Die US-Börsenaufsicht SEC wappnet sich für eine Flut von Insidertipps aus Unternehmen, die gegen geltende Börsen- und Wertpapiergesetze verstoßen. Sie geht davon aus, dass die jüngst verabschiedete Finanzreform - das Dodd-Frank-Gesetz - deutlich mehr Informanten aus ihrer Deckung locken wird.
Denn wenn diese als "Whistleblower" bekannten Insider auspacken und ihre Hinweise aus erster Hand zu einem erfolgreichen SEC-Verfahren führen, winkt ihnen eine hohe Belohnung. Die Prämie kann in die Millionen gehen.
"Wir erwarten eine Flut von Hinweisen", sagte Stephen Cohen von der SEC der Financial Times. "Die Größenordnung der Belohnung zeigt, dass wir darauf setzen, Informanten aus den obersten Führungsetagen der Unternehmen zu ködern. Also Personen, an die wir in der Vergangenheit noch nicht herangekommen sind."
Mit der Whistleblower-Offensive will der US-Gesetzgeber die Rolle der SEC stärken, die vor allem in der Krise für ihre Untätigkeit und Ahnungslosigkeit kritisiert wurde. So soll es ihr möglich werden, abschreckende Exempel zu statuieren.
Das Belohnungssystem sieht vor, dass SEC-Informanten im Erfolgsfall zehn bis 30 Prozent der verhängten Strafe erhalten, sofern diese 1 Mio. Dollar übersteigt. Zudem werden sie an Zahlungen beteiligt, zu denen der Beschuldigte in weiteren aufsichtsrechtlichen Verfahren oder bei Schadensersatzklagen gezwungen wird.
Kritiker dieser Regelung warnen, dass sie nicht nur seriöse Informanten anlockt, sondern auch Personen, die mit Falschinformationen persönliche Rachefeldzüge starten wollen - wie etwa ein Mitarbeiter, der im Streit ein Unternehmen verlassen hat. SEC-Mitarbeiter Cohen konterte, dass seine Behörde gut vorbereitet sei, um die hilfreichen von den irreführenden Hinweisen zu trennen.