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Bange Gefühle im Urlaub: Schuldenkrise vermiest Franzosen die Ferien
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2010 Getty Images
Am Nachmittag herrscht Ebbe in Barneville-Carteret. Dieser Tage zieht sich der Atlantik an Frankreichs Küste ungewohnt weit zurück. Am kilometerbreiten Strand des normannischen Seebads verlieren sich die Gäste fast. Das Bild verstärkt den Eindruck, den die Offiziellen im Ort haben: Es kommen weniger Gäste, sie bleiben kürzer, geben weniger aus. "Der Rückgang zeigt sich gerade im August", sagt Régine Lesage vom Touristenbüro. Um die Ecke steht Emmanuel Dumoncel im Laden, seit 20 Jahren Schlachter im Ort. "Die Leute gönnen sich weniger", brummt er. "Statt Kalbssteak nimmt man Hacksteak."
Urlaub ist den meisten Franzosen heilig. Barneville-Carteret ist eine Wiege der französischen Ferienkultur: Der Ort war eines der ersten Seebäder im Land. Seit dem frühen 19. Jahrhundert hat er sich zur Sommerfrische der Pariser entwickelt. Bis heute sind 80 Prozent der Gäste Franzosen, der Küstenort lebt mit der Urlaubstradition des Landes. Die blieb selbst in diversen Krisen stabil: Geht es im Sommer mit der Familie ans Meer oder auf's Land, verwöhnt man sich und die Seinen: Essen, Trinken, süßes Leben.
Die Sorgen des Alltags verschieben die Franzosen auf die Rückkehr im September. Daher war der Herbst bei den Regierenden in Paris stets gefürchtet - auf Sorglosigkeit folgt Ernüchterung. Die Neigung zu Streiks, Protesten, Unzufriedenheit steigt. Dieses Jahr könnte es besonders brenzlig werden: Die Regierung will die Ausgaben bis 2013 um 50 Mrd. Euro kürzen. Wie, hat sie noch nicht genau gesagt. Rekorddefizit und Schulden aber lassen ihr keine Wahl. Vor den Ferien brachte sie die umstrittene Rentenreform durch, die das Rentenalter von 60 auf 62 Jahre anhebt. Den Leuten schwant, was im Herbst blüht. Diesmal durchdringt das bange Gefühl die Zeit der Sorglosigkeit. Jedenfalls hier in der Normandie.
Marjorie Ramel kümmert sich nie um Politik. Die alleinerziehende Mutter aus dem Pariser Umland hat ihr Hauszelt auf dem Campingplatz Les Bosquets aufgebaut. Vergangenes Jahr war die Familie noch zwei Wochen im Süden. Jetzt ist nur eine Woche Normandie drin. Ramel ist Erzieherin in der Krippe, also von öffentlichem Geld abhängig. "Man hält die Mittel zusammen", sagt sie.
Patrick und Marise Lepage kommen mit dem kleinen Wohnwagen aus Zentralfrankreich. "Wir achten mehr auf unsere Ausgaben", sagt der Stahlwerker. Marise, Buchhalterin fügt an: "Wir sind beunruhigt, wie alle." Das Vertrauen in Präsident Nicolas Sarkozy haben sie längst verloren. Vor dem Urlaub streikten beide gegen die Rentenreform. Bringt das was? "Man muss seine Unzufriedenheit zeigen", sagt Marise.
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15.08.2010
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