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15.03.2011


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München und seine Geschichte Der Traum von der Kaiserresidenz

Stand: 05.12.2008 Archiv

Ludwig der Bayer wird in Rom zum Kaiser gekrönt (Fresko in den Hofgarten-Arkaden von Hermann Stilke, 1829), Ludwig der Bayer nach der Schlacht von Mühldorf (Fresko am Isartor von Bernhard von Neher, 1835) | BR, BR

1294 zieht in den Alten Hof ein Herzog ein, der die Weltgeschichte gehörig durcheinander wirbeln sollte: Ludwig IV. (1294-1347). Der Wittelsbacher erkämpft sich 1322 in der Schlacht von Mühldorf die deutsche Königskrone, zwei Jahre später verhängt jedoch Papst Johannes XXII. über ihn den Kirchenbann und nennt ihn verächtlich "Bavarus". Der Name bleibt ihm: Ludwig der Bayer. Dieser erklärt 1328 wiederum den Papst für abgesetzt und lässt sich von einem Gegenpapst zum Kaiser krönen.

Legende von der "Reichshauptstadt"

Ludwig der Bayer wird in Rom zum Kaiser gekrönt (Fresko in den Hofgarten-Arkaden von Hermann Stilke, 1829) | Bild: BR

Bild vergrößern Bildunterschrift: Ludwig der Bayer wird zum Kaiser gekrönt (Fresko im Hofgarten).

Ein Wittelsbacher an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation - später eine Gelegenheit für lokalpatriotische Geschichtsschreiber, München ins Zentrum mittelalterlicher Weltpolitik zu rücken und von einer "Reichhauptstadt" zu sprechen. Doch der Historiker Richard Bauer relativiert diese Sichtweise: Ludwig habe in der Tradition des "alten deutschen Reisekönigtums" gestanden.

München sei für ihn keineswegs Zentrum des Reiches gewesen - auch wenn die Reichskleinodien (Insignien der Kaisermacht wie Reichsapfel, Krone und Zepter) temporär in der Stadt aufbewahrt wurden. Auch die Tatsache, dass Ludwig bedeutende Theologen und Philosophen wie Wilhelm von Occam oder Marsilius von Padua nach München holt, mache es nicht zu einer "geistigen Hauptstadt", denn sie seien "Fremdkörper innerhalb der städtischen Eliten" geblieben.

Traum vom Weltreich

Schloss Nymphenburg | Bild: dpa

Bild vergrößern Bildunterschrift: Max Emanuels "Spielzimmer": Schloss Nymphenburg

Nach Ludwigs Tod 1347 dauert es 350 Jahre, bis die Wittelsbacher wieder Aussicht auf den Kaiserthron haben. Kurfürst Max II. Emanuel (1679-1726) erhebt über seine Ehefrau aus dem Hause Habsburg Anspruch auf die spanische Krone. Als ein Sohn zur Welt kommt, ist der Traum von der Herrschaft über das spanische Welt-Imperium, in dem die Sonne nie untergeht, zum Greifen nah.

Die Wittelsbacher würden in diesem Fall als Residenzstadt allerdings wohl Madrid wählen, nicht München. Doch der Traum zerplatzt jäh, als der designierte Thronfolger 1699 im Alter von sechs Jahren stirbt. Max Emanuel tröstet sich mit dem großzügigen und kostspieligen Ausbau von Nymphenburg und Schleißheim sowie dem die Schlösser verbindenden Kanalsystem und spielt darauf "Seekrieg" nach - eine Art "Schiffe versenken" im großen Maßstab.

Noch ärger kommt es für Max Emanuel 1704: Während des Spanischen Erbfolgekriegs verliert er die Schlacht von Höchstädt. Er muss ins Exil und München für elf Jahre verlassen. Stattdessen ziehen die Habsburger Sieger ein und setzen der Bevölkerung arg zu. Die wagt 1705 den Aufstand, der aber in der "Sendlinger Mordweihnacht" blutig niedergeschlagen wird.

Das Wüten von Maria Theresias Panduren

Maria Theresia von Österreich (Ausschnitt aus einem Gemälde in der Wiener Hofburg) | Bild: dpa

Bildunterschrift: Erzherzogin Maria Theresia von Österreich lässt 1742 Truppen in München einmarschieren.

1742 schafft es dann doch wieder ein Wittelsbacher auf den Thron. Karl Albrecht (der "Rokoko-Fürst", 1726-1745) lässt sich 1742 unter dem Namen Karl VII. in Frankfurt zum römisch-deutschen Kaiser wählen. Aber mit München als Kaiserresidenz wird es wieder nichts. Nach Karls Krönung marschieren erneut Truppen der Habsburger in München ein. Mit dabei: die Panduren, eine Art Guerilla-Truppe aus serbischen und ungarischen Söldnern, die fürchterlich wüten, vor allem im Lehel. Die Soldaten der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia verjagen Kaiser Karl VII. aus der Stadt.

Seine Armeen erobern München zwar zurück, aber die Wittelsbacher Kaiserherrlichkeit ist nur von sehr kurzer Dauer: 1745 stirbt Kaiser Karl.

Weiter mit: Auf dem Weg zur Metropole
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