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Schwellenländeranleihen auf der Kippe
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Portfolio: Schwellenländeranleihen auf der Kippe
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2010 Bloomberg
Griechenland steht vor dem Haushaltskollaps, Spanien und Italien sind nur wenige Milliarden entfernt - so die Meinung vieler Anleger. Als Fels in der Brandung nehmen sie Schwellenländer wahr: kaum Schulden, dafür umso mehr Wirtschaftswachstum. "Die Fundamentaldaten der aufstrebenden Volkswirtschaften, insbesondere die Bilanzen dieser Staaten, waren noch nie besser", sagt Richard House, Chef für Schwellenländeranleihen beim britischen Investmenthaus Threadneedle. Anleihen aus diesen Ländern, so scheint es, versprechen mehr Sicherheit als Papiere aus so mancher Industrienation.
Doch die beste Zeit vieler dieser Anleihen dürfte vorbei sein. Das gilt vor allem für die Papiere, die die Länder in Dollar oder Euro begeben haben. Diese sogenannten Hartwährungsanleihen bieten mitunter deutlich weniger Rendite als europäische Bonds. "Dollar- und Euro-Anleihen aus Schwellenländern sind sehr teuer geworden", sagt Karsten Mergen, Portfoliomanager beim Kölner Vermögensverwalter Rheinische Portfolio Management. Er hat diese Titel aus seinem Rentenfonds verbannt.
Mergen verweist auf eine Dollar-Anleihe der Philippinen, die in knapp fünf Jahren fällig wird: Investoren haben den Kurs derart in die Höhe getrieben, dass der Titel nur noch 2,7 Prozent Rendite abwirft, obwohl die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Philippinen nur mit "BB" bewertet - zwei Stufen unterhalb der Kategorie "Investmentgrade", die ein Land als soliden Schuldner ausweist. "Das Land ist politisch instabil und kämpft mit einem hohen Budgetdefizit", sagt Mergen. Spanische Euro-Bonds ähnlicher Laufzeit, die S&P mit der drittbesten Note "AA" bewertet, bringen derzeit nur 2,9 Prozent - kaum mehr als türkische Anleihen. Spanien kämpft mit Problemen, wird die nächsten Jahre aber vermutlich besser meistern können als die Philippinen oder die Türkei.
Deutlich wird das Gefälle auch am Beispiel der Credit Default Swaps (CDS). Mit solchen Geschäften sichern sich Investoren gegen die Zahlungsunfähigkeit eines Anleiheemittenten ab. Derzeit kostet es nicht einmal 1,5 Prozent der investierten Summe, um sich gegen eine Staatspleite der Philippinen zu versichern. Für Spanien kosten entsprechende Kontrakte 2,2 Prozent, sogar der Schutz vor einem Kollaps Italiens ist mit knapp zwei Prozent teurer. Die Philippinen sind kein Einzelfall: Ob Brasilien, Russland, Indonesien oder Kolumbien - die CDS-Prämien für diese Länder liegen unter dem Niveau der schuldengeplagten Euro-Staaten.
Mergen begründet das Abschmelzen der Risikoprämie mit den zuletzt sehr hohen Zuflüssen in Schwellenländeranleihefonds. "Den Managern bleibt keine andere Wahl, als das Geld zu investieren", sagt er. "Die niedrigen Risikoaufschläge sind also zu erklären - nachhaltig sind sie aber nicht." In der Tat sind Schwellenländeranleihefonds das Produkt der Stunde: Ihr weltweit verwaltetes Vermögen stieg seit Jahresbeginn um 54 Prozent auf 70,5 Mrd. Euro, geht aus einer Auswertung der Ratingagentur Morningstar hervor. Allein in Europa sammelten die Fonds im ersten Halbjahr 2010 19 Mrd. Euro ein, zeigen Zahlen des Datenanbieters Lipper FMI.
Wer sein Geld trotz der Risiken dennoch lieber in Schwellenländer als in Industrieländer investieren will, dem rät Mergen zu ausgewählten Bonds in Lokalwährung. Auch der US-Fondsanbieter Invesco bezeichnet die Anlageklasse als "besonders interessant". Diese Papiere zahlen meist höhere Kupons als die Dollar- oder Euro-Bonds, außerdem winkt die Chance auf Währungsgewinne. "Man muss aber sehr selektiv vorgehen", sagt Mergen. Seine Favoriten sind Brasilien, Russland, Mexiko und Indien.
Eines allerdings sind auch Lokalwährungsanleihen nicht: ein Fels in der Brandung. "Sobald der Stress an den Finanzmärkten zunimmt, trocknet der Handel mit Schwellenländeranleihen aus", sagt Mergen. Sollte Spanien tatsächlich seine Schulden nicht mehr bedienen können, dürften auch die Kurse der derzeit so gefragten Schwellenländeranleihen einbrechen.
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18.08.2010
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