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Schuldfrage zur Ölkatastrophe: Moral und Erfolg schließen sich aus
Kommentar Die Wut auf BP richtet sich gegen den Falschen. Von dem Ölkonzern war nicht zu erwarten, dass er moralisch handelt. Das ist Aufgabe der Politik.Wer sich in den vergangenen Monaten über BP aufgeregt hat, ist naiv. Klar, die Ölpest ist ein Desaster für die Umwelt. Klar, es hat entsetzlich lange gedauert, bis der Konzern das Loch im Golf von Mexiko nun endlich gestopft hat. Wenn sich herausstellen sollte, dass das Unternehmen Sicherheitsregeln missachtet hat, gehört es verurteilt - auch das ist klar. Doch man kann dem Konzern keinen Vorwurf machen, weil er tut, wofür er gegründet wurde: nach Öl bohren, Risiken eingehen, Gewinne schreiben.
Völlig zu Recht sind die gefährlichen Bohrungen Tausende Meter unter dem Meeresspiegel in die Kritik geraten. Trotzdem kann niemand von BP verlangen, freiwillig auf sie zu verzichten - ob im Golf von Mexiko, vor Ostafrika oder im Mittelmeer vor der libyschen Küste. Der Konzern wird nicht zugunsten von Umweltschutz auf Profit verzichten.
Der nachhaltige Umgang mit der Umwelt ist ein zentrales Dilemma unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems: Alle wollen ihn. Aber er rechnet sich meist nicht. Das Dilemma geht über den Umweltschutz hinaus: Man kann von keinem Unternehmen erwarten, dass es zugunsten irgendeiner moralisch richtigen Entscheidung auf Profit verzichtet.
Der Chef ist nur den Aktionären verpflichtet
Konzerne sind Systeme, die nicht auf Moral ausgerichtet sind. Selbst wenn er wollte, der Chef von BP könnte gar nicht einfach auf die umstrittenen Tiefwasserbohrungen verzichten. Er ist in seiner Funktion nicht der Gesellschaft verpflichtet, sondern seinen Arbeitgebern: den Eignern des Ölkonzerns. Die einflussreichen BP-Aktionäre, die meisten von ihnen Pensionsfonds aus Großbritannien und den USA, würden ihn absetzen, wenn er Entscheidungen trifft, die ihre Dividenden schmälern oder den Aktienkurs einbrechen lassen. Selbst wenn die Fondsmanager Tiefbohrungen als zu gefährlich erachten - hinter ihnen stehen Tausende Polizisten in Louisiana oder kleine Beamte in New York, deren Renten sie sichern müssen.
Entsprechend suchen die Aktionäre den Vorstandschef aus. An die Spitze gelangt er nicht, weil er besonders grün denkt oder sich gegenüber seinen Untergebenen freundlich verhält. Er wurde ausgewählt, um das Interesse der Aktionäre zu vertreten: Geld zu verdienen. Das Gegenteil wäre auch nicht im Interesse der Gesellschaft. Wenn ein Unternehmen eine moralische Entscheidung trifft, die es Rendite kostet, wird es langfristig nicht wettbewerbsfähig sein - und von skrupelloseren Rivalen aus dem Markt gedrängt. Die Falschen überleben.
Teil 2: Wann es doch lukrativ ist, moralisch zu handeln
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07.08.2010
© 2010 Financial Times Deutschland
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- 13.08.2010 16:59:28 Uhr Elmira Medetbekova: (Fortsetzung): Man in the Mirror...
- 13.08.2010 16:54:09 Uhr Elmira Medetbekova: Man in the Mirror...
- 13.08.2010 10:05:41 Uhr k.bob: Die Realität...
- 11.08.2010 07:57:14 Uhr Uwe Schläpfer: Moral und Erfolg
- 11.08.2010 07:24:32 Uhr liedermann: Wer sucht aus?
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Effizient spielt bei der zweiten Interessensgruppe - und das wäre die allergrößte Gruppe, die die Auswirkungen von Unternehmensgeschäften AM STÄRKSTEN BEEINFLUSSEN kann - ebenfalls eine sehr wichtige Rolle: den Endverbrauchern. Und somit wären wir bei uns (allen) selbst. Wie bereits k.bob ebenfalls erwähnt hat, könnten wir Veränderungen so schnell in der Weltwirtschaft herbei führen. Ja, jeder einzelne von uns. Hören wir doch tatsächlich mal auf, Auto zu fahren, dann wäre die Nachfrage nach Tiefseebohrungen eingestellt. Hören wir doch tatsächlich mal auf, Computer, Handys, Klimaanlagen, Musikplayer, etc. zu benützen, so könnten wir eine Unmenge an limitierter Energiekapazität einsparen und somit die Umwelt schonen. Doch wollen wir auf unseren Urlaubsausflug wirklich verzichten..? Haben wir doch so hart das Jahr über gearbeitet und uns eigentlich so etwas verdient. Wollen wir wirklich darauf verzichten, die Welt kennenzulernen und in kein Flugzeug mehr steigen? Wollen wir wirklich jeden Morgen den weiten Weg zur Arbeit das Fahrrad benützen, könnte unser schicker Anzug beschmutzt werden? Und die U-Bahn ist schließlich auch viel zu überfüllt für die frühen Morgenstunden.. Wollen wir wirklich für Bekleidung, High-Tech, Nahrung mehr zahlen, als wir wirklich müssten? Wo wir das übrige Geld doch lieber für den nächsten Luxus-Urlaub oder die nächste bessere Auto sparen würden..?! Nein, das wäre doch alles viel zu umständlich. Wir müssten unser ganzen Leben und unsere comfort-zone verlassen. Wer will das? Der positive Nebeneffekt wäre, dass andere Menschen (die, die meist dafür verantwortlich sind, dass es uns gut geht) mehr haben würden und könnten, wenn wir mehr von uns abgeben und anfangen würden, unsere eigenen Bedürfnisse einzuschränken. Doch wiederum hier die Frage: Wer ist bereit, dafür auf seinen (alltäglichen) Komfort zu verzichten? Jemand? Ich denke nicht viele werden sich hierfür melden.. Und genau hier ist der Kern jedes einzelnen Menschen stark ausgeprägt: sein Egoismus. Ich sage, dass solange Menschen diese Eigenschaft, die natürlich in ihm liegt, nicht versucht BEWUSST zu dämmen und auf ein Minimum zurückzustellen, werden immer die billigsten, die schnellsten, die effizientesten Produkte (und Wertpapiere) gekauft werden.
Mein Fazit: Wer tatsächlich "Schuld" an dem ganzen (BP-Disaster) ist, sind nur wir, die Menschen, die Endverbraucher/Nachfrager, die Aktionäre.