Geplatzte Verhandlungen: Gute Gründe für Absage der BayernLB
Kommentar Einmal mehr wird nichts aus Fusionsplänen im Landesbankensektor. Im Gegensatz zu früher liegt das aber nicht vorrangig an den Eitelkeiten der Beteiligten. Die BayernLB hat berechtigte Sorgen vor einem Zusammengehen mit der WestLB.Die Fusion von BayernLB und WestLB ist gescheitert. Verwundert das irgendjemanden? Wohl eher nicht. In den vergangenen Jahren, ja sogar Jahrzehnten, haben Politiker, Landesbanker und Investmentbanker alle denkbaren Fusionsszenarien durchgespielt, immer wieder wurde - wie jetzt im Fall von WestLB und BayernLB - ein Zusammengehen verschiedener Institute "geprüft". Geworden ist nie etwas daraus. Die Verhandlungen scheiterten meistens an den Eitelkeiten der Bundesländer und der Vorstände der Landesbanken - alle beharrten auf ihren Standorten, auf ihren Posten.
Daran hat es bei BayernLB und WestLB dieses Mal aber nicht gelegen, zumindest nicht vorrangig. Vielmehr konnte sich der Vorstand des Münchner Instituts nicht dazu durchringen, die mit einer Fusion verbundenen Risiken und Nebenwirkungen einzugehen. Die "ökonomischen Vorteile" eines Zusammengehens seien zu gering, teilte das Unternehmen mit.
Dass die Bayern abgewunken haben, ist aus mehreren Gründen nachvollziehbar, auch ohne dass man die Details der betriebswirtschaftlichen Prüfung eines möglichen Zusammengehens kennt.
Erstens: Die BayernLB ist ein gebranntes Kind. Der Kauf der Hypo Group Alpe Adria 2007, damals als großer Erfolg gefeiert, bescherte dem Freistaat Bayern einen Verlust von 3,7 Mrd. Euro - und den damals amtierenden Vorständen Schadenersatzklagen von Seiten des Verwaltungsrates wegen fahrlässigen Handelns. Da ist es verständlich, dass der jetzige BayernLB-Vorstand besonders vorsichtig agiert, um sich in der Zukunft nicht erneut angreifbar zu machen. Klar also, dass bereits der kleinste Zweifel an der Fusion zum Scheitern führen musste.
Zweitens: Genau dieser Zweifel bestand von Anfang an. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hatte bereits vor Wochen öffentlich bezweifelt, ob WestLB und BayernLB gemeinsam ein tragfähiges Geschäftsmodell haben. Auch in der Finanzbranche und von Ratingagenturen wurde dies hinterfragt. Diese betonten auch immer wieder, dass eine große Landesbank ein veritables Refinanzierungsproblem haben könnte. Zudem sind sowohl die WestLB als auch die BayernLB momentan in der internen Restrukturierung und eigentlich mit sich selbst beschäftigt.
Drittens: Eine Ehe mit der WestLB bedeutet für jeden Fusionspartner Ärger mit der EU-Kommission. Denn die hat ihren Dauerpatienten aus Düsseldorf schon seit Jahren auf dem Kieker und geht mit ihm immer wieder besonders hart ins Gericht. Die BayernLB aber wartet selbst noch auf ihre Auflagen für milliardenschwere Staatshilfen aus Brüssel.
Sie kann daher noch weniger als jeder andere Fusionspartner Interesse an Zwist mit der EU-Kommission haben. Und der deutete sich mit den kritischen Aussagen Almunias über eine mögliche Fusion bereits an. Zumal die EU-Kommission die WestLB-Eigner enorm unter Druck setzt: Bis Ende 2011 soll die Bank verkauft oder fusioniert sein. Diesen Druck holt sich der Fusionspartner gleich mit ins Haus.
Vor allem den Mitarbeitern der WestLB, die seit über drei Jahren um ihre Zukunft bangen müssen, sei es aber gewünscht, dass doch noch eine Lösung für die Düsseldorfer Bank gefunden wird.
Auch wenn die Aussichten dafür mau aussehen: Der Verkaufsprozess für die WestLB, der parallel zu der Fusionsprüfung angelaufen ist, hat schlecht begonnen. Ob andere Landesbanken, allen voran Helaba, Deka und Landesbank Berlin, sich für eine Großfusion mit der WestLB erwärmen können, ist fraglich. Das Szenario einer Abwicklung der WestLB ist mit der Absage der BayernLB ein Stückchen wahrscheinlicher geworden.
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FTD.de, 04.11.2010
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