Die Macher hinter den News: Porträts von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.

Kopf des Tages: Mansur al Nahjan - Auf Feldzug in Europa

Mansur al Nahjan gilt als einer der mächtigsten Männer der arabischen Welt. Der 39-Jährige entscheidet, wo der Staatsfonds von Abu Dhabi einsteigt. Derzeit richtet der Scheich sein besonderes Augenmerk auf Deutschland.

von Claus Hecking

Mehr zum Thema

Bis vor Kurzem hatten Mansur Al Nahjans liebste Kaufobjekte nur 1 PS. Millionen Dollar ließ der leidenschaftliche Reiter in den vergangenen Jahren für seine über alles geliebten Pferde springen. Aber das sind Peanuts gegen die 1,9 Mrd. Euro, mit denen der Prinz aus Abu Dhabi nun über die von seinem Staatsfonds IPIC kontrollierte Investmentgesellschaft Aabar bei Daimler einsteigt. Oder gegen die 3,5 Mrd. britische Pfund, die der IPIC-Chairman vergangenen November der britischen Großbank Barclays aus seiner Privatschatulle pumpte und für die er nun bis zu 16,3 Prozent der Aktien übernehmen kann.

Mansur ist seit dem Tod seines Vaters Sajid im Jahr 2004 zu einem der mächtigsten Männer der arabischen Welt aufgestiegen. Gemeinsam mit Abu Dhabis Emir, seinem Halbbruder Chalifa, sowie dem Kronprinzen, seinem Bruder Mohammed, bildet Mansur die Führungsspitze von Abu Dhabi. Und als Minister für präsidentielle Angelegenheiten spielt der IPIC-Chairman eine Schlüsselrolle innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate.

Mansur al Nahjan

Er ist zuständig für die heikle Abstimmung zwischen den sieben Scheichtümern, die den Bundesstaat bilden. Er ist verheiratet mit einer Tochter des Herrschers von Dubai, dem zweitgrößten Mitglied der Föderation, das Abu Dhabi bis zum Ausbruch der Finanzkrise immer wieder den Rang streitig machte. Und er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Abu Dhabi dem klammen Dubai vor Kurzem mit einer Finanzspritze von 10 Mrd. $ aushalf. Ein hoher westlicher Investmentbanker, der seit Jahren in der Region arbeitet, beschreibt ihn: "Scheich Mansur ist ein Diplomat und dazu ein ziemlich cleverer Geschäftsmann."

Auf 4,9 Mrd. $ Privatvermögen taxiert "Forbes" den 39-Jährigen. Das Vermögen des Clans schätzen Finanzexperten auf bis zu 1000 Mrd. $; allein der von ihm kontrollierte Staatsfonds ADIA verwaltet etwa 875 Mrd. $. Um die Petrodollar zu recyceln, investieren die Scheichs auf der ganzen Welt. Deutsche Unternehmen haben es der Familie offenbar besonders angetan: Seit Oktober gehören Mansurs IPIC 70 Prozent von MAN Ferrostaal; auch Schaeffler stand vor Kurzem auf der Kaufliste des Mannes, der in den USA Politikwissenschaften studierte. "Das sind langfristig orientierte Investoren; sie wollen ihre Wirtschaft unabhängiger vom Auf und Ab der Ölmärkte machen", sagt ein Kenner. "Und zurzeit kriegen sie Top-Unternehmensbeteiligungen für relativ wenig Geld."

So gern Mansur Schnäppchen macht - manchmal öffnet er einfach nur großzügig das Portemonnaie. Wie etwa zu seinem Einstieg beim britischen Fußballklub Manchester City, als er Stürmerstar Robinho als Begrüßungsgeschenk mitbrachte. 42 Mio. Euro Ablösesumme hat ihn das gekostet, und bis dato hat Robinho weniger Schlagzeilen mit seinen Toren als mit unzähligen Skandalen gemacht. Mansur sollte es verschmerzen: Als Pferdenarr ist er wohl gewöhnt, dass hin und wieder mal ein Gaul bockt.

Jetzt bewerten

höchstbew. Artikel

Unternehmen	Finanzen
Politik	Management + Karriere
IT + Medien	Wissen
Sport	Auto
Lifestyle	alle