FTD-Serie: Kopf des Tages
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Kopf des Tages: Jimmi Akesson - Brandstifter als Biedermann
Die Neonazis hat Jimmie Akesson angeblich längst aus seiner Partei geworfen. Trotzdem will nach der Wahl niemand mit dem Chef der Schwedendemokraten reden - denn ein islamfeindlicher Populist ist er allemal.Selbst in der Stunde seines größten Triumphs behält der Sieger die Fassung. Nachdem klar ist, dass seine Partei in den schwedischen Reichstag einziehen und die Modelldemokratie im Kern erschüttern wird, tritt Jimmie Akesson , Vorsitzender der rechtskonservativen Schwedendemokraten, vor die Kameras. Er will jeden Überschwang vermeiden. Vollkommen bewusst sei er sich seiner Verantwortung. "Ich fühle da auch ein bisschen Demut." Während die Anhängerschaft im Hintergund grölt, hat Akesson sich im Griff. Wie immer.
Der mit 31 Jahren sehr junge Politiker weiß, dass Überheblichkeit kaputt machen könnte, wofür er lange gearbeitet hat. 1995 trat er den Schwedendemokraten bei, 2005 übernahm er deren Vorsitz - mit dem Ziel, sie aus der politischen Bedeutungslosigkeit ins Parlament zu führen, zu öffentlicher Anerkennung. Dafür hat er seiner Partei, die ihre Wurzeln in der rechtsextremen Szene hat, einen bürgerlichen Anstrich verpasst, hat rassistische Passagen aus dem Parteiprogramm gestrichen. Bomberjacken und Uniformen sind auf Parteiveranstaltungen verboten - offiziell. Neonazis habe es bei ihnen vor 15 oder 20 Jahren gegeben, sagt Akesson.
Um politisch salonfähig zu werden, änderte er nicht nur das Auftreten der Partei. Er änderte auch sein eigenes. Ursprünglich eher schlampig angezogen, legte Akesson sich den Habitus eines biederen Karrieretypen zu. Er kleidet sich ordentlich, aber nicht zu elegant, dazu ein unauffälliger Haarschnitt.
Sein Äußeres passt zu seiner Sprache: kontrolliert und maßvoll. Nie äußert sich Akesson in der Öffentlichkeit rassistisch. Politprofi ist der junge Mann aber noch nicht. Im Online-Wahlwerbespot etwa wirkt er verkrampft, seine starr auf einen Punkt fixierten Augen deuten darauf hin, dass er seine simplen Positionen vom Teleprompter ablesen muss.
Akessons Botschaften sind populistisch, seine Feinde sind Ausländer, speziell muslimische. In einer Fernsehdiskussion erweckte er jüngst den Eindruck, Vergewaltigungen fast komplett verhindern zu können, wenn nur die Einwanderung drastisch eingeschränkt würde. Minus 90 Prozent sei sein Ziel. Ausländer, so Akesson, müsse man bekämpfen wie eine Überschwemmung: erst einmal den Zulauf stoppen. "Schwedens Probleme fangen bei den Einwanderern an." Ein Wahlwerbespot zeigte eine Seniorin mit Rollator auf dem Weg zum Sozialamt. Unterwegs wird sie von einer Gruppe Burkaträgerinnen überholt, dazu der Slogan "Renten oder Zuwanderung. Du hast die Wahl".
20 Abgeordnete haben die Rechtskonservativen jetzt im Reichstag. Damit sind sie Königsmacher, weil sie eine bürgerliche, aber auch eine linke Mehrheit verhindern. Trotzdem ist es sehr einsam um Akesson und seine Truppe. Keine Partei will mit ihnen reden, das demokratische Schweden versucht, die Rechtspartei zu isolieren. Das wird Akesson ärgern. Zeigen darf er es aber nicht.
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20.09.2010
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