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Portfolio: Auch nicht besser als andere
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Aktionäre kennen das Problem: Manchmal laufen ihre Vorstellungen, wie sich ein Unternehmen entwickeln soll, denen der Manager zuwider. In Familienunternehmen mit engagierten Großaktionären gibt es diesen so genannten Agency-Konflikt in der Regel nicht. "Dort sind die Entscheidungsträger selbst Aktionäre und deshalb langfristig orientiert", sagt Christoph Kaserer, Direktor des Centre for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) an der Technischen Universität München. Familien-AGs gelten zudem als eigenkapitalstärker als managergeführte Gesellschaften, sie konzentrieren sich stärker auf ihr Kerngeschäft und sind flexibler.
Sogenannte SSFI-Fonds machen sich den guten Ruf der Familienunternehmen zunutze. SSFI steht für "Stocks with a Significant Family Influence" - die Fonds investieren also in Aktien familiengeführter Unternehmen. Sie sollen sich langfristig besser entwickeln als Fonds, die in Aktien managergeführter Gesellschaften investieren.
In der Praxis werden SSFI-Fonds ihren hohen Ansprüchen allerdings häufig nicht gerecht. Auf Dreijahressicht gelang es ihnen nicht, den breiten Markt deutlich zu schlagen: Die durchschnittliche Performance pro Jahr lag bei SSFI-Fonds über diesen Zeitraum bei minus 10,04 Prozent, belegt eine Analyse der Ratingagentur Morningstar. Der Index MSCI Europe, der die Aktien der wichtigsten europäischen Unternehmen abbildet, verlor im gleichen Zeitraum 11,14 Prozent. "Statistisch lässt sich die Überlegenheit von Familien-AG-Aktien nicht belegen", sagt Kaserer.
An den Börsen fällt die Eigentümerstruktur offenbar wenig ins Gewicht. "Dort ist es wichtiger, wie viele BMWs in China verkauft werden, als was die Eigentümerfamilie Quandt gerade denkt", sagt Morningstar-Analyst Werner Hedrich. Sein Resümee: "SSFI-Fonds fallen einfach nicht auf. Nicht positiv, aber auch nicht negativ."
Auch Manager von Familien-AG-Fonds kennen die Schwächen ihrer Produkte. "Bei guter Konjunktur laufen die Aktien von Familienunternehmen in der Regel etwas besser als der breite Markt, bei schlechter Konjunktur etwas schlechter", sagt Friedrich Diel, Manager des Fonds FT Unternehmerwerte von Frankfurt-Trust, dem Vermögensverwalter der BHF-Bank. Denn viele Familienfirmen seien in zyklischen Branchen wie Handel, Industrie und Konsum tätig. Diels Argument, seinen Fonds trotzdem zu kaufen: Langfristig bewegten sich die Aktienmärkte schließlich nach oben - zum Nutzen der Familien-AGs.
Das Konzept der SSFI-Fonds scheint viele Fondsgesellschaften nicht so recht zu überzeugen. Bisher gibt es in Deutschland nur eine Handvoll solcher Produkte zu kaufen. Die meisten stammen von kleinen Häusern wie der Fondsboutique Carmignac Gestion oder dem Düsseldorfer Vermögensverwalter Grossbötzl, Schmitz & Partner. Die Schweizer Boutique Bellevue Asset Management legte vor rund einem Jahr das jüngste Produkt auf.
Manch großen Fondsanbietern dürfte zudem die Titelauswahl zu mühselig sein. "So ein Fonds ist sehr arbeitsaufwendig", sagt Volker Riehm, der den SSFI-Fonds Lux Unternehmerwerte der Privatbank Hauck & Aufhäuser verwaltet. Er investiert nur in Titel von Unternehmen, in denen ein Großaktionär mindestens 25 Prozent der Stimmrechte hält. Der Aktionär muss zudem im Vorstand oder Aufsichtsrat sitzen oder anderweitig im Unternehmen aktiv sein.
Kein Dienstleister bietet Listen mit solchen Firmen an, Riehm muss seine Kandidaten in Handarbeit auswählen. "Ich muss jede Änderung in der Aktionärsstruktur mitbekommen", sagt er. Ist er sich nicht sicher, ob der Großaktionär noch aktiv ist, greift er auch schon mal zum Telefon und fragt im Unternehmen nach. Trotz aller Mühe lief aber auch Riehms Fonds zuletzt nur wenig besser als der Markt: Auf Dreijahressicht steht ein Minus von 8,03 Prozent pro Jahr zu Buche.
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19.07.2010
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