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Kapitalanforderungen: Jetzt kommt es auf die Dividenden an
Kommentar Die neuen Eigenkapitalregeln nach Basel III werden die Bankenbranche in eine Zweiklassengesellschaft teilen: Finanziell schwachbrüstige Institute müssen Gewinne thesaurieren, stark kapitalisierte Institute werden bald ihre Dividenden deutlich erhöhen.Jetzt sind die Karten auf dem Tisch: Der Baseler Ausschuss hat die künftigen Kapitalanforderungen für die Banken weltweit offen gelegt. Die erforderliche Quote von hartem Kernkapital - also eigene Aktien und Gewinnrücklagen - wird sich, wenngleich mit Übergangsfristen, bis 2019 von derzeit 2 auf künftig 4,5 Prozent mehr als verdoppeln. Rechnet man den ebenfalls neuen Puffer von bis zu 2,5 Prozent hinzu, den Banken ebenfalls bis spätestens 2019 aufbauen müssen, wird er sich sogar mehr als verdreifachen.
Die Beschlüsse senden auch eine klare Botschaft an Anleger. Sie lautet: Die zu erwartende Dividende wird künftig eine noch wichtigere Rolle bei der Investition in Bankaktien spielen als bisher.
Denn schwach kapitalisierte Banken müssen nun aufgrund der Basel-III-Regeln Gewinne thesaurieren, um auf eine komfortable Kapitalausstattung im Hinblick auf die neuen Regeln zu bekommen. Stark kapitalisierte Banken hingegen können nun - nachdem die genauen Quoten auf dem Tisch liegen - damit beginnen, Aktionäre wieder weit stärker über Dividendenausschüttungen an Gewinnen teilhaben zu lassen.
Einen Vorgeschmack darauf lieferten die letzten Wochen: So entwickelte sich die Aktie der UBS - einer der derzeit am stärksten kapitalisierten Banken Europas - auf Sicht der letzten drei Monate um 30 Prozentpunkte besser als die im Branchenvergleich moderat mit Kapital ausgestattete Deutsche Bank .
Als besonders stark kapitalisiert identifizierten Analysten zuletzt neben den Schweizer Instituten auch skandinavische Banken sowie - für den Laien eher überraschend - die großen US-Banken wie Citigroup oder Bank of America. Und nachdem die Banken bislang teils aufgrund ihrer noch immer operativ schwierigen Lage, teils aber auch aus Angst vor noch strengeren Kapitalregeln lediglich im Schnitt acht Prozent ihrer Gewinne ausschütteten, werden es 2011 laut Schätzungen von Morgan Stanley wieder 19 Prozent und 2012 schon wieder 29 Prozent sein.
Gewiss: Die fundamentalen Perspektiven eines Instituts werden auch künftig der Haupttreiber für die Kursentwicklung sein. Für Anleger lohnt es sich dennoch, genau hinzuhören, wenn sich die Institute in den kommenden Monaten über künftige Dividendenpolitik oder mögliche Aktienrückkäufe äußern werden. Sie werden damit auch signalisieren können, welches Vertrauen sie in die eigene Kapitalausstattung haben.
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Wie wichtig die Ausschüttungen gerade bei den historisch traditionell dividendenstarken Bankenwerten sind, zeigt auch ein Blick auf die langfristige Kursentwicklung der Finanzwerte: Rückberechnet bescherten Dividenden seit Beginn der 90er-Jahre gemessen am Stoxx 600 Branchenindex Banken rund die Hälfte der Zugewinne ihrer Anlage. Und während Anleger ohne Berücksichtigung von Dividenden auf Sicht der vergangenen zehn Jahre mit europäischen Bankaktien real Verluste erzielten, blieb ihnen bei stets reinvestierten Dividenden trotz des Crashs zwischen 2000 und 2003 und vor allem der größten Finanzkrise seit Jahrzehnten noch ein Ertrag von 2,8 Prozent pro Jahr.
Kein Zweifel besteht auch daran, dass auch institutionelle Anleger wie Fonds und Pensionskassen künftig bei stark kapitalisierten Banken wieder auf üppige Ausschüttungen ihrer Gewinne dringen werden. Zum einen kann die Finanzdienstleistungsbranche allenfalls noch in Schwellenländern attraktive organische Wachstumsraten erzielen - umso wichtiger wird es für sie, Anleger an ihren nicht mehr so schnell wie früher wachsenden Gewinnen zu beteiligen.
Zum anderen hat auch die Finanzkrise eines deutlich gezeigt: Bevor eine Bank mit ihren Überschüssen Unsinn bei ihren Kapitalanlagen anstellt oder es in halsbrecherischen Übernahmen verpulvert, sollte sie die Erträge lieber an Aktionäre ausschütten und diese entscheiden lassen, ob sie die Dividenden in neue Aktien anlegen oder nicht.
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13.09.2010
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