10 Bewertungen Schriftgröße: AAA
Exotisches Geschäftsessen: Miam, lecker Wasserwanzen!
Wer sich in exotischen Ländern zum Geschäftsessen verabredet, darf nicht picky sein: Gut möglich, dass etwas sehr Ekliges auf den Tisch kommt. Hier ein Ratgeber, welche lokalen Spezialitäten man getrost stehen lassen darf - und welche lieber nicht.Gekochte Küken im Originalei, Walsteak, gegrillter Leguan: Das sind so die kulinarischen Erlebnisse, die einem normalerweise höchstens bei "Galileo" begegnen.
Bei einem Dinner mit Kunden oder Geschäftspartnern in exotischen Weltregionen kann sich das allerdings schnell ändern: Selbst in schicken Restaurants bekommt man bisweilen Dinge vorgesetzt, die zu Hause blankes Entsetzen hervorrufen würden.
Da helfen nur Wissen, Contenance - und vielleicht der eine oder andere Schnaps zum Betäuben. Eine kleine Hilfestellung.
Gleich zu Beginn ein erster kulinarischer Tiefpunkt: "Balut" sind zwei Wochen alte Enten- oder Hühnerembryos. Die künstlich unter Reishalmen und Wärmelampen angebrüteten Eier werden kurz gekocht und dann gepellt. Innendrin stecken ungeborene Vögel samt Knochen, Federn, Haut und Dotterresten. Die Eier werden vor allem auf der Straße als Snack angeboten, aber auch bei Geschäftsessen serviert - mit augenzwinkerndem Hinweis, sie seien extrem potenzsteigernd. Nun ja.
Muss ich das essen? Nur im Notfall, zum Beispiel, wenn der Hungertod unmittelbar bevorsteht. Der Mix aus Knochen, Eiweiß und Federn im Mund ist einfach zu abartig. Und für die Potenz gibt es bei Bedarf diese kleinen, blauen Pillen.
Wenn auf den Märkten Bangkoks von "water bugs" die Rede ist, dann geht es nicht um Ungeziefer im Fischteich, sondern um eine lokale Delikatesse: zigarettenschachtellange Wasserwanzen werden hier lebend verkauft (mit zusammengebundenen Füßchen) und schaffen es sogar auf die Speisekarte renommierter Thai-Lokale. Die Tiere kommen bei lebendigem Leib in die Pfanne, wo sie in Todesangst umherlaufen, bevor sie sterben. Geröstet schmecken sie nach Nüssen, was eine angenehme Überraschung ist.
Muss ich das essen? Rossnaturen sollten es zumindest mal probieren. Der vorherige Genuss einiger Biere ist ebenso ratsam wie ortsüblich.
"Weiß, zart und wohlschmeckend", notierte Christoph Kolumbus schon Ende des 15. Jahrhunderts über die Echsen, die seine Mannschaft in Westindien gekocht bekam. Heute ist Leguan in Mittel- und Südamerika beliebt, sogar bei Großstädtern: Man brät oder grillt sie über offenem Feuer und serviert sie mit Gemüse und scharfer Soße. Der Geschmack ähnelt wie bei Krokodilfleisch dem von Hühnchen - also alles halb so wild.
Muss ich das essen? Ja, denn wir verzehren ja auch Vögel, und die sind mit Reptilien enger verwandt, als mancher weiß. Zur Not hilft wie immer der gute alte Tequila, um Hemmungen abzubauen.
Japan gehört neben Norwegen zu den größten Walfangnationen der Erde - moralisch und politisch ein hochbrisantes Thema. Die angeblich zu Forschungszwecken harpunierten Wale werden in Restaurants zum Beispiel als Steak serviert. Geschmacklich ist Walfleisch wegen des hohen Fettgehalts nicht jedermanns Sache, es ist schwer bekömmlich, und das tranige Aroma wird die meisten eher abstoßen denn anziehen. Wohlmeinende Kommentatoren siedeln den Geschmack irgendwo zwischen Rind und Fisch an.
Muss ich das essen? Nur, wenn Sie zu Hause als Ignorant und Weltzerstörer beschimpft werden wollen. Wer seine Gastgeber nicht brüskieren möchte, bestellt einfach Kugelfisch. Fugu kann bei unsachgemäßer Zubereitung giftig sein. Wer sich trotzdem traut, beweist also Mut und Sachverstand, der vielen Japanern gleich wieder imponiert.
"Tausendjährige Eier" sind schwarz oder dunkelviolett von innen und sehen so aus, wie sie heißen. Um das so schön hinzubekommen, packen chinesische Köche die Eier in einen Teig aus Asche, Kalk, Salz, Zitronensaft und Wasser - und lassen sie bis zu drei Monate in einem Erdloch reifen. Das Ergebnis servieren manche Parteikader und Manager ihren Gästen unter Hinweis auf eine großartige regionale Spezialität. Ablehnung wird als Kränkung empfunden. Die Eier schmecken so schlimm, wie sie aussehen, aber wer Schlamm und Moder mag, wird ihnen etwas abgewinnen.
Muss ich das essen? Leider ja! China ist der Markt der Zukunft, da wollen Sie niemand vor den Kopf stoßen. Machen Sie einfach die Augen zu und denken Sie an Ostern.
Surströmming ist in Schweden eine Art Nationalgericht. Dafür werden Heringe in Salzlake eingelegt, zum Gären gebracht und in Dosen abgefüllt. Der Gärungsprozess und die dabei entstehenden Gase bringen die Dose zum Ausbeulen: je mehr Beulen, desto mehr Gammel. Das alles macht den Fisch nicht nur extrem würzig, sondern auch zu einem für unsere Nasen streng bis ekelhaft riechenden Gericht. Die Schweden servieren es auch Ausländern gern, vorzugsweise ab dem dritten Donnerstag im August, zum offiziellen Surströmming-Verkaufsstart. Serviert wird der Fisch mit Kartoffeln und Zwiebeln.
Muss ich das essen? Beim besten Willen - nein. Wenn Sie unbedingt jemandem imponieren möchten und wissen, was gut für Sie ist: Atmen Sie beim Kauen durch den Mund.
-
20.09.2010
© 2010 Financial Times Deutschland
FTD-Personendatenbank
Home |
Unternehmen |
Finanzen |
Börse |
Politik |
Management+Karriere |
IT+Medien |
Wissen |
Sport |
Auto |
Lifestyle |
zum Seitenanfang
© 1999 - 2010 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen
Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!
Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet
VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote
© 1999 - 2010 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen
Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!
Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet
VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote