Potash-Übernahme: Protektionismus - Gefährlicher Zeitgeist
Leitartikel Wenn Kanada die Übernahme des Rohstoffkonzerns Potash durch einen australischen Konkurrenten stoppt, ist das nur das auffälligste Signal für den neuen Protektionismus. Diesen Trend können die großen Wirtschaftsnationen nur gemeinsam bekämpfen.Da können Spieltheoretiker noch so viel über die langfristigen Vorteile von Kooperation sinnieren: Kaum werden die Zeiten härter, ist jeder sich selbst der Nächste. Das mag beim einzelnen Bürger noch verständlich sein; Regierungen jedoch dürfen nicht kurzsichtigen Impulsen nachgeben. Genau das aber tat Kanada, als es dem australischen Rohstoffkonzern BHP die Übernahme des kanadischen Kaliherstellers Potash vorläufig untersagte. Solch plumper Protektionismus ist schädlich - für einzelne Staaten, vor allem aber für die gesamte Weltwirtschaft.
Kanadas Vorgehen ist umso erschreckender, als es in den Zeitgeist passt. Viele Staaten protegieren ihre eigene Wirtschaft, wenn auch selten so offen wie im Fall Potash. Geplagt von den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise tricksen und täuschen zum Beispiel die USA, indem sie den Wechselkurs des Dollar nach Kräften senken, um ihre Exporte zu fördern.
Diese neuen Hemmnisse addieren sich zu alten Ärgernissen. China hat seine Währung an den US-Dollar gebunden. Außerdem kommt es wie andere Schwellenländer in den Genuss zahlreicher Ausnahmeregeln bei der Welthandelsorganisation WTO, die angesichts der Stärke ihrer Industrien inzwischen keine Berechtigung mehr haben. Die Europäische Union wiederum subventioniert sowohl ihre Landwirtschaft als auch Schlüsselindustrien wie die Luft- und Raumfahrt.
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Der kanadische Tiefschlag gegen BHP zeigt augenfällig, dass der Abbau von Handelsschranken im Moment ein zweitrangiges Problem ist. Dabei sollte jeder Entscheidung der Staatenlenker die Einsicht zugrunde liegen, dass es gerade in wirtschaftlich harten Zeiten gefährlich ist, neue Schranken zu errichten.
Doch Appelle helfen nicht weiter. Die Lust am Protektionismus speist sich aus einem Gefühl der Ungerechtigkeit: Während die Wirtschaft in China und auch in Deutschland wieder auf Hochtouren läuft, hinken Nordamerika und Südeuropa hinterher. Das ist das grundlegende Ungleichgewicht, das die führenden Industrie- und Schwellenländer auf ihrem Gipfeltreffen kommende Woche angehen müssen. Die Schwellenländer und Deutschland sollten ihren schwächelnden Partnern entgegenkommen. Denn auch hier gilt: Wer nur an seinen kurzfristigen Vorteil denkt, ist langfristig im Nachteil.
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Aus der FTD vom 05.11.2010
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