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  12.08.2010, 14:51    

Gesundes Finanzsystem: Notfalls geringe Inflation zulassen

Kommentar Wenn die USA und Europa ein verlorenes Jahrzehnt vermeiden wollen, müssen sie mehr tun als Schulden machen. Langfristig brauchen sie vor allem eine hohe Produktivität. Kurzfristig ist es wichtig, Deflation in japanischem Stil wachsam zu bekämpfen. von Kenneth Rogoff
Kenneth Rogoff ist Wirtschaftsprofessor in Harvard und ehemaliger Chefökonom des IWF. www.project-syndicate.org
Je länger die Volkswirtschaften der USA und Europas in Schwierigkeiten stecken, desto größer wird die Angst vor einem drohenden "verlorenen Jahrzehnt" nach japanischem Muster. Leider konzentriert sich die Diskussion viel zu sehr darauf, was Regierungen und Notenbanken tun können, um die Nachfrage durch höhere Haushaltsdefizite und eine expansivere Geldpolitik anzukurbeln. Dies sind kurzfristig wichtige Themen, aber langfristiges Wachstum erreicht man vor allem durch höhere Produktivität.
Kenneth Rogoff   Kenneth Rogoff
Die schwere Finanzkrise Japans 1992 war zweifellos ein heftiger Schlag, von dem sich das Land noch immer erholen muss. Die Gemeinsamkeiten mit der aktuellen Lage der USA und Europas sind besorgniserregend. Beide scheinen vor einer langen Periode des langsamen Kreditwachstums zu stehen. Gründe dafür sind die notwendige strengere Finanzregulierung sowie die weiterhin hohen Verschuldungsgrade ihrer Volkswirtschaften.
Bei der Bewertung der japanischen Erfahrungen und ihrer Relevanz heute ist es wichtig zu verstehen, dass Japan nicht nur aufgrund seiner Finanzkrise so hart gefallen ist. Japan litt auch unter mehreren schweren Produktivitätsschocks, die viel mit seinen langfristigen Problemen zu tun hatten. Auch wenn Japan niemals eine Immobilien- oder Börsenblase erlebt hätte, wäre der kometenhafte Aufstieg seines Nachbarn China doch ein großes Problem gewesen.
Schon zu Beginn der 90er-Jahre war die dominante Position Japans auf den weltweiten Exportmärkten durch den Aufstieg seiner kleineren asiatischen Nachbarn wie Malaysia, Korea, Thailand und Singapur gefährdet. Doch der chinesische Erfolg ist eine besondere Herausforderung, die eine viel längere Anpassungszeit erfordert.
Japan hätte zudem auch ohne Finanzkrise ein Problem mit der demografischen Entwicklung bekommen, da seine Bevölkerung gleichzeitig altert und schrumpft. Und schließlich gründeten Japans Superwachstumsjahre auf einer phänomenalen Investitionsquote. Da aber Produktivität langfristig vor allem auf Innovation aufbauen sollte und nicht nur auf immer mehr Gebäuden und Anlagen, war es unvermeidlich, dass die Renditen irgendwann nach Süden weiterzogen.
Im Prinzip hätte Japans Wirtschaft mit einem gesünderen Finanzsystem und einer größeren Flexibilität auf diese Herausforderungen reagieren können. Aber die einst so hohen Wachstumsraten des Landes wären so oder so abrupt gefallen. Wie üblich verschärfte die Finanzkrise andere Ursachen der Wirtschaftskrise eher, als dass sie sie direkt auslöste.

Teil 2: Produktive Vitalität der Volkswirtschaften erhalten

  • 12.08.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
  • 12.08.2010 21:21:39 Uhr   Toni: Guter Artikel

    Guter Artikel. Ich freue mich über weitere Kommentare von Herrn Rogoff.

  • 12.08.2010 17:28:13 Uhr   Thomas Müller: Langfristig sind wir alle tot
  • 12.08.2010 17:12:27 Uhr   Thomas Müller: @Magiccarver
  • 12.08.2010 16:46:21 Uhr   Harald W.: Rogoff, Faber, Roubini, Ferguson... we are do...
  • 12.08.2010 15:39:15 Uhr   Magiccarver: ein bisschen schwanger...
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