Antwort auf die Frage "Welcher Wochentag ist heute?" dauert's bei dem Silbertool-Gründer derzeit auch schon mal eine Sekunde länger.
Da ist hier eine Hausmesse, dort ein Werkzeughändler aus Surinam, der einen Gewinderoller bestellen will, und da die Suche nach besserem Material für ein bestimmtes Bauteil - um nur drei Beispiele willkürlich herauszugreifen. "Es passiert halt vieles auf einmal", sagt Korth.
Mitarbeiter müssen her. Den ersten Praktikanten hat Silbertool seit einigen Wochen. Der hilft Korths Mitgründer Philipp Silberkuhl seit einigen Wochen beim Einkauf, allerdings nur in Teilzeit - parallel zu seiner Diplomarbeit. Seit kurzem assistiert darüber hinaus ein Maschinenbaustudent Silberkuhl bei Versuchen, in denen das Start-up seine Gewinderoller verbessern will.
Hier wäre noch Platz: Silbertool-Gründer Christian Korth sucht ...   Hier wäre noch Platz: Silbertool-Gründer Christian Korth sucht Mitarbeiter
Aber das reicht noch nicht, meint Korth. Auch an seinem Wohnort Erlangen, wo er kürzlich ein zweites Silbertool-Büro eröffnete, braucht er Hilfe. In einer Anzeige auf der Webseite des Studentenmagazins Unicum und einem lokalen Jobbportal sucht er darum seit vergangener Woche Mitarbeiter, die sich um die "Gestaltung der externen Kommunikation" ums "Branding und Coporate Design" oder gar um die "Strukturierung des weltweiten Vertriebs" kümmern könnten.
"Ich war positiv überrascht, wie viele interessante Bewerbungen darauf gekommen sind", sagt Korth. Sechs Gespräche sind schon angesetzt. Welche Aufgaben die Kandidaten, die sich dort vorstellen, letztendlich übernehmen, sei ihm egal, meint Korth: "Wir haben so viele Baustellen - da kann er sich etwas aussuchen."
Wer macht denn so etwas? Diese Frage stellen sich nicht nur enable2start-Sieger Abotic. Auch die Silbertool-Gründer Christian Korth und Philipp Silberkuhl brauchten einen Produzenten für ihren Gewinderoller. Eigentlich sogar zwei Produzenten, aber der Reihe nach.
Für das aktuelle Modell ihres Werkzeugs kauften Korth und Silberkuhl noch selbst bundesweit Bauteile ein. Die schraubten sie selbst zusammen. Für größere Stückzahlen hatten sie eine Behindertenwerkstatt in der Rückhand - die liegt allerdings gut eine Stunde Fahrt vom Silbertool-Sitz Hannover entfernt.
Bitte zusammenbauen: Ein Silbertool-Gewinderoller samt Ersatzteilen   Bitte zusammenbauen: Ein Silbertool-Gewinderoller samt Ersatzteilen
Jetzt haben die Gründer eine andere Behindertenwerkstatt gefunden, die nur drei Minuten von ihren neuen Firmenräumen entfernt liegt. Dort sollen künftig Produktionen bis zu 5000 Werkzeugen laufen. "Das ist wie eine Verlängerung unsere Büros", sagt Korth.
Noch wichtiger: Die Werkstatt kann den Versand übernehmen. Das machen die Gründer bislang selbst. "Jetzt müssen wir ihnen nur die Lieferscheine geben. Das ist eine Riesenarbeitserleichterung für uns", sagt Korth. Zudem habe die Werkstatt tolle Rabatte bei der Post ausgehandelt. "Die können ein 30-Kilo-Paket zu dem Preis verschicken, den wir für ein Päckchen bezahlen."
Fehlt nur noch eine zweite Produktionsstätte. Eine, die noch größere Stückzahlen schaffen könnte. Und die auch den neu designten Gewinderoller von Silbertool produzieren kann - inklusive Beschaffung aller notwendigen Bauteile. "Dafür brauchen wir jemanden, der alles selbst macht."
  • 10.08.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
Kommentar schreiben Pflichtfelder*




enable2start-Tagebücher 2008
  • Welches ist das höchste Gebäude der Welt? Wie viel Zigaretten konsumiert ein deutscher Raucher im Schnitt und wo liegt der durchschnittliche Steuersatz von alleinerziehenden Vätern? Antworten darauf gibt es bei Statista, strukturiert aufbereitet und mit Suchbegriffen versehen. mehr

  Selbsttest Stinke ich etwa?

