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Leadership: Besser führen im Tango-Schritt
Experten-Coaching, Training mit Pferden, Kreativitätsworkshops - es gibt viele Wege, seine Fähigkeiten als Chef zu verbessern. Tanz gehörte bisher nicht dazu. Dabei bietet der Tango Ansätze, wie man sich und sein Team in den richtigen Takt bringt.Zwei Fußpaare tasten vorsichtig übers Parkett, ziehen Schleifen, malen Figuren zu melancholischer Musik, spielen miteinander. Darüber in inniger Umarmung ein Paar. - Das ist nicht wirklich das Bild, das Manager vor Augen haben, wenn von gutem Führungsverhalten die Rede ist. Dabei sind die Parallelen unübersehbar, sagt Managementberaterin Irene Wolf aus Hamburg, die zusammen mit Tango-Lehrerin und Diplompädagogin Ute Walter das Seminar "Leadership meets Tango" anbietet.
"Neben dem Prinzip des Führens und Folgens findet man im Tango Argentino auch Antworten auf Fragen der Haltung. Das Thema Achtsamkeit spielt eine Rolle. Außerdem ganz wichtig: gute Kommunikation. Wenn der führende Tänzer seinem Partner nicht deutlich kommunizieren kann, welchen Schritt er machen möchte, in welche Richtung, mit welchem Tempo und wann es losgeht, wird kein Tanzen möglich sein. Genauso ist es im Beruf", sind sich die beiden einig.
Tango als Gespräch zwischen Partnern
Irene Wolf, die als Unternehmens- und Organisationsberaterin arbeitet, weiß aus Erfahrung, dass Führungskräfte heutzutage nicht mehr Experten für alles in ihrem Aufgabenbereich sein können. Die Entscheider brauchen vielmehr Spezialisten im Team, denen sie die Umsetzung von Projekten zutrauen, die sie also auch mal allein arbeiten lassen können. Anleitung, Orientierung, Entscheidungen und die Kommunikation darüber müssen aber von den Führungskräften kommen.
"Leadership ist sehr komplex: Da gehören neben Fachwissen, Managementwissen, Respekt, Loyalität, Achtsamkeit und ein gewisses Maß an Selbstreflexion dazu - das alles findet sich im Tango Argentino", so Wolf. Der Tanz, der aus den Hafenvierteln von Buenos Aires kommt, wird oft als Gespräch, als Dialog beschrieben. Da er keine festen Schrittfolgen hat, nur Figuren, die an jeder Stelle unterbrochen und anders zusammengesetzt werden können, erfordert er viel mehr Flexibilität und Aufmerksamkeit als beispielsweise die in Europa populären Standardtänze. Mit dem hierzulande sehr bekannten Tango der lateinamerikanischen Tänze hat Tango Argentino eher wenig zu gemeinsam.
Gefragt: Probierfreudige statt Star-Tänzer
Für ein "Leadership meets Tango"-Seminar muss man aber kein Tänzer sein. "Freude an Bewegung und die Lust, sich Themen anders als üblich zu erschließen, reichen völlig aus", sagen Walter und Wolf. Den Problemen, mit denen Chefs im Job-Alltag kämpfen, rücken sie mit einfachen Übungen und viel Humor zu Leibe. In Konzernen wie in mittelständischen Unternehmen machen Mitarbeiter zum Beispiel nicht immer das, was Vorgesetzte fordern. Ist das ein Zeichen von Führungsschwäche oder von persönlichen Animositäten? Wer darauf keine Antwort hat, spricht wohl zu wenig mit seinen Mitarbeitern, meinen die Trainerinnen und bitten zum Tanz.
Auf dem Parkett bedeutet mangelnder Dialog nämlich: Chef und Mitarbeiter treten sich gegenseitig auf den Füßen rum, stehen sich im wahrsten Sinne des Wortes im Wege - und das spürt man ganz schnell. Der Hintergrund ist im Tango wie im Job der gleiche: Auf eine Aktion folgt keine adäquate Reaktion - und das führt zu Problemen, bringt aus dem Takt.
Um solche Stolperfallen künftig zu umgehen, lenken die Trainerinnen die Aufmerksamkeit tatsächlich auf das Gehen. "Zunächst sollen sich die Teilnehmer im Raum bewegen und sich selbst dabei erspüren. Der nächste Schritt ist, mit einem Partner in Kontakt zu kommen - im Tango geschieht dies ohne Worte. Also muss ich mit einer bestimmten Haltung auf jemanden zugehen oder ein anderes Signal geben", erläutert Ute Walter.
Das Gegenüber als Spiegelbild
Als wichtiges Element nutzt sie eine Spiegel-Übung, bei der sich jeweils zwei Teilnehmer gegenüber stehen. Ein Partner führt Bewegungen aus, mit den Armen oder Beinen, mit dem Kopf oder dem ganzen Körper. Der andere ist aufgerufen, diese Bewegungen seitenverkehrt mitzumachen - quasi als Spiegel. "Dass man erspüren kann, was für eine Geste das Gegenüber in diesem Augenblick machen will, dazu noch welche und wohin sie führt, ist für viele eine wichtige Erfahrung. Und wer die Führung hat, muss lernen zu erkennen: Versteht mein Partner, was ich jetzt tun will? Kann er mir folgen, ist er überhaupt in der Lage dazu? - Das ist genau wie im Job", sagt Ute Walter. "Und keine Seite ist dabei weniger wichtig als die andere."
Im Seminar muss daher jeder sowohl die Rolle des Führenden als auch die des Folgenden übernehmen. Viele Manager merken so ganz körperlich, wie wichtig klare Kommunikation ist. Wenn nicht eindeutig mitgeteilt wird, wohin ein Schritt gehen soll, kann der Folgende nur stehenbleiben oder irgendeinen Wischi-Waschi-Schritt machen. Weitere Schritte werden schwieriger, manchmal unmöglich. "Im Zusammenspiel mit einem Team ist das genauso wie mit einem Partner beim Tango", sagt die Tango-Lehrerin Ute Walter.
Teil 2: Warum Selbstbild und Machtfragen eine wichtige Rolle spielen.
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17.08.2010
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