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Erneuerbare Energien: Vestas schockiert Windbranche
Die Krise der Windenergie ist tiefer als gedacht. Marktführer Vestas schockierte Investoren und Analysten mit einem unerwarteten Verlust und negativen Aussichten für den Rest des Jahres.Die Aktien des größten Herstellers von Windkraftanlagen brachen nach Veröffentlichung des Zwischenberichts um bis zu 26 Prozent ein und erholten sich auch danach nur wenig. Am späten Nachmittag lag das Minus noch bei rund 20 Prozent. Vestas-Chef Ditlev Engel vertröstete die Aktionäre auf bessere Zeiten. "Es ist immer am dunkelsten vor der Morgendämmerung", sagte er.
Die Windkraftbranche spürt noch immer die Folgen der Finanzkrise. Finanzierungen für einzelne Windparks sind seit dem Krisenherbst 2008 weltweit schwieriger zu bekommen. Der Vestas-Konzern musste zwischen April und Ende Juni einen Verlust von 148 Mio. Euro vor Steuern und Zinsen hinnehmen. Das ist eine herbe Enttäuschung für die Analysten, die nach einer Reuters-Umfrage mit einem kleinen Gewinn von rund 8 Mio. Euro gerechnet hatten. Auch das Nettoergebnis fiel mit 119 Mio. Euro tiefrot aus. Der Umsatz gab um 17 Prozent nach.
Vorstandschef Engel machte dafür verspätete Auftragseingänge aus Deutschland, den USA und Spanien - drei der wichtigsten Windkraftmärkte weltweit - verantwortlich. "Die Auftragseingänge haben sich verzögert. Wir hoffen, die Ernte später einfahren zu können", sagte er in einer Analystenkonferenz. Erste Anzeichen gebe es bereits. So sei der Auftragseingang im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Vierteljahr um 93 Prozent auf den Rekordstand von 3031 Megawatt hochgeschnellt. Das entspricht fast dem gesamten Auftragseingang des kompletten Geschäftsjahres 2009.
Skeptiker konnte Vestas mit der Hoffnung auf bessere Aussichten nicht überzeugen. "Auch der starke Auftragseingang gleicht die schwachen Ergebnisse nicht aus", schrieb die dänische Bank Nordea in einer Notiz an ihre Kunden. Tatsächlich kann Engel sich kaum auf eine schwache Branchenkonjunktur allein zurückziehen. Deutsche Rivalen wie Nordex und Repower klagen zwar über ähnliche Schwierigkeiten, konnten aber ein Abrutschen in Verluste bisher vermeiden.
Vestas dagegen musste nun bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Voraussagen für 2010 nach unten korrigieren. Der Umsatz werde nicht - wie ursprünglich verkündet - 7 Mrd. Euro erreichen, sondern nur rund 6 Mrd. Euro. Von der geringeren Summe bleiben voraussichtlich nur fünf bis sechs Prozent als operative Marge übrig statt der ursprünglich erwarteten elf Prozent. Zudem kündigte Engel einen Abbau von 300 Jobs im Heimatland Dänemark an. Konzernweit will das Unternehmen weiter Stellen aufbauen.
In Europa setzt der Weltmarktführer die Hälfte seiner Produktion ab. Einige Märkte wie das unter der Rezession stöhnende Spanien haben die Förderung für diese erneuerbare Energie zurückgefahren. Auch der deutsche Markt stagniert bestenfalls. Nach Erwartung des Branchenverbands gehen 2010 Windräder mit einer Leistung von 1900 Megawatt neu ans Netz, etwas weniger als im Vorjahr. Für den Weltmarkt sagt der Verband ein Volumen von 38.000 Megawatt installierter Leistung voraus, ebenfalls weniger als in der Vorjahreszeit.
Ein Grund: Der Aufbau von Windparks auf hoher See kommt langsamer voran als erwartet. Viele Länder räumen zudem derzeit der Haushaltskonsolidierung Vorrang vor einer stärkeren Förderung erneuerbarer Energien ein. Zusätzlich bremsen neue technische Entwicklungen die Windbranche. So ist in den USA dank neuer Förder- und Bohrtechniken viel mehr billiges Erdgas verfügbar als noch vor wenigen Monaten. Das macht Gaskraftwerke attraktiver für Investoren. Wegen der neuen Konkurrenz sinkt der Zubau von Windanlagen nach Prognosen 2010 auf die Hälfte des Vorjahresniveaus. Für Vestas sind die USA mit einem Anteil von knapp einem Drittel der zweitwichtigste Markt nach Europa.
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18.08.2010
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