Streit unter Ökonomen: Rürup entmachtet DIW-Chef Zimmermann
Der frühere Wirtschaftsweise hat die Reform des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung durchgesetzt. Verlierer ist Klaus Zimmermann: Ihn überwacht künftig kein Kuratorium mehr, sondern eine Aufsichtsrat.Nach monatelangem Machtkampf im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat sich Bert Rürup gegen den Präsidenten Klaus Zimmermann durchgesetzt. Rürup ist als Vorsitzender des Kuratoriums der wichtigste Kontrolleur des Instituts. Am Donnerstag soll das Gremium nach FTD-Informationen eine neue Satzung billigen, die zugleich Zimmermanns Macht als Präsident beschneidet und Rürups Kompetenzen bei strategischen Fragen stärkt. Faktisch wird das Kuratorium so zu einem Aufsichtsrat wie in einem Unternehmen. Die Reform verlief nun harmonisch mit allen Beteiligten, hieß es einheitlich.
Der ehemalige Chef des Sachverständigenrats exekutiert damit den Willen der Bundesregierung und des Berliner Senats, der Geldgeber des Instituts. Zimmermann geriet stark unter Beschuss, nachdem der Berliner Landesrechnungshof Ende 2009 einige seiner Entscheidungen beanstandet hatte. Im vergangenen Februar erhielt dann Rürup den Auftrag, das Institut neu auszurichten.
Sein Ziel war die Trennung von Verwaltung und Wissenschaft im Institut. Dementsprechend wird Zimmermann nur noch für Letztere Verantwortung tragen. Darüber hinaus will der 66-Jährige dafür sorgen, dass das Institut in aktuellen konjunkturellen Fragen wieder stärker wahrgenommen wird. Rürup hat viele Jahre lang Regierungen unterschiedlicher Couleur beraten, zuletzt als Chef des Sachverständigenrats. Seine Vorstellung von politischer Beratung ist eine sehr pragmatische: Ihm geht es darum, dass Lösungen funktionieren, wie die nach ihm benannte "Rürup-Rente". Zimmermann dagegen ist es wichtig, dass Politikberatung "evidenzbasiert" ist, also wissenschaftlich begründet werden kann.
Zimmermann führt das DIW seit zehn Jahren. Als Wissenschaftler genießt der 57-Jährige zwar eine hohe Reputation, vor allem als Arbeitsmarktexperte. In der Führung des Instituts unterliefen ihm aber zunehmend Fehler, die zuletzt dazu geführt haben, dass eine ganze Reihe von Mitarbeitern das Haus verließen. Zuletzt trennte sich das DIW im August außerdem im Einvernehmen von seinem bisherigen Geschäftsführer.
Erste Änderungen hat Rürup bereits durchgesetzt: Eine neue Konjunkturarbeitsgruppe aus Experten mehrerer Abteilungen hat ihre Arbeit aufgenommen. Der Chef der Konjunkturabteilung, Christian Dreger, wird sich auf theoretische Forschung konzentrieren. Rürup dringt zudem darauf, dass das DIW wieder im Steuerschätzerrat vertreten sein wird. Immer wieder war das Institut in die Kritik geraten, weil es sich zu sehr auf theoretische Forschung kapriziert hatte. Zimmermann hatte alles darauf angelegt, die Zahl der Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften zu maximieren. Dabei, so Kritiker, gerieten die eigentlichen Aufgaben aus dem Blick. Der deutlichste Kritiker hieß schon damals: Bert Rürup.
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Aus der FTD vom 21.09.2010
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