Dienstag, 14. Dezember 2010

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Besuch in Red Bulls Erfolgs-Schmiede

Im Werk von Red Bull im englischen Milton Keynes arbeitet man bereits daran, auch 2011 den WM-Titel in der Formel 1 zu holen.

Letztes Update am 27.11.2010, 16:04

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In den Hallen arbeitet die Mannschaft bereits an einem Boliden für 2011. Sauber: In den Hallen arbeitet die Mannschaft bereits an einem siegfähigen Boliden für 2011. Fotografiert werden dürfen nur Museumsstücke, wie dieses 2008er-Modell.

Milton Keynes, eineinhalb Autostunden nordwestlich von London. Eine gesichtslose New Town, 1960 gegründet, zirka 200.000 Einwohner. Breite Straßen, große Kreisverkehre. Im Industrieviertel lässt die Morgensonne den Raureif schmelzen, der Union Jack hängt schlaff herunter, daneben die österreichische Fahne.

Und doch sind wir hier im Zentrum der Formel-1-Welt. Hier steht das Werk von Red Bull, in diesem Gebäude wurde das Weltmeister-Auto von Sebastian Vettel konstruiert. Die Wände im Inneren weiß, vom Boden könnte man essen. Vorsicht! Nichts angreifen, es könnte heiß sein, scharf oder gar kaputt gehen. Aber vor allem: nicht fotografieren. "Dafür bitte ich um Verständnis", sagt Steve Nevey, der Entwicklungs-Manager von Red Bull Racing. "Wir bauen hier gerade das Weltmeister-Auto von 2011."

Die Zuversicht ist enorm. Der Aufwand, der dafür betrieben wird, ebenso. Abgesehen vom Motor, der auch 2011 von Renault geliefert wird, besteht ein Rennwagen aus 4000 Einzelteilen. Gerade einmal 400 davon werden unverändert in den neuen Boliden übernommen.

An der Weiterentwicklung der restlichen 3600 Teile arbeiten 180 Ingenieure in einem Großraumbüro im Nebengebäude. Auf ihren Flachbildschirmen sind Grafiken zu erkennen, Diagramme, manchmal ein ganzes Bauteil. "Jedes einzelne Teil wird am Computer entwickelt. Dann simulieren wir virtuell das Ergebnis und entwickeln weiter", sagt Jürgen Maier, Großbritannien-Chef von Siemens-Industry, das die PLM-Software für Red Bull zur Verfügung stellt. Der IBM-Supercomputer, der die nötige Rechenleistung bringt, füllt einen ganzen Raum aus. "Den Entwicklern reicht bei diesem System ein Mausklick, um neue Teile sofort fräsen oder stanzen zu lassen."


Limit

Das spart Kosten - das Budgetlimit für die Entwicklung liegt bei 40 Millionen Euro pro Jahr - und Zeit. Denn nirgendwo sonst müssen Produkte so schnell weiterentwickelt und gefertigt werden. Von Rennen zu Rennen können minimale Änderungen über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Im "Building 3" werden die neuen Teile hergestellt. Gefräst, gegossen oder im
staubfreien Raum aus Karbon gemacht. Vorerst allerdings Miniatur-Teile. "Wir bauen 60-Prozent-Modelle, die wir dann im Windkanal testen", sagt Entwicklungs-Chef Nevey. "Größer erlaubt es die FIA nicht." Die besten Teile produzieren dann Menschen mit weißen Kitteln und weißen Handschuhen in Original-Größe.


Im Zentrum

Im ersten Stock präsentiert Nevey stolz seine Schaltzentrale, das Bindeglied zwischen Rennstrecke und Fabrik. Hier laufen alle Daten zusammen. Via 18 Monitore überwacht ein Team von Ingenieuren jeden Meter, den Sebastian Vettel und Mark Webber unterwegs sind. Doch auch die Gegner werden genau beobachtet. "Wir sehen über die TV-Bilder von Sky und BBC ganz genau, welche Linie etwa Lewis Hamilton fährt, wie seine Federung arbeitet und hören, wo seine Schaltpunkte sind", sagt Nevey. "So können wir erahnen, welche Strategie sein Team verfolgt und dementsprechend darauf reagieren."

Eine Welt voller Hightech und Zukunfts-Technologien. Nur das Superhirn von Red Bull, der Technische Direktor Adrian Newey, passt nicht ganz in dieses Schema. Der 51-jährige Design-Guru zeichnet die Entwürfe seiner Erfolgsautos noch immer ganz konservativ mit Bleistift auf Papier.

Letztes Update am 27.11.2010, 16:04

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Artikel vom 27.11.2010 15:00 | KURIER | Florian Plavec, Milton Keynes | « zurück zu Motorsport


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