Der Al-Qaida-Flügel AQMI übergibt in Burkina Faso zwei Spanier nach neun Monaten Haft. Im Austausch für einen Häftling in Mauretanien. VON DOMINIC JOHNSON
Die bewaffneten Islamisten der "Al-Qaida im islamischen Maghreb" (AQMI) haben zwei Spanier aus neunmonatiger Geiselhaft freigelassen. Albert Dilalta und Roque Pascual wurden über Malis Südgrenze nach Burkina Faso gefahren und sollten am Montagnachmittag in der dortigen Hauptstadt Ouagadougou eintreffen, bestätigten spanische Regierungskreise.
Die beiden Mitarbeiter des spanischen Hilfswerkes "Barcelona Accio-Solidaria" waren am 29. November 2009 auf einer Wüstenstraße in Mauretanien gekidnappt worden. Zusammen mit einer dritten Spanierin, Alicia Gomez, wurden sie in eine AQMI-Basis in der Wüste Malis gebracht. Gomez kam im März frei, nachdem sie angeblich zum Islam konvertiert war. Einer der Geiselnehmer wurde später von mauretanischen Soldaten bei einer Kommandoaktion in Mali festgenommen und in Mauretanien zu 12 Jahren Haft verurteilt. Im Austausch für seine Auslieferung nach Mali hat AQMI nun die beiden Spanier übergeben. Es soll nach spanischen Berichten auch Lösegeld geflossen sein.
Die Freilassung ist für AQMI ein Propagandacoup in doppelter Hinsicht. Zum einen kommt die Islamistengruppe damit in günstigeres Licht, als wenn sie die Spanier hingerichtet hätte, so wie zuletzt im Juli eine Geisel aus Frankreich. Zum anderen unterstreicht die Überstellung nach Burkina Faso den wachsenden geografischen Aktionsraum der Islamisten. Schon am vorletzten Wochenende wurden 16 Studenten und neun Hebammenschülerinnen aus Frankreich, die in Fada NGourma im Osten Burkina Fasos arbeiteten, aus "Sicherheitsgründen" in die Hauptstadt gebracht; Kilimité Théodore Hien, Gouverneur der Provinz Fada NGourma, sprach von einer "verstärkten terroristischen Bedrohung". Im Nachbarland Niger wurde eine Reisewarnung in ländlichen Gebieten wegen Entführungsgefahr, die Hilfsaktionen für Hungernde beeinträchtigt hatte, mittlerweile von der UNO wieder aufgehoben.
Ein Propagandacoup ist die Freilassung allerdings auch für den burkinischen Präsidenten Blaise Compaoré, der eigens einen Sonderberater nach Mali schickte, um den Konvoi mit den Spaniern in Empfang zu nehmen. Compaoré, der dienstälteste Staatschef Westafrikas mit einer Amtszeit von 23 Jahren, sieht sich als Chefmediator der Region, zuletzt in der Elfenbeinküste und Guinea. Er würde diese Rolle nun auch gerne nach Norden ausdehnen, nachdem Mauretanien und Mali sich heillos über den korrekten Umgang mit AQMI zerstritten haben. Die Freilassung der Spanier kommt zwei Tage, nachdem sich Compaoré als Spitzenkandidat für die nächste Präsidentschaftswahl am 21. November hat feiern lassen.
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