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  19.08.2010, 13:27    

Büro-Affären: Ein Prosit dem Laster am Arbeitsplatz

Viel diskutiert wird in diesen Tagen über den Rauswurf von HP-Chef Mark Hurd. Meldungen über eine angebliche Affäre mit einer Geschäftspartnerin beendeten seine Karriere. Typisch? Die Autorin wirft einen Blick auf Büro-Liebeleien und ihre Folgen. von Lucy Kellaway
Gestern Abend tat ich, was ich immer tue, wenn ich mich erschöpft fühle: Ich holte meine DVDs mit der Fernsehserie "Mad Men" hervor und tauchte ein in die hedonistische, glamouröse Welt der Madison Avenue in den 60ern. Damals hatten alle Frauen noch Körbchengröße 90 F, alle Männer tranken vom Mittagessen bis zum Schlafengehen Whisky, jeder rauchte Kette, und alle Welt hurte herum, wann immer sich die Möglichkeit bot.
Das Wunderbare an dieser Fernsehserie ist der krasse Gegensatz zur Tristesse des sittenstrengen Bürolebens heute. In den vergangenen Wochen haben sich zwei Ereignisse zugetragen, die in mir den Eindruck erwecken, dass in Sachen Sitten inzwischen über die Stränge geschlagen wird - und zwar so sehr, dass der gesunde Menschenverstand auf der Strecke bleibt.
Hewlett-Packard-Chef  Mark Hurd   Hewlett-Packard-Chef Mark Hurd
Sexskandal oder nicht?
Das erste war der Sexskandal, der zum Rücktritt von Hewlett-Packard-Chef Mark Hurd führte. Wie das mit Sexskandalen nun mal so ist, war auch dieser skandalös unsexy. Darf man den Medienberichten glauben, so hat in diesem Fall überhaupt kein Sex stattgefunden. Es gab keinerlei Belästigung, weder Techtel noch Mechtel, doch die "enge persönliche Beziehung" zwischen Hurd und einer Beraterin verletzte Firmenrichtlinien. Deshalb musste etwas geschehen.
Über "null Toleranz" war vor Kurzem in der Financial Times zu lesen. Aber null Toleranz gegenüber was? Ich habe die Nachrichten und Pressemitteilungen gelesen. Das Einzige, was man in meinen Augen Hurd vorwerfen kann, ist, dass er und diese Frau ein paar Mal zusammen essen waren und die Ausgaben als Spesen abgerechnet wurden. Diese Tatsache war schwerwiegend genug, dass Hurd sich zur Selbstzüchtigung genötigt sah und sagte: "Ich bin dem Anspruch und dem Grundsatz von Vertrauen, Achtung und Integrität nicht gerecht geworden, die ich bei HP verfochten habe."
Was für ein Anspruch war das? Und wie ist er ihm nicht gerecht geworden?
Entschieden - zu Ungunsten der Aktionäre
Das HP-Board wurde für sein entschiedenes Handeln beglückwünscht, weil es den ehemals heroischen Firmenchef entlassen hat. Mag sein, dass es entschieden gehandelt hat, aber die Entscheidung war schwach. Das Board entschied, es sei besser, einen guten Chef zu verlieren, anstatt zuzugeben, dass er ein Mensch mit Fehlern ist. Der Preis dafür war hoch: Über Nacht verloren die HP-Aktionäre 10 Mrd. Dollar, während der in Ungnade gefallene Hurd das Unternehmen mit einer fetten Abfindung für seine Mühen verließ.
Das verblüffendste Detail an der ganzen Geschichte ist, dass die Mahlzeiten offenbar 20.000 Dollar gekostet haben. Die einzige Erklärung, die mir zu so einer hohen Rechnung einfällt, ist, dass Hurd und die Dame sich mit Völlerei getröstet haben, weil sie keinen Ehebruch begehen durften.
Welches Maß beim Mix Skandal plus Sex?
Während der moderne Sexskandal à la Hewlett-Packard viel mit Skandal und wenig mit Sex zu tun hat, ist es in der Fernsehserie "Mad Men" genau andersherum: jede Menge Sex, kaum Skandal. Dies scheint mir insgesamt gesünder, vor allem für die Aktionäre.
In der fiktiven Werbeagentur Sterling Cooper ist der außereheliche Geschlechtsverkehr nicht schön, Menschen werden verletzt, und es werden uneheliche Kinder gezeugt. Für die Menschen ist der Preis hoch, aber die Agentur selbst kommt unbeschadet davon. Das Geschäft mit dem Kreieren und Verkaufen von Anzeigen bleibt unberührt. All dem haftet eine wunderbare Einfachheit und Unschuld an. Angestellte arbeiten, leisten sich Fehltritte und arbeiten dann weiter.
Bei Sterling Cooper macht man zudem noch etwas, was im Amerika 40 Jahre später niemand mehr macht: Man trinkt.
Autorin Lucy Kellaway   Autorin Lucy Kellaway
Das Glas in der Hand ruiniert das Image
Das zweite Ereignis, das sich in den vergangenen Wochen zugetragen hat, zeigt, welche Ausmaße der Antialkoholfanatismus angenommen hat. An der Academy of Management in Montreal wurde in einem Vortrag dargelegt, dass allein schon ein Glas Wein in der Hand zu halten der Karriere schaden kann. Im Rahmen des wohl traurigsten Experiments, das je durchgeführt wurde, wurden 610 Manager aufgefordert, Kandidaten zu beobachten, deren Bewerbungsgespräch während eines Essens stattfand. Die befragende Person bestellte Wein, einige Kandidaten folgten dem Beispiel, andere wählten Limonade. Obwohl die Kandidaten das Glas nicht zum Mund führten, wurden diejenigen, die Wein vor sich stehen hatten, als weniger intelligent eingeschätzt als diejenigen, die ein Glas Fanta anstarrten.
Don Draper in "Mad Men" zuzusehen, wie er weit Stärkeres zum Mund führt als Wein, lässt mich nicht an seiner Intelligenz zweifeln. Vielmehr sehne ich mich in die Zeit zurück, als noch richtig getrunken wurde. Diese Sehnsucht nach vergangenen Zeiten wird nur leicht getrübt durch meine Erinnerungen daran, wie das wirkliche Leben in der Fleet Street in den 80ern war, als sich die Journalisten jeden Mittag in Richtung Pub aufmachten. Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich lässt, dann sahen die Männer damals nicht aus wie Don Draper. Sie hatten riesige Bierbäuche, und manchmal konnten sie nachmittags ihre Worte nicht mehr deutlich aussprechen.
In der Welt von "Mad Men" wurde das Urteilsvermögen durch Begierde und Alkohol verzerrt. Doch in der puritanischen modernen Geschäftswelt wird das Urteilsvermögen durch viel Schlimmeres verzerrt: durch die Angst vor Begierde und die Angst vor Alkohol. Keine dieser beiden Welten ist gut, doch die erste hatte der zweiten etwas voraus: Sie war zumindest hin und wieder amüsant.
Aus der Financial Times, London. www.ft.com
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