Künftiger Bilfinger-Chef: Roland Koch droht Ärger in Schottland
Er hat noch mehr als ein halbes Jahr Zeit, bis er das Unternehmen führt. Aber Roland Koch kann sich jetzt schonmal auf einen Streit mit der Stadt Edinburgh einrichten. Zwischen Bilfinger und den Schotten fliegen die Fetzen.Der designierte Vorstandsvorsitzende des Baukonzerns Bilfinger Berger , Roland Koch, gerät voraussichtlich in einen erbitterten Streit mit der Stadt Edinburgh. Beim Bau einer Trambahn erhebt der Auftraggeber schwere Vorwürfe wegen Verzögerungen.
Die Schotten werfen Deutschlands zweitgrößtem Baukonzern vor, bei der Konstruktion der örtlichen Straßenbahn 18 Monate hinter dem Zeitplan herzuhinken. Aus Protest gegen Bilfinger Berger trat der Chef der örtlichen Nahverkehrsgesellschaft, David Mackay, am Mittwoch zurück. Er bezeichnete die Deutschen in einem Zeitungsinterview als "Verbrecher", die sich nicht an Verträge hielten.
Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs beim Bau der U-Bahn droht Bilfinger damit ein weiterer Rechtsstreit - mit entsprechenden Folgen für das Image des Baukonzerns.
Bei dem Projekt in Edinburgh geht es um eine 11,5 Meilen lange Trambahn vom Flughafen bis nach Newhaven. Das Investitionsbudget wurde auf 545 Mio. Pfund veranschlagt (rund 620 Mio. Euro).
Mackay gibt Bilfinger die Schuld an dem Missmanagement: "Das Unternehmen versucht wie ein Verbrecher, jeden Pfennig aus uns herauszupressen", sagte er.
Für Sonderwünsche habe Bilfinger enorme Aufschläge gefordert. Zudem seien Entscheidungen der britischen Bilfinger-Tochter von der Zentrale in Deutschland häufig wieder über den Haufen geworfen worden.
Bilfinger wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme scharf zurück und drohte dem Chef der Nahverkehrsgesellschaft mit rechtlichen Schritten wegen Rufschädigung. "Die bisher aufgetretene zeitliche Verzögerung des Projekts liegt aufgrund einer Vielzahl von Planungsänderungen und mangelnder Vorleistungen ausschließlich in der Verantwortung des Auftraggebers", teilte das Unternehmen mit.
Aus vertraglichen Gründen wolle sich Bilfinger jedoch nicht inhaltlich äußern. Aus dem Umfeld des Projekts hatte es zuvor geheißen, es habe von Anfang an Verzögerungen gegeben. Die Vorbereitungsarbeiten für den Start der Baustelle seien unzulänglich. So seien immer wieder Versorgungsleitungen im Boden gefunden worden, die in den Karten nicht verzeichnet waren. Dadurch habe Bilfinger den Bau immer wieder stoppen müssen.
Zudem gebe es beim Auftraggeber interne Querelen. Eine Lösung ist schwierig: Zum Weitermachen fehle das Geld, hieß es. Ein Ausstieg aber würde einen Rechtsstreit nach sich ziehen. Der Stadtrat soll am 16. Dezember entscheiden, wie es weitergeht.
Deutliche Worte aus der Bilfinger-Zentrale
Bilfinger-Vorstandsmitglied Joachim Enenkel sagte am Freitag, sein Unternehmen verhalte sich vertragskonform. Die Deutschen hätten den Schotten stets konstruktive Vorschläge zur Lösung der Probleme gemacht. "Dass wir dafür nun öffentlich beleidigt und verleumdet werden, zeigt, wie überfordert der jetzt ausgeschiedene Vertreter des Auftraggebers mit einem Projekt dieser Größenordnung war."
Einenkel hofft nun, dass mit dem Führungswechsel auf Auftraggeberseite das Projekt "endlich in geordneten Bahnen fortgeführt" werden könne.
Hessens früherer Ministerpräsident Koch soll mit Wirkung zum 1. März 2011 zum Mitglied des Bilfinger-Vorstands bestellt werden. Ab 1. Juli tritt er dann die Nachfolge des heute 62-jährigen Herbert Bodner als Vorstandsvorsitzender an.
An Kochs schnellem Wechsel von der Politik aus der Wirtschaft hatte es Kritik wegen möglicher Interessensverquickungen gegeben. Nun bestätiigte das Unternehmen, dass der frühere CDU-Politiker bereits während seiner Amtszeit Kontakt zu dem Baukonzern hatte.
Ein "gemeinsamer Bekannter" von Koch und dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Unternehmens, Bernhard Walter, habe bereits im Sommer "die Idee entwickelt", Koch als Chef des Baukonzerns zu installieren, sagte ein Konzernsprecher Bilfingers und bestätigte damit einen Bericht des SWR-Magazins "Report Mainz".
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FTD.de, 05.11.2010
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