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Arbeitnehmervertretungen: IG egal
Kommentar In den Schwellenländern Asiens feiern Gewerkschaften Erfolge, im Westen dagegen schwindet ihre Bedeutung. Gegen das Spardiktat in Krisenstaaten können sie nur moralisch argumentieren.John Lloyd ist FT-Kolumnist
Ende Juli streikten Arbeiter einer Textilfabrik in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh, weil einer ihrer Gewerkschaftsvertreter entlassen worden war. Die Fabrik produziert für Gap, Benetton und Adidas - Firmen also, deren Kunden lange von der günstigen Arbeit in Asien profitiert haben. Aber die streitlustigen Gewerkschaften in der kambodschanischen Textilbranche können inzwischen Erfolge vorweisen: Der monatliche Mindestlohn wurde im Juli um 11 Dollar erhöht. Das war weniger als von den Gewerkschaften angestrebt, genügte aber, um die Streikwelle zu beenden.
In den Industrienationen mag die große, ja heroische Aufgabe, für den Schutz von Rechten einzutreten, rapide an Bedeutung verlieren. In dem Teil der Welt, der auf den Westen aufholt, wird sie jedoch wichtiger, speziell in China und Südostasien. In vielen ehemaligen oder weiterhin kommunistischen Ländern werden Arbeiter ausgebeutet, Gewerkschaftsengagement ist dringend vonnöten.
China ist das augenscheinlichste Beispiel. Obwohl die Polizei sehr hart durchgriff, legten im Juni Streiks die Niederlassungen ausländischer Unternehmen wie Honda, Hyundai, Kentucky Fried Chicken und Toyota im Süden des Landes lahm. Sie mögen inoffiziell gewesen sein, aber sie erreichten ihr Ziel. Parteiführer bis hin zu Premierminister Wen Jiabao forderten bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, speziell für die schlecht bezahlten Wanderarbeiter, die in Regionen wie Guangdong den Großteil der Belegschaften stellen.
Vor Publikum in Peking erklärte Wen, die Arbeit der Wanderarbeiter sei "ehrvoll und sollte von der gesamten Gesellschaft gewürdigt werden. Für Wanderarbeiter sollte gesorgt werden, sie sollten geschützt und respektiert werden."
Unabhängige Gewerkschaften in China und Südostasien sind jedoch häufig kurzlebig, die Mitgliedschaft ist nicht ungefährlich, sagt Simon Clarke von der Universität Warwick, der Gewerkschaften in China und Russland erforscht. Die offiziellen Gewerkschaften dagegen sind Militanz nicht gewohnt und versuchen, Aktivismus zu unterdrücken.
Ähnlich liegen die Dinge in Russland, wo das Erbe der von der Kommunistischen Partei dominierten - und sogar gegründeten - Gewerkschaften noch fortdauert. Im postkommunistischen Russland wurde die Kontrolle durch die Partei von der Kontrolle durch den Staat abgelöst. Etablierte Gewerkschaften leiden unter dem kaum vorhandenen Interesse an gesellschaftlichem und politischem Engagement. Russlands Arbeiterbewegung stehe vollständig unter der Fuchtel von Ministerpräsident Wladimir Putin, formuliert es Clarke.
Teil 2: Kampf um Neupositionierung
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15.08.2010
© 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
- 15.08.2010 16:40:30 Uhr Arbeitnehmer: Arbeitnehmervertretung?!?
- 15.08.2010 15:35:24 Uhr Oma Wetterwachs: Sinnentleert
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