FTD-Serie: Kopf des Tages
Die Macher hinter den News: Porträts von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.
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Kopf des Tages: Rolf Demuth - Möbelkönig a. D.
Er war der Erste, der Tische und Stühle am Fließband fertigte. Rolf Demuth machte die Schieder-Gruppe zum größten Möbelhersteller Europas - doch dann kam die Pleite. Von nun an steht der Pionier wegen Betrugs vor Gericht.Wer Rolf Demuth vor einigen Jahren traf, sah einen Mann, der in sich ruhte - und trotzdem wieder einmal große Pläne schmiedete. 2004 hat sich Demuth eigentlich schon aus der Geschäftsführung der Schieder-Gruppe zurückgezogen. Doch loslassen und aufhören - das kann er nicht. Stattdessen will er es noch einmal wissen: Nach China soll es gehen!
"Ich will mitspielen", sagt Demuth und zeigt stolz Bilder von der Grundsteinlegung für ein Werk in Changzhou westlich von Schanghai. Alle sechs Wochen fährt er nach Asien. "Ich erlebe hier gerade mein zweites Wirtschaftswunder!", strahlt Demuth. Das Land verstehen will er - und geht gar in ein buddhistisches Kloster. Dort unterhält er sich mit einem Mönch, einen ganzen Tag lang.
Was niemand ahnt: Trotz des Aufbruchs wankt sein Imperium. 2007 muss die Schieder-Gruppe, mit 1 Mrd. Euro Umsatz und 11.000 Mitarbeitern größter Möbelproduzent Europas, Insolvenz anmelden. Schieder wird zerschlagen. Demuth kommt ins Gefängnis: Jahrelang soll er zusammen mit der Geschäftsführung Lagerbestände falsch bewertet haben, um Kredite zu bekommen. Der Schaden: mindestens 234 Mio. Euro. Dafür muss sich Demuth, der gegen eine Kaution auf freiem Fuß ist, ab Donnerstag vor dem Landgericht Detmold verantworten.
Demuth galt vielen Kollegen aus der Branche stets als Vorbild: "Europas Möbelkönig" nannten sie ihn, "Leuchtturm" oder auch "Pionier". Denn Demuth war es, der die Serienproduktion von Möbeln erfand. Bis zuletzt baute Schieder unter anderem das Billy-Regal für den schwedischen Möbelriesen Ikea.
Es war Demuths Expansionsdrang, der das Unternehmen zu einem Imperium machte: 1964 eröffnet er in Schmalenberg in Ostwestfalen eine erste Fabrik mit 27 Mitarbeitern. Die Ölkrise unterbricht das Wachstum nur kurz, dann erweitert Demuth sein Geschäft nach Italien, wo er in seiner Jugend gejobbt und im Abendstudium Wirtschaft und Italienisch gelernt hat.
Ein echtes Wagnis ist der Vorstoß nach Polen: Produktion in einem kommunistischen Land! Demuth gibt seine Maschinen im Leasingverfahren an einen Staatsbetrieb - und bastelt sich Ende der 80er-Jahre mit einem Möbelkombinat ein Joint Venture zusammen. Doch dann kommt die Geschichte ins Spiel: Am Tag der Vertragsunterzeichnung fällt die Berliner Mauer.
Da kommt Demuth die Idee: Er exportiert von Polen aus in den Westen. "Ich habe jeden Tag versucht, etwas besser zu machen", sagt er. "Das war meine Strategie." Im Nachhinein hat sie nicht ausgereicht. In den 90ern wächst Schieder zwar noch, doch mit der Jahrtausendwende kommen die Probleme.
Warum Demuth auf kriminelle Weise sein Lebenswerk retten wollte, wird er ab heute erklären. Wie er sich in schweren Zeiten motiviere, wurde Demuth einmal gefragt. Antwort: "Indem ich immer ruhiger werde."
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25.08.2010
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