Verdächtige Transaktionen: Top-Banker des Papsts unter Geldwäsche-Verdacht
Italiens Polizei ermittelt gegen den Chef der Vatikanbank und friert Millionen ein. Auslöser waren versuchte Überweisungen - auch nach Deutschland. Das Institut rutscht damit erneut ins Zwielicht.Italienische Ermittler haben den Präsidenten der Vatikanbank IOR ins Visier genommen. Ettore Gotti Tedeschi sowie sein Generaldirektor Paolo Cipriani stehen im Verdacht, gegen Geldwäschebestimmungen verstoßen zu haben, berichteten am Dienstag Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Finanzkreise. Die Polizei fror den Angaben zufolge 23 Mio. Euro auf einem Konto ein, das auf den Namen der Vatikanbank registriert ist.
Die Ermittlungen sind ein schwerer Schlag für den 65-jährigen Tedeschi. Der streng katholische Bankchef war erst vor einem Jahr von Papst Benedikt XVI. mit dem Auftrag eingesetzt worden, die Bank zu reformieren und transparenter zu gestalten. Der ehemalige McKinsey-Berater und Italienchef der spanischen Bank Santander löste damit Angelo Caloia ab, der 20 Jahre an der Spitze der Bank gestanden hatte.
Die Vatikanbank wird spätestens seit den Ermittlungen gegen die Banco Ambrosiano, bei der auch der Mafiaverdacht geäußert wurde, immer wieder mit schmutzigen Geschäften in Verbindung gebracht. Zuletzt hatte das Buch "Vatikan AG" des Journalisten Gianluigi Nuzzi eine Diskussion angefacht, die zum Wechsel an der Bankspitze beigetragen hat. Nuzzi zufolge soll das "Institut für die religiösen Werke", wie die Bank offiziell heißt, über geheime Nummernkonten lange Schmiergeldzahlungen an Spitzenpolitiker sowie Geldwäsche gedeckt haben. Zudem hatte erst vor einem Jahr die römische Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen undurchsichtiger Kontoverbindungen zur italienischen Großbank Unicredit bekannt gegeben.
Viel ändern konnte Tedeschi bislang nicht. Noch immer werden Bilanz und Geschäfte des Hauses geheim gehalten. Schätzungen zufolge soll sie über ein Vermögen von rund 5 Mrd. Euro verfügen. Zuletzt überwies die Vatikanbank 50 Mio. Euro an den Papst - knapp ein Fünftel aller Einnahmen des Heiligen Stuhls. Das IOR verwaltet nach eigenen Angaben vor allem Gelder von religiösen Institutionen sowie Priestern und Nonnen. Allerdings sollen auch Privatpersonen Konten unterhalten.
Die genauen Hintergründe der jüngsten Vorwürfe sind noch nicht geklärt. Vergangene Woche hatten Ermittler der italienischen Zentralbank zwei Überweisungen gestoppt. Sie sollen von einem Konto der Vatikanbank bei Credito Artigiano aus geplant gewesen sein. Eine Überweisung im Wert von 20 Mio. Euro sollte dabei auf ein Konto bei JP Morgan in Frankfurt gehen. Einem Pressebericht zufolge habe die Vatikanbank dabei gegen europäische Anti-Geldwäscheregeln verstoßen.
Der Vatikan bestreitet jede Schuld. Man sei angesichts der Ermittlungen "bestürzt und erstaunt", verlautete es in einer Mitteilung. Das Geld sei zwischen Konten der Vatikanbank überwiesen worden, heißt es in einer Erklärung. Der Heilige Stuhl betonte, jegliche Maßnahmen gegen Geldwäsche zu unterstützen.
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Aus der FTD vom 22.09.2010
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