12.10.2010
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Paris? Versailles? Venedig? Dorthin muss die Filmcrew von "Die drei Musketiere" nicht reisen. Stattdessen wird der Streifen zum größten Teil in Bayern gedreht. Dort fanden die Produzenten ideale Bedingungen und Kulissen. Doch die echte Herausforderung startet erst mit Drehbeginn.
Von Rainer Aul
Stand: 01.10.2010
Regisseur Paul Anderson spricht von Ironie: "Wir erzählen eine große französische Geschichte, aber ein Engländer führt die Regie und gedreht wird in Deutschland." Ausgerechnet in Deutschland entstehen Szenen, die unter anderem im Herzen Frankreichs spielen, im Pariser Louvre? Und das, obwohl die Originalschauplätze doch so gut wie um die Ecke liegen? Der Grund dürfte Fans französischer Kultur erschüttern: "Ich glaube, wir können hier eine viel bessere Version der 'Drei Musketiere' drehen," so Anderson auf der Pressekonferenz zum Drehstartbeginn in München, "als wir es in Frankreich hätten tun können."
"Wir haben uns in ganz Europa nach Motiven umgesehen, in denen man so eine Geschichte erzählen kann", erklärt der geschäftsführende Produzent Martin Moszkowicz. "Aber die bayerischen Schlösser sind so außergewöhnlich und in so unglaublich gutem Zustand, dass es sich einfach angeboten hat, zu Hause zu drehen." Zu Hause, damit meint Moszkowicz, der in München studiert hat, vor allem Bayern. Die Drehorte liegen über den ganzen Freistaat verstreut: In Bamberg, Burghausen, Oberschleißheim, München und Würzburg wird am Set gedreht - also nicht in einem Studio, sondern an real existierenden Orten. "Diesen Film zu drehen, ist wie zu den Wurzeln des Filmemachens zurückzukehren", schwärmt Musketiere-Produzent Jeremy Bolt.
Die Arbeit am Computer wird der Crew des 3D-Films aber kaum erspart bleiben. Aus Burghausen soll unter anderem Paris werden, die Würzburger Residenz gibt den Louvre, und aus dem Schloss Schleißheim soll der Dogenpalast werden. Bei aller Schönheit – die Ähnlichkeit zu den Originalschauplätzen lässt doch zu wünschen übrig, zumal die Geschichte im 17. Jahrhundert spielt. Nur Schloss Herrenchiemsee mag man seine "Rolle" als Königspalast in der Musketier-Neuverfilmung abnehmen. Schließlich erbaute der bayerische Märchenkönig Ludwig II. den Komplex explizit nach dem französischen Vorbild Versailles. Dort residierten die französischen Könige allerdings erst nach der Zeit der Musketier-Geschichte, deshalb soll wohl auch das Neue Schloss auf Herrenchiemsee den Pariser Louvre darstellen, den alten Palast der französischen Könige.
"Herrenchiemsee besitzt einen fantastischen Spiegelsaal", so Produzent Bolt. "Nie habe ich so etwas gesehen." Natürlich entstand auch dieser nach dem Pendant in Versailles. "Ich war völlig verblüfft", so Regisseur Anderson, "wie stark der Einfluss der französischen Architektur in Bayern zu spüren ist." Der Brite lebte nach eigenem Bekunden für Dreharbeiten eine Zeit lang in München, kam aber offenbar sonst nicht viel herum im Freistaat. "Als ich vor einigen Monaten hier auf der Suche nach Locations war, schockierte mich die Schönheit Bayerns regelrecht."
Startpunkt der Dreharbeiten war Bamberg, wo laut Robert Kultzer, einem weiteren Produzenten des Films, besonders tolle Locations für den Film gefunden wurden. In der Alten Hofhaltung und auf dem Domplatz, aber auch im und vor dem Alten Rathaus wurde gedreht. Die Bürger der Stadt mussten sich in dieser Zeit auf zahlreiche Behinderungen einstellen, da die eigentlichen Sets weiträumig abgesperrt wurden. "Das Problem sind die empfindlichen Mikrofone der Filmcrew", erklärt Franz Eibl von der Stadt Bamberg. "Wenn da zu nahe ein Motorrad vorbeiknattert, ist es vorbei mit der Stimmung." Selbst für Lärm sorgte die Film-Crew, als am Alten Rathaus und auf der Oberen Brücke gedreht wurde. "Da werden nachts dann Musketenschüsse abgefeuert", prophezeite Andrea Grodel von der Stadt vor Beginn der Dreharbeiten. Die Anwohner waren schon im Vorfeld über den nächtlichen Platzpatronen-Lärm informiert worden.
Obwohl Dreharbeiten für Bamberg nicht Neues sind, sprengte diese Produktion die bisherigen Dimensionen, auch beim Thema Geheimhaltung. Auf dem Gelände waren keine Kameras erlaubt, Berichterstattung von den Sets war schwierig. Von der Entstehung des Films soll so wenig wie möglich vorab nach draußen gelangen. Paparazzi oder renitente Orlando-Bloom-Fans sollten an Mitarbeitern des Ordnungsamtes der Stadt oder dem Sicherheitsdienst der Produktionsfirma scheitern. Wir haben alle verfügbaren Fotos in unseren Galerien gesammelt.
Nach Bamberg folgten Drehs in Würzburg (an der Residenz, der Alten Mainbrücke und der Festung Marienberg) und in Burghausen im Landkreis Altötting. Die 18.000-Einwohner-Stadt verfügt mit einer der längsten Burganlagen der Welt über eine beeindruckende Kulisse. Danach wurde im Neuen Schloss auf der Insel Herrenchiemsee gedreht, aktuell stehen Schloss Schleißheim und danach München (Hofgarten und Residenz) auf dem Programm. Im Antiquarium der Residenz, einem der ältesten Renaissancesäle Europas, sollen Innenaufnahmen für Venedig-Szenen entstehen. Insgesamt wird 13 Wochen lang gedreht. Während dieser Zeit muss die mehrere hundert Mann starke Film-Crew sieben Mal komplett umziehen. Letzte Station ist bis Mitte November das Studio Babelsberg in Postdam. Danach müssen sich die Filmfans bis zum 1. September 2011 gedulden, dem geplanten Kinostart in Deutschland.
Ende August bis Ende September:
Ende September bis Anfang Oktober:
Musketier-Dreh in Würzburg: Auf dem Set mit Bloom, Waltz und CoMilla Jovovich, Mads Mikkelsen und ... Manfred Lindner? Na klar, schließlich ist er als Statist auch beim Dreh von "Die drei Musketiere 3D" dabei. Frankenschau aktuell-Reporterin Conny Kleinschroth hat ihn einen Tag lang begleitet und Faszination und Wahnsinn auf dem Set in Würzburg miterlebt.