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Prostitution: Loverboy-Problem erreicht Deutschland
Am Anfang gaukeln sie den jungen Mädchen ihre Liebe vor, dann zwingen sogenannte Loverboys ihre Opfer zum bezahlten Sex mit anderen Männern. In den Niederlanden ist das Phänomen bekannt. In Deutschland dagegen schweigen die Opfer - Hilfe gibt es kaum."Meine Tochter war 14 Jahre alt, als wir in eine andere Stadt gezogen sind. Ein halbes Jahr war alles super: die neue Schule, die neuen Freunde, das ganze Umfeld. Plötzlich hatte sie dann sehr viel ältere Freunde, die waren 18 und 25. Von denen bekam sie neue Klamotten und Geld. Auf einmal merkte ich, dass sie regelmäßig nach Alkohol roch, auch Drogen habe ich bei ihr gefunden. Eines Tages war sie weg."
Dieser Bericht einer Mutter im Forum der Internetseite "stoploverboys.nu" ist beispielhaft für ein Problem, das die niederländische Gesellschaft seit Jahren erschüttert: Loverboys. Junge Männer, die Mädchen - meist nicht älter als 13 Jahre - durch vorgeschwindelte Gefühle an sich binden und sie später zur Prostitution zwingen. Doch der Eintrag in dem Internetforum stammt nicht aus den Niederlanden. Er kommt aus Deutschland.
Noch vor einigen Jahren sprach auch in Holland kein Mensch über Loverboys - so wie heute in Deutschland. Nur durch intensive Aufklärungsarbeit verschiedener Stiftungen in Zusammenarbeit mit der Polizei kam das Problem allmählich an die Öffentlichkeit. Immer mehr Vermisstenfälle entpuppten sich als Opfer von Loverboys.
"Das Problem existiert auch in Deutschland, doch es wird totgeschwiegen", sagt Bärbel Kannemann von der niederländischen Organisation "StopLoverboysNU", in deren Internetforum die Mutter den Beitrag verfasst hat. Die 62-Jährige hat begonnen, die Aktivitäten der niederländischen Stiftung auf Deutschland auszuweiten. Kannemann ist Deutsche, sie hat 35 Jahre lang als Kommissarin gearbeitet und ist nun pensioniert. Durch eine Vermisstensendung im niederländischen Fernsehen wurde sie auf das Thema Loverboys aufmerksam. "Ich vermute, dass das Problem in Deutschland sogar noch größer sein könnte. Doch die Opfer haben Angst vor der Öffentlichkeit, niemand will der erste sein, der darüber spricht."
Und mit ihrer Vermutung ist sie nicht alleine. Seitens der Arbeitsgruppe Menschenhandel der niederländischen Polizei heißt es, die Methode Loverboy werde längst in Deutschland kopiert. Den Behörden hierzulande sind Loverboys ebenfalls ein Begriff. Eine Sprecherin des BKA sagt auf Nachfrage der FTD: "Das Phänomen ist durchaus bekannt." Ermittlungen habe es in Hamburg und Essen gegeben.
Abseits offizieller Behörden ist man mit dem Thema noch vertrauter. Für die Dortmunder Mitternachtsmission, einer Beratungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel, ist die Masche der Loverboys längst nicht Neues mehr. "Dass Zuhälter junge Mädchen durch Geschenke und Zuneigung emotional an sich binden, ist eine gängige Methode", sagt eine Mitarbeiterin. Sie wisse von Fällen, in denen die Mädchen erst 15 oder 16 Jahre alt gewesen wären.
Systematisch suchen Loverboys nach Mädchen, um sie zu Huren zu erziehen. "Sie zielen besonders auf diejenigen ab, die leicht beeinflussbar sind, etwa weil sie gerade in einer Lebenskrise stecken", warnt Bärbel Kannemann. "In sozialen Netzwerken wie Facebook erfahren die Loverboys alles, was sie wissen müssen, damit die Mädchen ihnen schnell vertrauen: Interessen, Probleme, Vorlieben."
Teil 2: "Deutschland ist überfordert"
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