FTD-Serie: Wolfgang Münchau - Die Kolumne
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Kolumne: Wolfgang Münchau - Pekinger Blasenfabrik
Endlich gibt es solides Datenmaterial zum chinesischen Immobilienmarkt: Ihm droht der Kollaps. Aber auch Banken könnten der wirtschaftlichen Entwicklung zum Opfer fallen. Das wäre der GAU für die Weltwirtschaft.Im ersten Teil der Serie ging es vergangene Woche um die Rückkehr der Immobilienkrise. Ich habe argumentiert, dass die Häusermärkte in den USA und einigen europäischen Staaten vor einer erneuten Schwächephase stehen. Schon dies allein würde ein Ende der Krise hinauszögern, wie es derzeit vielerorts herbeigeredet wird.
Hinzu kommen aber als verschärfender Faktor neue Blasen. Und nirgendwo sind sie ausgeprägter als in China.
Volkswirte und Analysten haben ein grundlegendes Problem, sobald es um China geht: Es gibt keinerlei Erfahrungswerte mit einer derartigen wirtschaftlichen Entwicklungsstrategie. Darüber hinaus sind offizielle Zahlen nicht unbedingt zuverlässig - vorsichtig ausgedrückt. So haben die Statistiken bislang nie einen Anstieg der Häuserpreise ausgewiesen. Dabei sind sie in Peking und Schanghai in den vergangenen zwei Jahren regelrecht explodiert.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile aber erste solide empirische Schätzungen. Die Ökonomen Jing Wu, Joseph Gyourko und Yongheng Deng haben 300 Grundstücksauktionen in China analysiert* und dabei einen Preisanstieg von 800 Prozent seit dem ersten Quartal 2003 ausgemacht. Das wäre an sich kein schockierendes Ergebnis - wenn nicht die Hälfte dieses Anstiegs seit 2008 stattgefunden hätte.
Sparer finanzieren faule Kredite
Der amerikanische Ökonom James Hamilton, der gemeinsam mit Menzie Chinn den Blog Econbrowser (www.econbrowser.com) betreibt, stellt die Frage, inwieweit es am chinesischen Immobilienmarkt Parallelen zu den USA gibt. Diejenigen, die das Problem herunterspielen, argumentieren, dass die Chinablase im Gegensatz zur amerikanischen nicht kreditfinanziert sei. Die Chinesen würden im Durchschnitt 30 bis 40 Prozent des Kapitals zum Häuserkauf aus ihren Ersparnissen decken. Hamilton zitiert jedoch Erzählungen, wonach das nicht ganz korrekt ist: Die meisten Chinesen verfügten gar nicht über derart hohe Ersparnisse - sie liehen sich diese Summen am grauen Kapitalmarkt oder von Familienmitgliedern. Hamilton zitiert ebenfalls einen Bericht über Kreditverbände, die ihren Mitgliedern die Anzahlung vorschießen. Refinanziert wird die ganze Chose dann durch steigende Preise.
Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, bricht dieses Schneeballsystem schnell zusammen. Was sich derzeit in China abspielt, ist nichts anderes als die späteuphorische Phase im amerikanischen Häusermarkt der Jahre 2005 und 2006.
Das Pendant zur Immobilienblase ist eine Finanzblase, die ebenfalls zu platzen droht. Der in Peking lebende amerikanische Ökonom Michael Pettis gehört zu den besten Kennern des chinesischen Finanzmarkts (mpettis.com). Er stellt fest, dass China bereits jetzt ein massives Problem mit faulen Krediten hat, und zwar als Resultat vergangener Krisen.
Teil 2: Die Implosion des Wirtschaftswachstums
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12.08.2010
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Kommentare
- 12.08.2010 22:10:15 Uhr -008-: Sparen als Vorsorge
- 12.08.2010 21:50:59 Uhr -008-: Soziale Unruhen
- 12.08.2010 17:11:43 Uhr Zeitzeuge: China - bis jetzt ein ökonomisches Erfolgsmo...
- 12.08.2010 15:30:19 Uhr WOLF: Intelligente Entscheidung
- 12.08.2010 12:35:08 Uhr Der Weckruf: Absturz
14.08. 16:29 Uhr
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China hat keine Krankenversicherung nach westlichem Standard. Wenn die Sparer ihr Geld verlieren würden, wäre es eine größere soziale Katastrophe als bei uns, weil das Sparbuch eine Absicherung für solche Notfälle darstellt, die im Westen auch anders abgefedert werden (Ausnahme: USA). Früher gab es eine Absicherung durch die Großfamilie; seit der Ein-Kind-Politik ist diese Absicherung entfallen.