Schön warm im Office? Wenn Sie sich manchmal nicht sicher sind, ob Sie vielleicht nach Schweiß müffeln, dann ist dies Ihre Gelegenheit: Mit unserem nicht ganz ernst gemeinten Test bekommen Sie Gewissheit!

Vervollständigen Sie bitte diesen Satz: "Jeden Morgen vor der Arbeit duschen …"

Selbsttest: Stinke ich etwa?

Alle Tests

  13.08. Wachstum, Opel, Oracle

Deutschland verhilft Euro-Zone zu kräftigem Wachstum. Opel sieht Führungswechsel bei GM gelassen. Oracle verklagt Google. mehr

  Bilderserie Hewlett-Packard Gemischtwarenladen HP sucht Leitfigur

Bilderserie

  12.08. Kopf des Tages Daniel Akerson - Carlyle statt Car-Guy
Kopf des Tages: Daniel Akerson - Carlyle statt Car-Guy

Daniel Akerson soll General Motors wieder an die Börse bringen. Mit Autos hatte der neue Chef bislang ebenso wenig zu tun wie sein Vorgänger. Auch sonst steht der 61-Jährige vor allem für Kontinuität. mehr

 



  •  
  • blättern
Alex - der Comic aus der FTD
Gründermarktplatz Marktplatz

Das Forum für Gründer und Jungunternehmer mehr

Gründer des Monats

Hier geht's zum Sieger des Monats Juli

Die deutsche Wirtschaft brummt wieder. Jetzt sollte der Staat ...

 

Die deutsche Wirtschaft brummt wieder. Jetzt sollte der Staat ...

Zum Ergebnis Alle Umfragen

Immobilien-Kompass Immobilien-Kompass

Bewertung von Wohnlagen und Immobiliensuche in Deutschland und Europa.  mehr

Business English

Der englische Podcast der FTD.de

13.08.   Tip of the week: Could do and Could have

Listen and improve your English skills mehr

Impulse - Gründerzeit

Informationen für Gründermehr

Impulse - Gründerzeit
FTD-Serie

Hier finden Sie alle Texte, Videos und Bilder zur Serie "Die Spleens der Alphatiere" mehr

Businesstalk
Soziale Unternehmer Social Entrepreneur

Die Schwab Stiftung, Boston Consulting Group und die FTD suchen den "Social Entrepreneur des Jahres 2010".

Bewerben Sie sich hier.

 

Kreative Zerstörer

Mit ihren Ideen erfinden sie völlig neue Geschäftsfelder und krempeln den Markt um

Kreditvergabe: Die Angst des Bankers vor dem Gründer
Kreditvergabe: Die Angst des Bankers vor dem Gründer
  •  
  • blättern
Businesstalk

Diese Begriffe sollte man als angehender CEO besser kennen. mehr

Businesstalk
Sudoku

Lösen Sie das Zahlenkniffel mehr

leicht mittel schwer

Sudoku - Lösen Sie das Zahlenkniffel
FTD-Abo-Shop

Jetzt online attraktive Preisvorteile und Prämien sichern.Eine zusammengerollte Ausgabe der FTD
Einfach hier klicken!

FTD-Mobil

Aktuelle Nachrichten und Börsenkurse rund um die Uhr. mehr FTD-Mobil

markets - Das Finanzinformationsportal

Markets-Suche

Wetter

weitere Städte

14.08.2010

wolkig 22°C

17°C

20 %

15.08.2010

wolkig 25°C

15°C

20 %

16.08.2010

bedeckt 24°C

18°C

35 %

17.08.2010

wolkig 22°C

14°C

25 %

powered by wetter.com

 FTD-Wirtschaftswunder

Alles über Konjunktur und Economics mehr

FTD-Chefökonom Thomas Fricke
Newsletter

Egal ob Eilmeldung oder Wochenrückblick - bei uns erhalten Sie die Nachrichten, die Sie wünschen, per Mail.

Newsletter abonnieren!
MANAGEMENT
  •  
  • blättern
KARRIERE
  •  
  • blättern
GRÜNDUNG
  •  
  • blättern
BUSINESS ENGLISH
  •  
  • blättern
RECHT + STEUERN
  •  
  • blättern
 
Home | Unternehmen | Finanzen | Börse | Politik | Management+Karriere | IT+Medien | Wissen | Sport | Auto | Lifestyle | zum Seitenanfang

© 1999 - 2010 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote