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Deutsche Industrie verschläft Kampf um seltene Metalle
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Jagd nach Rohstoffen: Deutsche Industrie verschläft Kampf um seltene Metalle
Stoffe wie Indium oder Tantal sind überlebenswichtig für deutsche Firmen. Die Chinesen kaufen seltene Metalle wie diese weltweit auf und horten sie - das bringt ihnen einen strategischen Vorteil und den Westen in eine bedrohliche Situation.Noch 1000 Schritt Richtung Schatz. Tief im Gestein und noch weiter rein, durch den langen Gang im Berg. Alexander Hofmann geht voran, in schwarzer Jeans und schneeweißem Hemd. Uwe Maier folgt, genauso gekleidet. Dann der Mann im Overall. Der Ort? Geheim. Zollausschlussgebiet. Versteckte Festung nahe Zürich.
Die Wände, schrillgrün, sind so nah beieinander, dass zwei Menschen nicht nebeneinander gehen wollen. Neonröhren flackern böses Licht von der Decke.
Im Berg lagern auf 144.000 Quadratmetern, so viel Platz brauchen 20 Fußballfelder der Fifa-Norm, die großen privaten Kunstsammlungen der Welt. Wohltemperiert. Auch Hofmanns Riesentresor voll Gallium, Indium, Germanium, Hafnium, Wismut, Tantal. 64 Tonnen Metalle, die gebraucht werden wie Wasser, Strom, Getreide.
Ohne diese Metalle kein Touchscreen, kein Flachbildschirm, keine leichte, auf Dächer montierbare Solaranlage, kein richtig starker Elektromagnet, kein wirklich effektiver Windkraftrotor. Ohne sie kein Handy, kein effektiver Chip, kein guter Wechselschalter. Ja, es gibt Ersatzstoffe, aber nicht für alle. Der Ersatz hat mehr Gewicht, Volumen, weniger Wirkung, ist teurer. Es werde geforscht von vielen Firmen in Europa, sagt Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Der Fachmann klingt überraschend optimistisch. Denn es gebe Hoffnung. Aber auch er sagt: Indium? Kein Ersatz. Gallium? Auch nicht. Die sind so rar, dass gerade Furcht ausbricht in aller Welt.
Im Land der Maschinenbauer vor allem. Zu hören ist sie im Berliner Reichstag, die neue deutsche Zukunftsangst. Vertreter der Industrie versammeln sich in einem großen Saal, fast zu klein für die vielen Männer in Anzügen und Sorge, die wenigen Frauen in Kostümen, die wissen wollen, wie es weitergeht. Die CDU/CSU-Fraktion hat geladen, will ihre "Rohstoffstrategie" vorstellen. Volker Kauder, der Fraktionsvorsitzende, klagt. Philipp Mißfelder, der außenpolitische Sprecher, dazu. Auch Ulrich Grillo von den Grillo-Werken, ein Zinnverarbeiter und im Bundesverband Deutscher Industrie (BDI) für Rohstoffpolitik zuständig. Er sagt tapfer, wir versorgen uns schon selbst, aber die Politik muss für Markt sorgen. Das ist ein Code. Die verschlüsselte Aussage: China = gefährlich.
Alle stellen wortreich fest: Wenn es so weitergeht, geht es nicht weiter. Deutschland werden seltene Erden wie Neodym fehlen. Oder Gallium. Oder Indium. Hans-Joachim Kümpel wirft den Anwesenden Statistiken an die Wand. Der Professor ist Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und zeigt, wo es überall fehlen wird. Sie jammern fast, weil China den Export dieser lebensnotwendigen Schätze eingeschränkt hat: Verstoß gegen das Handelsabkommen Gatt, Wettbewerbsverzerrung. "China hat 323 Produkte mit Exportzöllen belegt", spricht Michael Fuchs, sorgenvolles CDU-Bundestagsmitglied, ins Mikro. Kurze Zusammenfassung des Gesagten: Zukunft verschlafen. Kaum noch zu ändern, die Situation. Und dann, am nächsten Tag, legt China nach und senkt die Exportquote für Indium um 33 Prozent. Der Stoff wird richtig rar.
Hofmann und Maier gehen den Gang entlang, die Schritte hallen. Sie verkaufen Metalle an Menschen, die Angst vor Inflation haben. Und an Firmen, die vorsorgen wollen für den Tag, der kommen wird, an dem nur China Indium, Gallium, Germanium, Hafnium hat.
Nur noch China.
Teil 2: Angst vor den beleidigten Chinesen
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15.08.2010
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